Lions Club Zirndorf-Franconia und Gert M. Rupp Stiftung übergeben Maskenspende an Rummelsberger Pflegeausbildung
Mehr lesenNürnberg – Die Corona-Pandemie ist eine große Belastung für die ganze Gesellschaft, insbesondere aber für die Mitarbeitenden der Pflegeeinrichtungen. Die Kosten für FFP2-Masken sind für die Träger der Sozialdienstleistung schwer zu stemmen. Am letzten Mittwoch haben der Lions-Club Zirndorf-Franconia und die Gert M. Rupp Stiftung daher 6.000 Masken stellvertretend an die Pflegehelferausbildung der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg übergeben. Die Masken werden in vielen Rummelsberger Einrichtungen im Umland eingesetzt.
Die Spendenübergabe fand in den Räumlichkeiten der Pflegehelferausbildung der Rummelsberger in Nürnberg statt. „Wir sind sehr froh über die Masken. So können wir schnell und unkompliziert auch den Schülerinnen und Schülern helfen, die sich aus finanziellen Gründen nicht mit ausreichend Masken ‚eindecken‘ konnten“, sagte Regina Mohr, die Schulleiterin. Ungefähr 2.200 Masken gehen direkt an die Bildungsbereiche, also an Schulen des diakonischen Trägers. Der Rest wird vorrangig in Senioren-Einrichtungen verteilt. Einige gehen aber auch an Einrichtungen der Jugendhilfe.
Die Spende kommt aus den gemeinsamen Anstrengungen des Lions-Club Zirndorf-Franconia und der Gert M. Rupp Stiftung zustande. Gert Rupp ist nicht nur Namensgeber der Stiftung, sondern auch derzeitiger Präsident des Lions-Club Zirndorf-Franconia. „Wir helfen sehr gerne und freuen uns, den Schülerinnen und Schülern damit etwas Gutes tun zu können“, erklärte er bei der Spendenübergabe. Vom Lions-Club Zirndorf-Franconia waren außerdem der Vizepräsident Stefan Maier-Wimmer und Dorit Paneutz anwesend.
Die Delegation des Clubs wurde entsprechend des Hygienekonzeptes der Einrichtung in Nürnberg begrüßt und der Leiter der beruflichen Schulen der Rummelsberger Diakonie Christian Oerthel sowie Schulleiterin Regina Mohr berichteten aus ihrer Arbeit. Die erweiterte Pflegehelferausbildung gibt es seit drei Jahren in dieser Schule. Die Studierenden können in einem Jahr vor allem die Sprache erlernen und mit Hilfe von Praktika in einige Pflegeberufe „hineinschnuppern“. Die Schülerinnen und Schüler sind vor allem Menschen mit Fluchterfahrung, aber auch EU-Bürgerinnen und -bürger. Es gibt eine große Nachfrage für Plätze an der Schule.
Die Masken sind wichtig, weil sie Sicherheit geben, besonders in den Unterrichtssituationen. „Wir sind froh und dankbar über Masken für die Schüler*innen, damit sie sicher an die Schulen kommen können“, schließt Oerthel.
PM_SPÜ_BIK_Lions.pdf213 Ki
Dorothee Schmidt verlässt nach 27 Dienstjahren die Rummelsberger Diakonie. Die 51-Jährige war als Dienstellenleiterin der Rummelsberger Dienste für junge Menschen gGmbH und als Mitglied im Aufsichtsrat hochgeschätzt.
Mehr lesenNürnberg – „Ginge es nach unserem Wunsch – so würden wir Sie einfach behalten.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich am Freitag Karl Schulz, Vorstand Dienste der Rummelsberger Diakonie von Dorothee Schmidt, Dienstellenleiterin der Rummelsberger Dienste für junge Menschen gGmbH, kurz RDJ, in Fürth. Damit brachte Schulz auf den Punkt, was alle Gäste dachten.
Dorothee Schmidt verlässt zum 1. März 2021 nach fast dreißig Jahren die Rummelsberger Familie und übernimmt die Leitung des Jugendamts Roth. Das rauschende Abschiedsfest – „das Ihrem Wirken innerhalb unserer Rummelsberger Familie mehr als angemessen gewesen wäre“, wie Schulz sagte, musste Coronabedingt leider entfallen. Stattdessen gab es eine Feierstunde in kleinem Kreis mit Schutzmasken und Abstand.
Schulz betonte in seiner Rede, dass Schmidt in den knapp drei Jahrzehnten ihres Wirkens in Rummelsberg viel bewegt, verändert, verbessert, mitgetragen und erneuert habe. Nicht nur in der Kinder- und Jugendhilfe, in der die Diplom Sozialpädagogin 1993 als Studentin erstmals ein Praktikum absolvierte und 1994 im Gruppendienst einstieg. Sondern auch mit ihrem Engagement und Einsatz als Vorsitzende des „Sprecherausschuss leitende Angestellte“ und als gleichzeitiges Mitglied des Aufsichtsrates der Rummelsberger Diakonie.
Verena Voß, Dienstellenleiterin Kinder und Familie der Rummelsberger Dienste für junge Menschen gGmbH, kurz RDJ, wird künftig die Leitung der Fürther Kindertagesstätten in ihre Dienststelle übernehmen. Die Leitung der Rummelsberger Dienste für junge Menschen (RDJ) in Fürth wird Diakon Werner Pfingstgraef, Dienstellenleiter der RDJ in Nürnberg mit übernehmen. Bei der Verabschiedung dankte der Diakon der geschätzten Kollegin für ihren Einsatz, bei dem sie immer den Menschen – sowohl die Kinder und Jugendlichen, als auch die Mitarbeitenden – im Mittelpunkt sah. Neben Grüßen und Wünschen von Weggefährten, die bei der Feierstunde aufgrund der Pandemie nicht dabei sein konnten, gab er ihr mit dem Wochenpsalm einen Segensgruß mit auf den weiteren Weg und überreichte kleine Präsente.
Dorothee Schmidt war sichtlich gerührt angesichts der großen Wertschätzung. Sie gehe mit einem lachendem und einem weinenden Auge. „Ich durfte in meiner Zeit bei den Rummelsbergern Verantwortung für Menschen übernehmen, sie ein Stück ihres Lebens begleiten und mit ihnen gemeinsam Rahmenbedingungen entwickeln, damit sie ihre Aufgaben richtig gut erledigen können.“ Dabei habe sie erlebt, dass wertschätzende Kommunikation ganz wichtig sei, aber auch sehr anstrengend sein könne.
Dorothee Schmidt hatte sich in den vielen Jahren in der Rummelsberger Familie nicht nur wohl, sondern auch zuhause gefühlt. Der Wechsel ins Jugendamt Roth sei, so die 50-Jährige, eine Bauchentscheidung gewesen: „Das Jugendamt suchte bewusst einen Pädagogen und keinen Juristen oder Verwaltungsangestellten, da dies der Kernaufgabe des Jugendamtes entspricht. Da fühlte ich mich angesprochen.“
Karl Schulz zeigte sich zuversichtlich, dass Dorothee Schmidt als Leiterin des Jugendamts Roth ebenso ideenreich und analytisch Probleme erkennen und neue Wege beschreiten werde, wie Sie das in der Rummelsberger Diakonie stets mit Bravour getan habe. Deshalb händigte er der Kollegin bei der Feier auch gleich eine kleine Wunschliste für sie als neue Jugendamtsleitung aus. Als Jugendhilfeträger vor Ort sei die Rummelsberger Diakonie gerne bereit, gemeinsame Projekte für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsenen und Familien in der Stadt Roth und dem Landkreis zu entwickeln und umzusetzen, um für diese neue Perspektiven schaffen können.
Dorothee Schmidt freut sich auf die neue Aufgabe und den Seitenwechsel: „Jugendhilfe aus einer anderen Perspektive – das wird spannend.“
Dorothee_Schmidt_und_Karl_Schulz__Foto_Werner_Pfingstgraef_presse.jpg3,57 Mi
Mitarbeitende der ambulanten Jugendhilfe betreuen Kinder, Jugendliche und Familien direkt zuhause. Sie gehen in die Familie. Bei den Corona-Schutz- und Impfmaßnahmen werden sie jedoch nicht mitbedacht. Karin Raudszus, Leitung des Ambulanten Erzieherischen Dienstes, kurz AED genannt, der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg und Diakon Werner Pfingstgraef, Dienststellenleiter der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg, berichten im Interview von den gesundheitlichen Risiken und der psychischen Belastung und was das für Mitarbeitende der ambulanten Jugendhilfe bedeutet. Wie viele Menschen betreut der AED in Nürnberg und wie sieht diese Betreuung aus? Raudszus: Wir betreuen aktuell weit über 600 Menschen in 130 sogenannten Jugendhilfemaßnahmen. Zum Großteil sind das Erziehungsbeistandschaften und sozialpädagogische Familienhilfen. Das heißt, die Mitarbeitenden unterstützen und betreuen Kinder und deren Eltern. Dazu gehört das Vermitteln bei Familien-Konflikten, das Fördern der persönlichen Fähigkeiten der Kinder und deren Eigenverantwortung. Außerdem die Begleitung der jungen Menschen bei ihrer schulischen oder beruflichen Ausbildung und bei der Verselbstständigung. In der sozialpädagogischen Familienhilfe liegt der Fokus auf den Eltern. Wir helfen ihnen bei der Bewältigung von Alltagsproblemen oder unterstützen sie bei der Lösung von Konflikten. Ziel ist hier, die Eltern zu einem selbstständigen Leben zu befähigen. Es soll Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden. Pfingstgraef: Diese Betreuungsarbeit findet zu weit über 80 Prozent „face-to face“ statt. Das heißt, die Kolleginnen und Kollegen gehen zu den Familien nach Hause und haben direkten Kontakt zu den Menschen. Was sind die Herausforderungen im Arbeitsalltag für die Mitarbeitenden und inwieweit belastet die Corona-Pandemie hier zusätzlich? Raudszus: Die ambulante Betreuung ist an sich schon eine anspruchsvolle pädagogische Arbeit. Im Gegensatz zur stationären Kinder- und Jugendbetreuung oder in Kitas bzw. heilpädagogischen Tagesstätten sind die Kolleg*innen im AED immer alleine unterwegs. Die Möglichkeit, sich mal kurz abzusprechen oder eine Belastung zu teilen haben sie nicht. Sie gehen allein zu den Klient*innen und wissen oft nicht einmal, was sie hinter der Wohnungstür erwartet. Das ist herausfordernd und anstrengend. Jetzt kommen gesundheitliche Risiken durch Corona und die Homeschooling-Situation noch hinzu, in der die Kolleg*innen die Familien zusätzlich unterstützen. Eine Umarmung durch eine Kollegin oder einen Kollegen, in der wöchentlichen Teamsitzung bedeutet für die Mitarbeitenden eine der wenigen kleinen Erleichterungen und Unterstützungen im Alltag. Corona und die damit verbundenen notwendigen Abstandsregelungen machen dies nun seit einem Jahr unmöglich. Teamgespräche und kollegiale Beratung können aktuell nur digital oder in Kleinstgruppen mit großem Abstand stattfinden. Worte des Beistands sind natürlich möglich, aber das ist nicht das Gleiche. Pfingstgraef: Zusätzlich müssen die Mitarbeitenden auch für die Kolleg*innen einspringen, die beispielsweise in Quarantäne oder krank sind. Wir haben es mehrfach erlebt, dass Familien, die wir betreuen im zeitlich kritischen Rahmen der Betreuungsmaßnahmen Covid-positiv getestet wurden. Es kam sogar vor, dass Kolleginnen in die Familie kamen und erst während des Besuchs erfuhren, dass ein oder mehrere anwesende Familienmitglieder an Covid erkrankt waren. Insgesamt waren es rund 60 Covid-Fälle in den Familien, die wir betreuen. Umso glücklicher sind wir, dass wir bisher keinen Covid-Fall im Team hatten, was von der großen Umsicht und Verantwortung zeugt, mit der die Kolleg*innen arbeiten. Dennoch ist das natürlich eine immense Zusatzbelastung und wir erleben die Kolleginnen und Kollegen als stark belastet. Es kommt auch deutlich häufiger zu Krankheitsausfällen aufgrund der Überbelastung. Telefonische Beratung oder digitale Videokonferenzen über sichere Plattformen der Rummelsberger Diakonie – können die Mitarbeitenden den direkten Kontakt so nicht auf ein Minimum reduzieren? Raudszus: In den Betreuungsvereinbarungen mit dem Jugendamt steht, dass die im Hilfeplan vereinbarten Maßnahmen soweit möglich vorrangig persönlich stattfinden sollen. Nur wenn die Klient*innen dies nicht wünschen, Krankheitssymptome aufweisen oder sich in Quarantäne befinden, können digitale Medien genutzt werden. Wenn wir unsere Leistung länger als eine Woche nicht oder mehr als 14 Tage nur medial erbringen können, müssen wir den ASD (Fachdienst des Sozial- und Jugendamtes in jeder Kommune) schriftlich informieren und das weitere Vorgehen abstimmen. Pfingstgraef: Unsere Mitarbeiteri*innen sehen natürlich die Nöte und Bedarfe der Kinder, Jugendlichen und Familien und gehen deshalb selbstverständlich weiter in die Familien. Dabei haben Sie aber oft das Gefühl alleine an der Front zu stehen, Flagge zeigen zu müssen und dabei selbst nicht bedacht zu werden. Woher kommt dieses Gefühl der Missachtung? Raudszus: Dass es keine Möglichkeit auf Homeoffice gibt ist sicherlich ein Grund. Ausschlaggebend ist aber vor allem, das Gefühl der Missachtung seitens der Politik. Es gibt für Mitarbeitende der ambulanten und auch stationären Jugendhilfe keine klaren Schutzanweisungen und es wurden den sozialen Trägern auch keine finanziellen Mittel bereitgestellt, um die Kolleg*innen mit entsprechender Schutzkleidung ausrüsten zu können. Besonders in der ersten Lockdown-Phase 2020 war das ein großes Problem. Es gab anfangs zu wenig Schutzmasken und die Finanzierung musste auch erst einmal sichergestellt werden. Über einen Spendenfond wurde das zum Glück möglich gemacht und heute bestellen wir immer gleich große Mengen. Das verringert die Kosten und ist einfacher zu organisieren. Pfingstgraef: Hinzu kommt, dass die Jugendhilfe auch bezüglich Reihentestungen und Impfstrategien nicht mitbedacht wird und auf sich gestellt ist. Obgleich im ambulanten Bereich die Gefährdung der Kolleg*innen besonders hoch ist, da sie zu den betroffenen Kindern, Jugendlichen und Familien nach Hause gehen. Ohne zu wissen, wie diese sich hinsichtlich der Lockdown-Maßnahmen verhalten. Wenn Sie mal auf das Online-Portal des bayerischen Impfzentrums zur Corona-Schutzimpfung schauen - dort gibt es keine Möglichkeit sich als Mitarbeiter*in der stationären oder ambulanten Kinder- und Jugendbetreuung zu registrieren. Das heißt, die Kolleg*innen werden im Gegensatz zu Pflegefachkräften, Lehrer*innen oder Erzieher*innen nicht vorrangig behandelt, obgleich sie mindestens dem gleichen Risiko ausgesetzt sind. Sind die Kinder-, Jugendlichen und Familien durch Corona ebenfalls zusätzlich belastet? Raudszus: Ich denke, das sind wir alle. Je länger es dauert, desto höher wird die Belastung. In der ersten Lockdown-Phase 2020 hatten wir zum Teil ja sogar eher gegenteilige Erfahrungen. Die Klient*innen kamen erstaunlich gut mit der Situation zurecht – einige profitierten auch ganz offensichtlich vom reduzierten Alltagsgeschehen. Das tolle Frühlingswetter half hier natürlich auch. Der damals neu ins Leben gerufene „walk-and-talk“ kam bei vielen Klient*innen ebenfalls gut an. Seit Weihnachten war das Wetter nun für diese Betreuungsform selten geeignet und auch die Dauer der Beschränkungen lastet auf den Seelen aller. Wir spüren einen deutlichen Anstieg von Spannungen und Konflikten in den Familien – auch dort, wo es bisher gut lief. Pfingstgraef: Seit Jahresbeginn nimmt die Zahl der Inobhutnahmen allgemein zu und auch das Jugendamt Nürnberg meldet, dass die Gewalt steigt. Die Situation wird sich in den nächsten Wochen vermutlich auch erst einmal weiter verschärfen, ehe dann hoffentlich Lockerungen und zurückgehendes Pandemiegeschehen für Erleichterungen sorgen. Was würden Sie sich für die kommenden Wochen und Monate wünschen? Raudszus: Für die Mitarbeitenden wäre vor allem ein Ausgleich für die deutlich höhere Belastung im Betreuungsalltag wichtig. In Form von Teamgesprächen oder Supervision aber auch in Form von zusätzlichen Erholungsphasen. Außerdem wünschte ich, die Kolleg*innen bekämen die Achtung, die sie verdienen für ihre wichtige Arbeit, die sie in dieser Krisensituation leisten. Für die Klient*innen hoffen wir auf mögliche Lockerungen im Alltag, damit die Kinder und Jugendlichen wieder Sport machen und sich einander wieder begegnen können. Der Kontakt zu Gleichaltrigen ist entwicklungsmedizinisch von essenzieller Bedeutung für sie. Pfingstgraef: Das kann ich so unterstreichen. Außerdem wünsche ich mir, dass sich die Kolleg*innen aus der Kinder- und Jugendhilfe alle gemeinsam mit Erzieher*innen und Lehrer*innen impfen lassen können. Das Interview führte Stefanie Dörr
Mehr lesenWie viele Menschen betreut der AED in Nürnberg und wie sieht diese Betreuung aus?
Raudszus: Wir betreuen aktuell weit über 600 Menschen in 130 sogenannten Jugendhilfemaßnahmen. Zum Großteil sind das Erziehungsbeistandschaften und sozialpädagogische Familienhilfen. Das heißt, die Mitarbeitenden unterstützen und betreuen Kinder und deren Eltern. Dazu gehört das Vermitteln bei Familien-Konflikten, das Fördern der persönlichen Fähigkeiten der Kinder und deren Eigenverantwortung. Außerdem die Begleitung der jungen Menschen bei ihrer schulischen oder beruflichen Ausbildung und bei der Verselbstständigung. In der sozialpädagogischen Familienhilfe liegt der Fokus auf den Eltern. Wir helfen ihnen bei der Bewältigung von Alltagsproblemen oder unterstützen sie bei der Lösung von Konflikten. Ziel ist hier, die Eltern zu einem selbstständigen Leben zu befähigen. Es soll Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden.
Pfingstgraef: Diese Betreuungsarbeit findet zu weit über 80 Prozent „face-to face“ statt. Das heißt, die Kolleginnen und Kollegen gehen zu den Familien nach Hause und haben direkten Kontakt zu den Menschen.
Was sind die Herausforderungen im Arbeitsalltag für die Mitarbeitenden und inwieweit belastet die Corona-Pandemie hier zusätzlich?
Raudszus: Die ambulante Betreuung ist an sich schon eine anspruchsvolle pädagogische Arbeit. Im Gegensatz zur stationären Kinder- und Jugendbetreuung oder in Kitas bzw. heilpädagogischen Tagesstätten sind die Kolleg*innen im AED immer alleine unterwegs. Die Möglichkeit, sich mal kurz abzusprechen oder eine Belastung zu teilen haben sie nicht. Sie gehen allein zu den Klient*innen und wissen oft nicht einmal, was sie hinter der Wohnungstür erwartet. Das ist herausfordernd und anstrengend. Jetzt kommen gesundheitliche Risiken durch Corona und die Homeschooling-Situation noch hinzu, in der die Kolleg*innen die Familien zusätzlich unterstützen.
Eine Umarmung durch eine Kollegin oder einen Kollegen, in der wöchentlichen Teamsitzung bedeutet für die Mitarbeitenden eine der wenigen kleinen Erleichterungen und Unterstützungen im Alltag. Corona und die damit verbundenen notwendigen Abstandsregelungen machen dies nun seit einem Jahr unmöglich. Teamgespräche und kollegiale Beratung können aktuell nur digital oder in Kleinstgruppen mit großem Abstand stattfinden. Worte des Beistands sind natürlich möglich, aber das ist nicht das Gleiche.
Pfingstgraef: Zusätzlich müssen die Mitarbeitenden auch für die Kolleg*innen einspringen, die beispielsweise in Quarantäne oder krank sind. Wir haben es mehrfach erlebt, dass Familien, die wir betreuen im zeitlich kritischen Rahmen der Betreuungsmaßnahmen Covid-positiv getestet wurden. Es kam sogar vor, dass Kolleginnen in die Familie kamen und erst während des Besuchs erfuhren, dass ein oder mehrere anwesende Familienmitglieder an Covid erkrankt waren. Insgesamt waren es rund 60 Covid-Fälle in den Familien, die wir betreuen. Umso glücklicher sind wir, dass wir bisher keinen Covid-Fall im Team hatten, was von der großen Umsicht und Verantwortung zeugt, mit der die Kolleg*innen arbeiten. Dennoch ist das natürlich eine immense Zusatzbelastung und wir erleben die Kolleginnen und Kollegen als stark belastet. Es kommt auch deutlich häufiger zu Krankheitsausfällen aufgrund der Überbelastung.
Telefonische Beratung oder digitale Videokonferenzen über sichere Plattformen der Rummelsberger Diakonie – können die Mitarbeitenden den direkten Kontakt so nicht auf ein Minimum reduzieren?
Raudszus: In den Betreuungsvereinbarungen mit dem Jugendamt steht, dass die im Hilfeplan vereinbarten Maßnahmen soweit möglich vorrangig persönlich stattfinden sollen. Nur wenn die Klient*innen dies nicht wünschen, Krankheitssymptome aufweisen oder sich in Quarantäne befinden, können digitale Medien genutzt werden. Wenn wir unsere Leistung länger als eine Woche nicht oder mehr als 14 Tage nur medial erbringen können, müssen wir den ASD (Fachdienst des Sozial- und Jugendamtes in jeder Kommune) schriftlich informieren und das weitere Vorgehen abstimmen.
Pfingstgraef: Unsere Mitarbeiteri*innen sehen natürlich die Nöte und Bedarfe der Kinder, Jugendlichen und Familien und gehen deshalb selbstverständlich weiter in die Familien. Dabei haben Sie aber oft das Gefühl alleine an der Front zu stehen, Flagge zeigen zu müssen und dabei selbst nicht bedacht zu werden.
Woher kommt dieses Gefühl der Missachtung?
Raudszus: Dass es keine Möglichkeit auf Homeoffice gibt ist sicherlich ein Grund. Ausschlaggebend ist aber vor allem, das Gefühl der Missachtung seitens der Politik. Es gibt für Mitarbeitende der ambulanten und auch stationären Jugendhilfe keine klaren Schutzanweisungen und es wurden den sozialen Trägern auch keine finanziellen Mittel bereitgestellt, um die Kolleg*innen mit entsprechender Schutzkleidung ausrüsten zu können. Besonders in der ersten Lockdown-Phase 2020 war das ein großes Problem. Es gab anfangs zu wenig Schutzmasken und die Finanzierung musste auch erst einmal sichergestellt werden. Über einen Spendenfond wurde das zum Glück möglich gemacht und heute bestellen wir immer gleich große Mengen. Das verringert die Kosten und ist einfacher zu organisieren.
Pfingstgraef: Hinzu kommt, dass die Jugendhilfe auch bezüglich Reihentestungen und Impfstrategien nicht mitbedacht wird und auf sich gestellt ist. Obgleich im ambulanten Bereich die Gefährdung der Kolleg*innen besonders hoch ist, da sie zu den betroffenen Kindern, Jugendlichen und Familien nach Hause gehen. Ohne zu wissen, wie diese sich hinsichtlich der Lockdown-Maßnahmen verhalten. Wenn Sie mal auf das Online-Portal des bayerischen Impfzentrums zur Corona-Schutzimpfung schauen - dort gibt es keine Möglichkeit sich als Mitarbeiter*in der stationären oder ambulanten Kinder- und Jugendbetreuung zu registrieren. Das heißt, die Kolleg*innen werden im Gegensatz zu Pflegefachkräften, Lehrer*innen oder Erzieher*innen nicht vorrangig behandelt, obgleich sie mindestens dem gleichen Risiko ausgesetzt sind.
Sind die Kinder-, Jugendlichen und Familien durch Corona ebenfalls zusätzlich belastet?
Raudszus: Ich denke, das sind wir alle. Je länger es dauert, desto höher wird die Belastung. In der ersten Lockdown-Phase 2020 hatten wir zum Teil ja sogar eher gegenteilige Erfahrungen. Die Klient*innen kamen erstaunlich gut mit der Situation zurecht – einige profitierten auch ganz offensichtlich vom reduzierten Alltagsgeschehen. Das tolle Frühlingswetter half hier natürlich auch. Der damals neu ins Leben gerufene „walk-and-talk“ kam bei vielen Klient*innen ebenfalls gut an. Seit Weihnachten war das Wetter nun für diese Betreuungsform selten geeignet und auch die Dauer der Beschränkungen lastet auf den Seelen aller. Wir spüren einen deutlichen Anstieg von Spannungen und Konflikten in den Familien – auch dort, wo es bisher gut lief.
Pfingstgraef: Seit Jahresbeginn nimmt die Zahl der Inobhutnahmen allgemein zu und auch das Jugendamt Nürnberg meldet, dass die Gewalt steigt. Die Situation wird sich in den nächsten Wochen vermutlich auch erst einmal weiter verschärfen, ehe dann hoffentlich Lockerungen und zurückgehendes Pandemiegeschehen für Erleichterungen sorgen.
Was würden Sie sich für die kommenden Wochen und Monate wünschen?
Raudszus: Für die Mitarbeitenden wäre vor allem ein Ausgleich für die deutlich höhere Belastung im Betreuungsalltag wichtig. In Form von Teamgesprächen oder Supervision aber auch in Form von zusätzlichen Erholungsphasen. Außerdem wünschte ich, die Kolleg*innen bekämen die Achtung, die sie verdienen für ihre wichtige Arbeit, die sie in dieser Krisensituation leisten.
Für die Klient*innen hoffen wir auf mögliche Lockerungen im Alltag, damit die Kinder und Jugendlichen wieder Sport machen und sich einander wieder begegnen können. Der Kontakt zu Gleichaltrigen ist entwicklungsmedizinisch von essenzieller Bedeutung für sie.
Pfingstgraef: Das kann ich so unterstreichen. Außerdem wünsche ich mir, dass sich die Kolleg*innen aus der Kinder- und Jugendhilfe alle gemeinsam mit Erzieher*innen und Lehrer*innen impfen lassen können.
Das Interview führte Stefanie Dörr
In der Jugendhilfe sind seitens der bayerischen Staatsregierung weder präventive Testungen noch eine Impfstrategie geplant.
Mehr lesenNürnberg – „Ich danke Ihnen, Frau Schaffner. Das ist die schönste Nachricht dieses Tages!“ Die Erleichterung ist Max Pfingstgraef deutlich anzuhören, man hört den sprichwörtlichen Stein plumpsen, als er die gute Nachricht von Dr. Schaffner vom Gesundheitsamt Nürnberg entgegennimmt. „Ab heute Nacht Null Uhr ist unsere Quarantäne und Isolation offiziell aufgehoben!“, berichtet er anschließend. Der 25-Jährige arbeitet als pädagogische Fachkraft in der Clearingstelle, die die Rummelsberger Diakonie zusammen mit einer heilpädagogischen stationären Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Nürnberg betreibt. Hinter dem Erzieher, seinen Kolleg*innen und den jungen Migrant*innen liegen zwei anstrengende Wochen. Im Januar wurde bei einem jungen Afghanen aus der Wohngruppe Covid-19 nachgewiesen. Der 17-Jährige war nach einem Klinikaufenthalt präventiv auf das Virus getestet worden, ehe er in die Wohngruppe zurückkehren sollte. Anschließende Testungen aller Jugendlichen und Mitarbeitenden im Haus ergaben, dass weitere fünf der 21 aktuell betreuten Jugendlichen und keine der insgesamt 20 Mitarbeitenden betroffen waren. „Gemäß den Anweisungen des Gesundheitsamtes richteten wir daraufhin für die vergangenen zwei Wochen in der Clearingstelle die Quarantäne- und in der Wohngruppe die Isolations-Station ein“, berichtet Pfingstgraef.
Für Jugendliche ist der aktuelle Lockdown an sich schon eine hohe Belastung. Zwar sind sie gesundheitlich durch das Corona-Virus durchschnittlich weniger gefährdet, umso stärker sind sie jedoch von den Maßnahmen zur Virus-Eindämmung und den damit verbundenen sozialen Einschränkungen betroffen. Die für Jugendliche wesentlichen Treffen mit ihren Freund*innen zuhause, an Treffpunkten oder beim Sport sind derzeit kaum oder gar nicht möglich. In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach geben 63 Prozent der jungen Menschen an, dass sie sich einsam fühlen oder unter Einsamkeit und den Einschränkungen leiden. Für Jugendliche, die in einer stationären Einrichtung der Jugendhilfe leben gilt das ebenso, hier kommen die individuellen Schwierigkeiten der einzelnen Jungen und Mädchen noch hinzu – das Konfliktpotenzial innerhalb der Wohngruppen wächst.
Auch Max Pfingstgraef und seine Kolleg*innen in der Juvenellstraße berichten von zunehmenden Konfliktsituationen, höherem Stress sowie von stark depressiver und gereizter Stimmung in Clearingstelle und Wohngruppe. „Die Quarantäne hat das alles noch einmal verstärkt. In den vergangenen zwei Wochen mussten wir den Jungen und Mädchen auch die wenigen Bewegungsmöglichkeiten, die seit dem Lockdown noch möglich sind nehmen. Sie durften das Haus gar nicht mehr verlassen“, berichtet Pfingstgraef. Das sei für alle im Haus eine große Belastung gewesen. „Gerade in der Clearingstelle stehen die jungen Menschen oft unter einer riesigen Anspannung. Sie sind meist traumatisiert, erst seit kurzer Zeit in Deutschland und leben in einer Zweckgemeinschaft mit vielen fremden Menschen aus fremden Kulturen und Nationalitäten“, so Pfingstgraef. Die nun insgesamt 15-tägige Isolation brachte alle an ihre Grenzen. „Es herrschte oft Langeweile und Frustration. Umso großartiger finde ich, dass trotzdem alle großes Verständnis für die Situation zeigten und sich an die Quarantäne- sowie Isolationsmaßnahmen hielten“, beschreibt Pfingstgraef die Situation. So kam es auch zu keiner weiteren Ansteckung. Insgesamt dreimal wurden alle Jugendlichen und Mitarbeitenden jeweils getestet. Für die Mitarbeitenden war die Testung freiwillig.
Denn während es in Pflegeeinrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe Reihentestungen und Impfstrategien gibt, ist die Jugendhilfe auf sich gestellt. „Die Mitarbeitenden der ambulanten, teilstationären sowie stationären Jugendhilfe garantieren mit ihrer pädagogischen Arbeit eine sichere, verlässliche und angemessene Betreuung von Kindern, Jugendlichen und Familien mit Unterstützungsbedarf“, berichtet Thomas Grämmer, fachlicher Leiter der Rummelsberger Dienste für junge Menschen gGmbH. Im ambulanten Bereich sei die Gefährdung der Kolleg*innen besonders hoch, da sie zu den betroffenen Kindern, Jugendlichen und Familien nach Hause gingen, ohne zu wissen, wie diese sich hinsichtlich der Lockdown-Maßnahmen verhielten. „Und dennoch finden die Beschäftigten der Kinder- und Jugendhilfe nach wie vor keine Berücksichtigung in den coronaspezifischen Verordnungen der bayerischen Staatsregierung.“, schließt Grämmer.
Deshalb ließen sich Max Pfingstgraef und die Kolleg*innen von Clearingstelle und Wohngruppe sehr gerne mittesten. „Wir waren alle erleichtert über diese Testmöglichkeit“, erzählt Max Pfingstgraef und fügt schmunzelnd hinzu „Noch erleichterter sind wir aber jetzt, weil wir wieder raus dürfen.“
Max_Pfingstgraef_Schutzkleidung_gute_Laune_@Selfie_presse.jpg629 Ki
Max_Pfingstgraef_Schutzkleidung_gute_Laune_@Selfie_web.jpg217 Ki
Evangelische Hochschule Nürnberg stellt Ergebnisse vor
Mehr lesenNürnberg Beim 12. Forum der Evangelischen Hochschule Nürnberg „Forschung-
Entwicklung –Transfer“ stellte Prof. Dr. Karl Titze seine Untersuchung zum Wohlbefinden der
Kinder und Jugendlichen in den therapeutischen Wohngruppen des Raumerhauses in
Rummelsberg vor. Die Arbeit entstand mit der Unterstützung des Wichern-Instituts nach
einer Idee der Rummelsberger Jugendhilfe.
Im Online-Forum erläuterte Forschungsleiter Titze die Erkenntnisse der Untersuchung. Die
Kinder und Jugendlichen im Rummelsberger Raumerhaus benoten ihren Aufenthalt mit
einem Wert von 2,8. Die Skala reichte von null (gar nicht zufrieden) bis vier (sehr zufrieden).
2,8 entspricht also im Mittel etwa „ziemlich“ zufrieden. Der Vorstandsvorsitzende der
Rummelsberger Diakonie, Rektor Reiner Schübel, bewertet das Ergebnis der Studie so: „Die
meisten Kinder und Jugendlichen kommen nicht aus freien Stücken zu uns. Umso
erfreulicher ist, dass sie ihr Leben miteinander und die Betreuung durch die Rummelsberger
Fachleute positiv beurteilen.“
Das Raumerhaus mit seinen therapeutischen Wohngruppen ist eine Jugendhilfeeinrichtung
der Rummelsberger Diakonie. Dort leben 35 junge Menschen im Alter von sechs bis
sechzehn Jahren in drei Wohngruppen im Gebäude und zwei Außenwohngruppen. Der
Altersdurchschnitt liegt bei 13,6 Jahren. Die Betreuung durch das Raumerhaus ist eng mit
der trägereigenen Schule zur Erziehungshilfe mit dem Schwerpunkt soziale und emotionale
Förderung verknüpft. Neben den Pädagog*innen im unmittelbaren Wohnbereich sind weitere
heilpädagogische, therapeutische und psychologische Fachkräfte in die Begleitung der
jungen Menschen einbezogen.
Zu Beginn der Untersuchung führte das Forschungsteam Interviews mit den Jugendlichen
und den betreuenden Pädagogen durch. Aus diesen Gesprächen wurde ein
wissenschaftlicher Fragebogen entwickelt, den die jungen Menschen schließlich
beantworteten. Die Fragen erstreckten sich unter anderem über Privatsphäre,
Vertrauenspersonen, Mediennutzung, Essenssituationen, Gruppenregeln, Zusammenleben
in der Gruppe, Familienbesuche, Beteiligungs- und Beschwerdemöglichkeiten,
therapeutische und Freizeit-Angebote.
Genauer unter die Lupe genommen wurden auch die sozialen Beziehungen der Bewohner.
Zu den bemerkenswerten Trends gehörte hier, dass Pädagogen in den Wohngruppen
gleichviele soziale Ressourcen auf sich vereinen, wie die Eltern von Vergleichskindern, die
Zuhause leben. Die Vermutung liegt nahe, das Zuhause und Heim nicht in Konkurrenz,
sondern als Ergänzung wahrgenommen werden. Das Heim stellt den Jugendlichen viel von
dem zur Verfügung, was zum persönlichen Wohlbefinden gebraucht wird.
Die Bewertung der Mitbewohner zeigt ein anderes Bild. Die vertrauten Freunde im familiären
Umfeld schneiden deutlich besser ab. Nach erster Interpretation erscheint das
nachvollziehbar, denn die Freunde zuhause finden die Jungen und Mädchen freiwillig, sie
entscheiden mit wem sie Zeit verbringen. In der therapeutischen Wohngruppe sind sie in
einer Gemeinschaft, von der sie sich nicht abwenden können. Begründet liegt das im
pädagogisch - therapeutischen Auftrag der Lebensform Wohngruppe. Die jungen Menschen
sollen soziale Fähigkeiten in einer Gruppe erlernen und sich mit sich selbst
auseinandersetzen.
Die Beziehungen außerhalb der Wohngruppe sind für die Jugendlichen wichtig. Dazu gehört
beispielsweise die Mitgliedschaft in Sportvereinen und der Freiwilligen Feuerwehr. Sie
ermöglichen sowohl individuelle Entwicklungen und öffnen einen weiteren Raum, in dem
soziales Lernen gefördert wird.
Die Untersuchung hat auch Aspekte aufgezeigt, die verbessert werden können. Kritik übten
die Jugendlichen an Gruppenregeln und Gruppengesprächen. Für die Mitarbeitenden des
Raumerhauses ist dies der Auftrag gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen Regeln zu
überarbeiten.
Regionalleiter Thomas Bärthlein und die Mitarbeitenden im Raumerhaus sind dankbar für die
Untersuchung und Reflexion ihrer Arbeit. Die enge Zusammenarbeit zwischen Hochschule,
dem Rummelsberger Wichern-Institut und der Praxis bringt für alle Beteiligten wichtige
Erkenntnisse, die ebenso in den Alltag einfließen wie sie wissenschaftliches Arbeiten
weiterbringen.
Weitergehende Information:
Wichern-Institut für diakonische Praxisforschung und Entwicklung
Das gemeinsame Institut der Evangelischen Hochschule Nürnberg (EVHN) und der
Rummelsberger Diakonie wurde im Jahr 2015 gegründet. Es hat den Status eines An-
Instituts der EVHN. Das Institut hat die Aufgabe, diakonische Praxisforschung in den für die
Rummelsberger Diakonie relevanten Handlungsfeldern voranzutreiben. Es soll die
Untersuchung aktueller Fragestellungen und die Entwicklung zukunftsweisender Konzepte
befördern.
Leiter des Instituts ist Prof. Dr. Joachim König. Als Vizepräsident der EVHN zeichnet er
innerhalb der Hochschulleitung für Forschung und Entwicklung verantwortlich. Er ist zudem
Leiter des Instituts für Praxisforschung und Evaluation.Sitz des Institutes ist das ehemalige
Universitätsgebäude in Altdorf, heute Wichernhaus. Die Geschäftsführung liegt bei Olaf
Forkel.
ABF Apotheke und Rotary Club Nürnberg-Reichswald spenden FFP2-Masken an Rummelsberger Diakonie in Nürnberg und Fürth
Mehr lesenFürth – „Wir betreuen Familien, die ein enges Budget zur Verfügung haben und Anschaffungen nicht einfach so stemmen können“, so Dorothée Schmidt, Dienststellenleiterin in der Jugendhilfe in Fürth. Umso mehr freute sie sich über die großzügige Spende der ABF Apotheke und des Rotary Club, die zusammen 6.000 Masken gespendet haben.
Zur corona-konformen Spendenübergabe war Eva Neubert, Fundraising-Referentin bei der Rummelsberger Diakonie, gemeinsam mit Sabine Thiel, Mitarbeiterin bei der Rummelsberger Diakonie und selbst Rotarierin, in die ABF-Apotheke gefahren. Der Rotary Club Nürnberg-Reichswald, vertreten durch Apotheker Jochen Schreier, spendete 3.000 Euro an die Rummelsberger Diakonie für die notwendige Anschaffung von rund 3.000 FFP2 Masken. Angesichts der Dringlichkeit legte Tochter Eva Schreier, Inhaberin der ABF Apotheke, spontan weitere 3.000 FFP2 Masken drauf.
Die Hälfte der Masken wurden für die Jugendhilfe Fürth, beispielsweise für das Kinderheim St. Michael, eingesetzt, die andere Hälfte konnte an geflüchtete Menschen und an die Häuser Mutter und Kind in Nürnberg verteilt werden. Zusätzlich zu den kostenlosen Masken durch die Stadt hat so jede Familie, die durch die Ambulanten Erzieherischen Dienste betreut wird, zwei bis vier Masken bekommen, weitere Masken haben die Jugendlichen im stationären Bereich erhalten und die Mitarbeitenden in den Beratungsstellen und den Ambulanten Erzieherischen Diensten, die jeden Tag rund vier Kontakte stemmen müssen.
PM_SPÜ_Masken_01.pdf85 Ki
Das Private Förderzentrum Fassoldshof – Die besondere Schule fördert mit viel Zeit und Geduld zum Wohl der Kinderseele
Mehr lesenFassoldshof – Nie zuvor waren Lehrerinnen und Lehrer derart eng und intensiv mit den alltäglichen Sorgen und Nöten von Kindern beschäftigt wie heute – in Zeiten von Corona mit Notbetreuung in der Schule und „Lernen auf Distanz“ zuhause.
Die Schüler, die die Notbetreuung in der Schule besuchen, müssen mit wechselnden Lehrkräften und viel selbstständigem Arbeiten zurechtkommen. Zusätzlich müssen sie während der ganzen Zeit Gesichtsmasken tragen, Abstand halten und viele andere Schutzmaßnahmen beachten. Eine Belastung, sowohl für die Schüler*innen als auch für die Lehrkräfte.
Das „Lernen zuhause“ stellt eine ebenso große Herausforderung für die Kinder dar. Sie müssen sich in neue PC-Programme einarbeiten, um mit den Lehrkräften in Kontakt treten und das Arbeitsmaterial digital bearbeiten zu können. Zusätzlich müssen sie noch Arbeitsblätter zuhause allein bearbeiten. Um das alles bewerkstelligen zu können, brauchen die Kinder die Unterstützung ihrer Eltern. Dies stellt eine Belastung für die ganze Familie dar.
Es wird immer deutlicher, dass eine ruhige Lernatmosphäre im Klassenverband, die Verlässlichkeit kompetenter Lehrkräfte und ausreichend Zeit und Geduld in der Schule, die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Schullaufbahn sind. Viele Eltern fragen sich, was sie dazu beitragen können, ihrem Kind in dieser schwierigen Zeit zu helfen und ihm eine optimale Hilfe beim Lernen zu bieten.
Das gilt in besonderem Maß für Kinder, die in der Schule und im Unterricht mehr Aufmerksamkeit benötigen, um ihre Fähigkeiten zu entwickeln und ihre positiven Eigenschaften zeigen zu können. Auch bei Schülern, denen es an Selbstvertrauen fehlt und die im Laufe dieses schwierigen Schuljahres den Anschluss verloren haben und an sich zweifeln, fragen sich die Eltern oftmals, was wohl der beste Weg für ihr Kind ist. Eine frühzeitige fachliche Beratung zum Wohle der Kinderseele bietet vielfach Lösungen, die allen helfen kann – den Schülern und den Eltern.
Optimale Lösungen durch frühzeitige fachliche Beratung
Erste Ansprechpartner sind da sicherlich die Klassenlehrer und Beratungslehrer der Schulen, mit denen man offen über Sorgen und Probleme sprechen kann, auch wenn es vielleicht im ersten Moment Überwindung kostet.
Andere Möglichkeiten der Beschulung zeigt auch der Mobile Sonderpädagogische Dienst der Förderzentren auf. Dieser kann von den Schulen in den verschiedensten Fällen zu Rate gezogen werden.
Eine weitere Anlaufstelle ist auch die Kulmbacher Beratungsstelle für Inklusion (KUBI).
Wichtig ist vor allem, dass die Eltern im Hinblick auf die seelische Gesundheit des Kindes möglichst frühzeitig die Beratung suchen. Je früher die Weichen neu gestellt werden, desto schneller kommt das Kind wieder ins schulische Gleichgewicht, kann seine Stärken entwickeln und ausbauen und gewinnt Selbstvertrauen – die besten Voraussetzungen, um die Schullaufbahn erfolgreich und vor allem mit Freude zu beschließen.
Kompetentes Förderzentrum Fassoldshof
Eine der Einrichtungen, die seit Jahrzehnten hohe Anerkennung genießt, ist das Private Förderzentrum Fassoldshof mit dem Förderschwerpunkt emotional-soziale Entwicklung. Die Schüler*innen zwischen 6 und 15 Jahren werden in insgesamt acht Stütz- und Förderklassen mit jeweils maximal acht Kindern in Fassoldshof, Kulmbach und Stadtsteinach von einem kompetenten und engagierten Lehrer- und Pädagogen-Team unterrichtet.
Das Angebot erstreckt sich von Klasse 1 bis Klasse 9. In der Grundschule „Die Kleinen PrinZen“ in Kulmbach werden Kinder von Klasse 1 bis 4 unterrichtet. In der Grundschule „PrinZ“ in Stadtsteinach werden Kinder in den Klassen 3 bis 5 und in der Mittelschule in Fassoldshof in den Klasse 6/7 bis 9 beschult.
Falls Ihr Kind – gerade während der Corona-Pandemie – im schulischen Alltag nicht mehr zurechtkommt oder den Anschluss verloren hat, können Sie sich gerne zur unverbindlichen Beratung an die Schulleitung des Privaten Förderzentrums Fassoldshof, Claudia Bordfeldt, wenden (Tel: 09229/78-202, E-Mail: bordfeldt.claudia@rummelsberger.net).
PM_Schule_in_Corona-Zeiten_am_Förderzentrum_Fassoldshof.pdf284 Ki
NM Vital Apotheke e.K in Neumarkt spendet FFP2-Masken für die Jugendhilfestation und andere Einrichtungen
Mehr lesenNeumarkt – FFP2 Masken schützen zuverlässig vor Viren wie dem Corona-Virus. Doch günstig sind die Masken nicht und wenn man sie häufig benötigt, weil man beispielsweise viel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, dann geht der Schutz schnell ins Geld.
Insgesamt 1.000 FFP2-Masken hat die NM Vital Apotheke e.K in Neumarkt daher der Rummelsberger Diakonie kostenlos zur Verfügung gestellt. „Wir freuen uns, wenn wir helfen können“, so Margit Schlenk, Betreiberin der Apotheke. Bei einer corona-konformen Spendenübergabe in den Räumlichkeiten der Apotheke hat sie die Kartons mit den Masken an Fundraising-Referentin Eva Neubert von der Rummelsberger Diakonie übergeben – die ersten 500 Masken hat Eva Neubert im Anschluss direkt an die Jugendhilfestation Neumarkt (JUST) weitergegeben. Kinder, Jugendliche und deren Familien finden in der JUST Beratung und Hilfe bei der Bewältigung ihres Alltags und für die Erziehung der Kinder. „Diese Hilfe nehmen oft Menschen am Existenzminimum in Anspruch“, so Eva Neubert. „Wir sind sehr dankbar, dass wir dort jetzt spontan durch kostenlose FFP2-Masken helfen können.“
Margit Schlenk, die als Mitglied im Rotary Club Nürnberg Sigena schon viele Jahre die Rummelsberger Diakonie unterstützt, gibt auch noch einen Tipp für die korrekte Verwendung der Masken mit auf den Weg: „Am besten wäre es, wenn man sich ein Brett mit sieben Nägeln bastelt, die für die Wochentage von Montag bis Sonntag stehen.“ Denn: Man kann die Masken wiederverwenden, wenn man sie ausreichend lange trocknet – Expert*innen, wie beispielsweise an der Universität in Münster (http://www.fh-muenster.de/ffp2) empfehlen sieben Tage. „Am Montag hängt dann die Montags-Maske, am Dienstag die Dienstags-Maske und so weiter. So kann man die Masken rund vier Wochen weiterverwenden, bevor man sie austauschen muss“, so die Apothekerin.
PM_SPÜ_Masken.pdf104 Ki
Playmobil spendet Spielsets an Einrichtungen der Rummelsberger Diakonie
Mehr lesenRummelsberg – Wie eine zweite kleine Bescherung zu Weihnachten fühlt es sich an, als die Kinder der Heilpädagogischen Tagesstätte (HPT) in Rummelsberg das große Überraschungspaket öffnen. „Oder eigentlich wie eine große Bescherung, so viel Spielzeug war da drin“, so Diakon Andreas Mrotzek, Einrichtungsleitung in der HPT. Häuser, Autos, Menschen, Tiere… Die Kinder sind begeistert über die vielen verschiedenen Sets, die nun auf die verschiedenen HPT-Gruppen aufgeteilt werden.
Der Spielzeughersteller Playmobil hatte Kindern mit und ohne Behinderung, die Einrichtungen der Rummelsberger Diakonie besuchen, eine riesengroße Menge verschiedenster Spielsets gespendet, die in den letzten Tagen an die Kolleginnen und Kollegen vor Ort verteilt wurden. Die Kinder der Heilpädagogischen Tagesstätten in Altdorf, Rummelsberg, Nürnberg und Donauwörth, der Kindertagesstätten in Nürnberg, Fürth und dem Nürnberger Land, am Auhof, im Wichernhaus und in anderen Einrichtungen und Diensten verbringen die nächsten Tage daher mit dem Aufbauen der Spiellandschaften. „Alle haben sich riesig gefreut und haben gleich ein Lieblingsset gefunden“, so Andreas Mrotzek. Da Kinder, die einen Anspruch auf Hilfe zur Erziehung haben, grundsätzlich einen Anspruch auf Notbetreuung haben, sind beispielsweise in der HPT derzeit 29 von 31 Kindern in der Notbetreuung und bearbeiten in der Einrichtung ihre schulischen Aufgaben. Das gemeinsame Playmobil-Spiel ist da natürlich eine willkommene Abwechslung.
Björn Seeger, Pressesprecher bei Playmobil, betont: „Wir wollten uns gern in der Region engagieren. Gerade in Corona-Zeiten war es uns wichtig, Kindern eine Freude zu machen.“ Das ist gelungen: Insgesamt mehr als 2.400 Kinder erreicht die Spielzeugspende der Zirndorfer Firma. Sets für die Kleinsten in den Kinderkrippen waren ebenso dabei wie Sets für die Größten unter den Kleinen. Alle Sets wurden in der stillgelegten Backstube im Rummelsberger Café gelagert und dann nach und nach an die Mitarbeitenden verteilt, die am Aussuchen fast so viel Freude hatten, wie die Kinder später beim Spielen.
PM_SPÜ_Playmobil.pdf354 Ki
Im Haus Mutter und Kind in Nürnberg finden schwangere und alleinerziehende Frauen mit ihren Kindern ein Zuhause
Mehr lesenBesire Arpaci hat schon an vielen Orten gelebt. Daheim hat sie sich nirgends gefühlt. Dass das heute anders ist, verdankt Sie dem Haus Mutter und Kind in Nürnberg – und der Geburt ihres Sohnes Azad vor 19 Monaten.
„Ich habe 20 Jahre auf ein Baby gewartet. Azad ist mein Wunder von Gott“, sagt die 40-Jährige. Ihr Ehemann, mit dem sie in Stuttgart lebte, gab ihr die Schuld daran, dass sich kein Nachwuchs einstellte, ein Arzt attestierte ihr Unfruchtbarkeit. Es gab viel Streit, der immer häufiger eskalierte und zu Schlägen führte. Zwei Wochen lang lag sie nach einem solchen Streit im Koma – danach war ihr klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Sie zog zu einer Freundin nach Nürnberg, dann zu ihrer Oma in die Türkei, aus Angst, dass ihr Ehemann sie finden würde. Sie strebte eine Scheidung an. „Ich vertrage das Schlagen einfach nicht“, fasst sie ihre Beweggründe trocken zusammen.
Zu den Eltern konnte sie nicht zurück, als die Scheidung 2015 endlich rechtskräftig wurde. „Sie fanden das mit der Scheidung nicht gut. Meine Familie war zwar in Nürnberg, aber ich bin völlig alleine gewesen. Und in der Türkei wollte ich auch nicht bleiben. Eine Frau kann dort nicht gut alleine leben.“ Männer machten ihr Angst, bis sie Azads Vater kennenlernte. „Er war wie ein Engel“, erinnert sie sich. „Wir haben über alles geredet und er hat mir immer geholfen. Als ich schwanger wurde, habe ich das erst nicht geglaubt.“ Ihm völlig zu vertrauen, das schafft sie bis heute nicht. Er lebt weiterhin in der Türkei, die beiden telefonieren regelmäßig. „Wenn wir eine Wohnung finden, dann kommt er vielleicht auch nach Deutschland.“
Allerdings: In Nürnberg eine Wohnung zu finden ist nicht einfach. Durch Zufall kam Besire Arpaci ins Haus Mutter und Kind: Eine Freundin, die selbst dort gelebt hatte, erzählte ihr davon. Nach einem halben Jahr war eine Wohnung für sie frei, Azad war damals gerade vier Monate alt. Mit dem Baby hatte sie vorher bei ihrer Freundin gelebt – gemeinsam mit deren Mann, den beiden Kindern und der alten Mutter. Jetzt wohnt sie mit Azad in einer eigenen, kleinen Wohnung im Haus Mutter und Kind – ein Zuhause auf Zeit. Insgesamt leben 30 Frauen und ihre Kinder im Haus Mutter und Kind, Männer dürfen nicht mit einziehen.
Der Mietvertrag sei auf fünf Jahre befristet, die meisten Frauen blieben rund drei Jahre, erklärt Daniela Wies, die als Sozialpädagogin im Haus Mutter und Kind arbeitet. „Das Haus Mutter und Kind ist keine Einrichtung der Jugendhilfe. Die Frauen unterschreiben einen Mietvertrag und wir bieten Beratung im Haus an. Das ist ein freiwilliges Angebot.“ Die Schwangeren und alleinerziehenden Mütter erfahren meistens vom Wohnungsamt von dem Angebot. Einige kommen auch aus Frauenhäusern oder aus anderen Einrichtungen. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie kommen aus einer schwierigen Lebenssituation, so wie Besire Arpaci. „Ihre Laufbahn ist typisch. Flucht vor dem Partner, Ausreise aus wirtschaftlich und politisch unsicheren Ländern, Misshandlungen und Arbeitslosigkeit sind nur einige der Notlagen, die die Frauen zu uns bringen. Hier können sie wieder Fuß fassen, sich orientieren, zur Ruhe kommen. Sie können bei uns neue Perspektiven finden“, so Daniela Wies. Viele Frauen haben großen Anleitungsbedarf. Wie zahle ich meine Stromrechnung? Was mache ich, wenn mein Kind nicht durchschläft? Wie trenne ich den Müll richtig? „Wir unterstützen auch bei Anträgen, zum Beispiel für die Erstausstattung für das Kind. Oder wir vermitteln in andere Angebote weiter: Wir können zum Beispiel keine Rechts- und Schuldnerberatung machen, da verweisen wir auf entsprechende Beratungsstellen.“ Außerdem bieten Daniela Wies und ihre Kollegin den Frauen ein Übungsfeld, Bedürfnisse zu äußern und Konflikte angemessen auszutragen und beizulegen.
Gemeinsame Erlebnisse sollen Sicherheit vermitteln und zeigen: Du bist nicht allein. „Im Moment können wir leider nicht viel anbieten, wegen Corona. Gemeinsames Frühstück, Kürbisse schnitzen, Sommerfest: Das musste alles ausfallen.“ Doch durch diese Dinge wird das Haus Mutter und Kind erst wirklich zu einem Zuhause, findet Daniela Wies. Sie hofft, dass nächstes Jahr wieder eine Freizeit stattfinden kann und dass die Frauen wieder mehr Kontakt untereinander haben können. Das Ziel all dieser Angebote: Die Frauen können durch die nahe Unterstützung im Haus alles lernen, was sie für ihr Leben brauchen. „Wenn sie dann umziehen, dann sollen die Grundpfeiler ihres Lebens sicher betoniert sein. Sie sollen wissen, was sie wollen“, wünscht sich Daniela Wies.
Besire Arpaci nimmt die Unterstützung von Da-niela Wies gerne an. Sie ist sehr dankbar für das Zuhause auf Zeit, das sie im Haus Mutter und Kind gefunden hat. „Das ist meine Heimat geworden. Jeden Tag bin ich dankbar: Ich habe zu essen, ein Dach über dem Kopf, mein Kind. Ich bin glücklich. Und ich weiß, dass ich jetzt auf einem guten Weg bin. Ich kann bald auf eigenen Füßen stehen.“
Ein Zuhause im Löhehaus in Altdorf
Mehr lesenJetzt, wo die Tage kurz sind, nutzen Rita Braun und Yvonne Altmann die freie Zeit wieder öfter für ihre Lieblingsbeschäftigung: das Kartenspielen. Wenn die beiden gemeinsam am Tisch sitzen, dann ist das ein sehr familiäres Bild. Doch Rita Braun ist Erzieherin im Wilhelm-Löhe-Haus in Altdorf und Yvonne Altmann ist nicht ihre Tochter, sondern wohnt in einer der heilpädagogischen Wohngruppen im Haus.
Das Löhehaus in Altdorf ist ein Ort mit viel Geschichte, aber auch ein Ort, der viele Geschichten schreibt. Der Name der Einrichtung geht auf Wilhelm Löhe, den Gründer des heutigen Diakoneo, zurück. Seine Idee vor rund 200 Jahren: Eine Einrichtung zur Rettung armer Kinder in Altdorf. Heute ist das Löhehaus eine Einrichtung mit vier heilpädagogischen Wohngruppen und einer teilzeitbetreuten Wohngruppe für 43 Kinder und Jugendliche im Alter von drei Jahren bis hin zum frühen Erwachsenenalter. „Wir begleiten Kinder von klein auf bis zur Selbstständigkeit. Das ist dann meist die erste eigene Wohnung oder die erste Arbeitsstelle. Wir bieten ihnen zudem einen familiären Kontext. Einige der Kinder wachsen schon von klein an hier auf“, so Karin Ballwieser, die seit acht Jahren die Leiterin des Löhehauses ist. „Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass das Löhehaus ein Zuhause für all die Kinder ist, die hier leben“, so Karin Ballwieser weiter.
Die Gründe, warum ein Kind ins Löhehaus kommt, sind vielfältig. Jedes Kind bringt seine persönliche Geschichte mit. Das kann der Tod der Eltern sein, der das Löhehaus für ein Kind zum neuen Zuhause werden lässt oder schwere familiäre Probleme, wie zum Beispiel Suchtmittelmissbrauch der Eltern, häusliche Gewalt oder andere Ereignisse, die es nicht mehr möglich machen, dass Kinder in ihren Familien weiter aufwachsen können. „Wir versuchen in jedem Fall mit allen Beteiligten an einem Strang zu ziehen“, erklärt Karin Ballwieser. „Die Kinder und Jugendlichen können auch in ihre Ursprungsfamilien zurückkehren. Eine Rückführung, wenn möglich, ist immer das Ziel unserer pädagogischen Arbeit“, ergänzt sie. „Hinter unserer Arbeit steht ein großes Netzwerk an Hilfesystemen – Jugendamt, Vormünder, unsere Fachdienste und externe Therapien".
Das Löhehaus teilt sich in verschiedene Wohngruppen von den Kleinsten bis hin zu den Jugendlichen, die so weit wie möglich selbstständig miteinander leben. Die Betreuung richtet sich nach dem individuellen Bedarf, so wie es auch in einer Familie ist. So bekommen die Kleinen abends oft noch ein Buch vorgelesen, während die Jugendlichen meistens eher ein offenes Ohr für ihre Alltagssorgen suchen. „Das Schöne in unserer Einrichtung ist, dass Jungen und Mädchen zusammenleben können und auch Geschwisterkinder zusammen aufwachsen können. Wichtig für alle ist eine gemeinsame Tagesstruktur: Frühstück, Mittagessen, Hausaufgaben, Freizeit und gemeinsames Abendessen“, erzählt Karin Ballwieser weiter. „Wir sind sehr glücklich über die direkte Lage im Altdorfer Stadtkern. So ist es für die Kinder und Jugendlichen nicht schwierig, soziale Kontakte zu knüpfen oder Anschluss in einem Verein zu finden. Einige der Jugendlichen sind im örtlichen Fußballverein, aber auch Reiten oder Klettern sind sehr beliebte Hobbies.“ Das Löhehaus ist ein Teil von Altdorf, gehört zur Stadtgemeinschaft dazu. Die Einrichtung hat auch einige Unterstützerinnen und Unterstützer vor Ort, beispielsweise Jürgen Ammon von der gleichnamigen Firma für Sanitärtechnik. Er verzichtet jedes Jahr auf Weihnachtsgeschenke für seine Kunden und spendet stattdessen für die Kinder und Jugendlichen im Löhehaus. Dass das Löhehaus Teil der Ortsgemeinschaft in Altdorf ist, das macht es zu einem richtigen Zuhause für die Kinder.
Doch das Löhehaus ist nicht nur ein Zuhause für die Kinder und Jugendlichen, sondern auch für so manche pädagogische Fachkraft. So auch für Rita Braun, die bereits seit 27 Jahren im Löhehaus tätig ist. 1993 ist sie mit ihrem Mann aus Sachsen nach Nürnberg gezogen und hat nach der Ausbildung zur Erzieherin eine neue Arbeitsstelle gesucht. „Irgendwie ist das Löhehaus seitdem auch ein Stück Zuhause für mich geworden“, erzählt Rita Braun. Neben der Tagesstruktur, die um sechs Uhr mit dem Wecken der Jugendlichen beginnt, ist es der vielfältige und kreative Alltag in den Wohngruppen, den Rita Braun so sehr an ihrer Arbeit schätzt. Sie arbeitet in einer der Mädchenwohngruppen, in der sie gemeinsam mit ihren Kolleg*innen neun Mädchen betreut. Eines der Mädchen ist Yvonne Altmann.
Yvonne ist 16 Jahre alt und lebt seit sieben Jahren mit ihrem kleinen Bruder zusammen im Löhehaus. Sie beschreibt sich selbst als eine sehr kontaktfreudige Person und ist froh, so eine enge Bezugsperson wie Rita Braun an ihrer Seite zu haben. Neben den Einschränkungen der Corona-Pandemie, die ihr oftmals zu schaffen machen, war dieses Jahr für Yvonne kein leichtes Jahr, da sie Anfang des Jahres einen schweren Verlust erlitten hat. „Mir fällt es schwer, niemanden umarmen zu können, denn das geht mit den aktuellen Hygienevorschriften nicht. Ich vermisse es, von meinen Bezugspersonen einfach mal in den Arm genommen zu werden, wenn es mir nicht gut geht,“ sagt Yvonne mit Wehmut in der Stimme. Doch auch in solchen Situationen weiß Rita Braun Rat. „Wir sind da“, sagt sie zu Yvonne und erinnert sie daran, dass es heute Abend Sahnehering gibt.“ „Zuhause bei Mama gab es auch immer Sahnehering, das macht Rita jetzt und sie kann es fast so gut wie Mama früher“, erzählt Yvonne weiter und ergänzt: „Ich bin froh, hier zu sein. Das ist meine kleine Familie. Ich bin hier viel selbstständiger geworden.“ Yvonne Altmann lacht: „Es gibt natürlich auch Dinge, die nicht so toll sind. Oft ist es die Lautstärke beim Abendessen, oder wenn man am Wochenende einfach mal ausschlafen möchte. Doch ich glaube, das ist irgendwie auch normal, so wie in anderen Familien eben auch.“
PM_LöheHaus.pdf138 Ki
Jugendhilfestation der Rummelsberger Diakonie feiert 20-jähriges Bestehen
Mehr lesenNördlingen – Das Gebäude der Jugendhilfestation der Rummelsberger Diakonie in der Danziger Straße am Stadtrand von Nördlingen ist ein Gebäude voller Leben. Vor 20 Jahren wurde es eröffnet. Es ist ein Anlaufpunkt für Kinder, Jugendliche und deren Familien. In der Jugendhilfestation gibt es eine Heilpädagogische Tagesstätte, zudem haben dort die ambulanten Dienste der Rummelsberger Jugendhilfe ihren Sitz.
Eigentlich hätte das 20-jährige Bestehen der Jugendhilfestation mit einem großen Fest im Sommer gefeiert werden sollen, dann war ein Aktionsstand auf dem Nördlinger Weihnachtsmarkt geplant – beides musste wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Doch auch so erinnern sich die Mitarbeitenden gerne an die Anfänge. Zum Beispiel Thomas Adler, der dort schon fast zum Inventar gehört. Adler arbeitet bereits seit 1991 für die Rummelsberger Diakonie in Nördlingen, seit 2015 ist er Bereichsleiter für die stationären Angebote.
Begonnen hat alles im Kinderheim an der Deininger Mauer in Nördlingen. Dort waren stationäre Wohngruppen für Kinder und Jugendliche untergebracht sowie eine Heilpädagogische Tagesstätte (HPT). Die Rummelsberger Diakonie war Mieterin des Gebäudes. Im Zuge der Dezentralisierung zogen im Jahr 2000 alle Gruppen um – die heilpädagogischen Wohngruppen in Einfamilienhäuser in Nördlingen und Umgebung und die HPT in den Neubau in der Danziger Straße.
In der Jugendhilfestation ist zudem die Leitung und Verwaltung der Rummelsberger Jugendhilfe in der Region Donau-Ries, der Fachdienst und die Ambulanten Erzieherischen Dienste (AED) angesiedelt. Insgesamt arbeiten rund 70 Mitarbeitende für die Rummelsberger Diakonie in der Region. Sie betreuen rund 30 Kinder in den stationären Angeboten, weitere 20 Kinder in den ambulanten Diensten und 24 Kinder in der Heilpädagogischen Tagesstätte. Diese besteht aus zwei Gruppen für Kinder von der ersten bis zur siebten Klasse, über alle Schultypen hinweg. Zudem gibt es eine Vorschul-HPT für Kinder im Kindergartenalter.
Die Anforderungen an die Jugendhilfe haben sich in den vergangenen 20 Jahren stark verändert. Die Nachfrage nach heilpädagogischen Angeboten geht zurück, dagegen steigt der Bedarf an therapeutischen Angeboten stark an. „Wir haben es immer mehr mit Kindern und Jugendlichen zu tun, die aus Familien kommen, in denen ein Elternteil psychisch belastet ist“, sagt Thomas Adler. Dementsprechend groß sei der „Rucksack“ an Problemen, die die Kinder und Jugendlichen mitbrachten. „Therapeutisches Arbeiten findet in erster Linie im Alltag statt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben Halt im täglichen Tun, schenken den Kids Vertrauen und ermutigen sie zu selbstständigen Handeln“, erklärt Adler. Trotzdem komme es immer wieder zu Vertrauensbrüchen durch die Jugendlichen, die einen „Neustart“ notwendig machten.
„Das ist eine Herausforderung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagt Thomas Adler. In der Jugendhilfe sind es aber oft die kleinen Dinge, die ihre Arbeit ausmachen. Sie strukturieren den Tag, backen zusammen mit den Kindern einen Kuchen oder gehen raus in die Natur. Hinzu kommen therapeutische Angebote. Die Kinder arbeiten zum Beispiel in Einzelsitzungen intensiv mit einem Pädagogen zusammen. Bei Bedarf kann auch ein psychologischer Fachdienst hinzugezogen werden. Die Mitarbeitenden arbeiten eng mit Jugendämtern, Logopäden, Ergotherapeuten oder der Kinder- und Jugendpsychiatrie zusammen. „Unser Fokus liegt darauf, dass die Kinder in den Familien bleiben können, beziehungsweise wieder zurückkehren“, sagt Thomas Adler. Deshalb sind auch immer die Eltern mit eingebunden.
In der Jugendhilfestation wird es jedenfalls auch im kommenden Jahr lebhaft zugehen. Denn im Januar soll eine zweite Gruppe der Vorschul-HPT eröffnen. Dann wird nach den Weihnachtsferien wieder Kinderlachen rund um das Gebäude in der Danziger Straße zu hören sein.
Kindertheater tritt im Garten des Übergangshauses auf
Mehr lesenNürnberg – Mit der himmlischen Komödie „Fli-Fla-Flockenzauber“ hat das mobile Kindertheater Purzeltraumtheater die Kinder und Mütter des Übergangshauses Mutter und Kind in der Juvenellstraße in Nürnberg mit auf eine humorvolle, aber dennoch tiefsinnige Phantasiereise genommen. Engelchen Angelina hat keine Lust mehr ein liebes Engelchen zu sein und trifft Flitzi Schneeflöckchen, die auf einer Wolke sehnsüchtig auf den Fli-Fla-Flockenzauber wartet, um zu ihrem Freund Flocko auf einen Schneemann zu gelangen. Mütter und Kinder hatten großes Vergnügen an diesem winterlichen Stück, das im Corona-Jahr 2020 die sonst übliche Weihnachtsfeier ersetzte. Es fand im Garten vor dem Haus statt. Die Mütter und Kinder sahen von den Balkonen aus mit Lebkuchen und Kinderpunsch zu. So waren die Hygieneregeln für alle eingehalten.
Organisiert wurde die Feier von der Mitarbeiterin Melanie Schreiber, die bis kurz vor der Aufführung noch fürchtete, die Regelungen oder das Wetter könnten einen Strich durch die Durchführung der Veranstaltung machen. „Ich freue mich so, dass wir unseren Müttern und Kindern, die heuer so viele Einschränkungen und ausgefallene Feiern hinnehmen mussten, doch noch diese kleine Freude bereiten konnten“, sagte sie nach der Theateraufführung. „Da in diesem Jahr so viele Gruppenangebote ausfallen mussten, freut es mich sehr, dass wir den Frauen und vor allem auch den Kindern diese alternative Weihnachtsfeier schenken konnten“, so Melanie Schreiber weiter.
Die Mütter konnten im Anschluss ihre Weihnachtsgeschenke, die in einem großen Sack verstaut waren, an einem Seil zum Balkon hinaufziehen. „Zu verdanken haben wir die Feier mit allem Drum und Dran unseren großzügigen Spendern, dem Rotary Club Nürnberg-Sigena, der uns seit mehr als 15 Jahren unterstützt, dem Rotary Club Nürnberg-Connect, der heuer die Mehrkosten durch das Engagement der Theatergruppe auffing und die Unterstützung durch eine Gruppe von Mitarbeitenden von Siemens-Erlangen“, ergänzt Amely Weiß, die Dienstellenleiterin der Häuser Mutter und Kind. „Ein schwieriges Jahr ging so mit einem kleinen Freudenschimmer zu Ende“, sagte Amely Weiß.
Die Mitarbeitenden und die Geschäftsführung der Firma LEONI in Roth erfüllen rund 100 Weihnachtswünsche von Kindern und Familien der Jugendhilfestation Roth
Mehr lesenRoth – Kinder haben viele Wünsche. Vor allem, wenn es auf Weihnachten zugeht, wächst die Sehnsucht nach einem bestimmten neuen Spielzeug, einem besonderen Kleidungsstück oder einem spannenden Buch. Doch Wünsche zu erfüllen ist teuer und in vielen Familien fehlt es derzeit an Vielem.
Mitarbeitende und Geschäftsführer der Firma LEONI am Standort wollten sicherstellen, dass Kinder in ihrem Landkreis auf jeden Fall einen Wunsch unter dem Weihnachtsbaum erfüllt finden. Sie nahmen Kontakt zur Jugendhilfestation Roth der Rummelsberger Diakonie auf und die Mitarbeitenden der Jugendhilfestation sammelten dann die Weihnachtswünsche der Kinder in den Familien, mit denen sie arbeiten. Zu den Klientinnen und Klienten der Jugendhilfestation gehören Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 13 Jahren, die auf Begleitung und Unterstützung angewiesen sind, Jugendliche und junge Erwachsene, die im Rahmen der Verselbstständigung Unterstützung benötigen und Familien, die bei der Bewältigung des Alltags unterstützt werden. Manuela Ostermeier, Bereichsleitung der Jugendhilfestation, freute sich über das Engagement von LEONI: „Ich war sehr überrascht und finde die Aktion super. Die Kinder und Familien haben eine ganz bunte Mischung aus Wünschen gehabt. Bastelmaterial und Brettspiele zum Beispiel, so dass die ganze Familie in den nächsten Wochen etwas gemeinsam machen kann. Aber auch Klamottengutscheine wurden gewünscht oder Fachbücher für die Berufsausbildung.“
Rund 100 Wünsche kamen zusammen, die alle erfüllt werden konnten. Die Idee, auf diese Art etwas Gutes in einer so schwierigen Zeit tun zu können, fanden alle Mitarbeitenden klasse. Es ist jetzt an Manuela Ostermeier und ihren Kolleginnen und Kollegen der Ambulanten Erzieherischen Dienste und der Heilpädagogischen Tagesstätte, die liebevoll verpackten Pakete pünktlich an die Kinder zu verteilen – so dass am Heiligen Abend überall Kinderaugen strahlen dürfen.
PM_SPÜ_Leoni.pdf97 Ki
Mitarbeitende der Consorsbank erfüllen Kindern der Ambulanten Erzieherischen Dienste der Rummelsberger Diakonie Weihnachtswünsche
Mehr lesenNürnberg – Man kann im dritten Jahr der Weihnachtsaktion schon fast von einer Tradition sprechen: Mitarbeitende der Consorsbank Nürnberg haben Kindern der Ambulanten Erzieherischen Dienste der Rummelsberger Diakonie zu Weihnachten eine Freude gemacht.
Schon im Oktober starten die Planungen für diese Aktion: Die Mitarbeitenden der Ambulanten Erzieherischen Dienste (AED) in Nürnberg fragen die Kinder in den Familien, die sie betreuen, nach ihren Weihnachtswünschen. In vielen Familien gibt es keine oder nur wenige Geschenke, die Familien leben zum Teil am Existenzminimum. Die Corona-Krise macht die Situation nicht einfacher. Wünsche haben die Kinder trotzdem. Diese aufgeschriebenen oder aufgemalten Wünsche gingen an die Consorbank, wo allen interessierten Mitarbeitenden ein Wunsch zugeteilt wurde. Insgesamt 89 liebevoll gestaltete Weihnachtsgeschenke landeten so unter dem Weihnachtsbaum im Foyer der Consorsbank. „Viele Mitarbeitenden finde diese Spendenaktion ganz großartig und beteiligen sich gerne daran“, so Rosaria Galfo-Vasseur von der Consorsbank. „Sie freuen sich das ganze Jahr darauf, für die Kinder einkaufen zu gehen.“
Die AED betreuen jedoch viel mehr als 90 Kinder. So hat die Consorsbank kurzerhand noch 1.000 Euro draufgelegt und die Mitarbeitenden zum Shoppen geschickt, so dass am Ende bei allen Kindern ein tolles Geschenk unter dem Baum liegen kann. Karin Raudszus von den Ambulanten Erzieherischen Diensten freut sich sehr. „Es ist auch noch ein wenig Geld übriggeblieben, so dass im neuen Jahr einige Geburtstagswünsche erfüllt werden können.“
Sie verteilt mit ihren Kolleginnen und Kollegen die Geschenke in den nächsten Tagen an die Familien. „Die leuchtenden Kinderaugen zu sehen, das ist klasse“, so die Leiterin der AED. „Schon die liebevolle Verpackung ist für viele Kinder neu.“ Lächelnd ergänzt sie: „Ich denke, nicht alle Geschenke werden bis Weihnachten eingepackt bleiben, dafür ist die Aufregung zu groß.“
PM_SPÜ_Consorsbank.pdf126 Ki
Zum Tag des Flüchtlings und zum bevorstehenden Jahresende wagt AKTIV einen ersten Rückblick auf den bisherigen Verlauf des Projekts der Rummelsberger Diakonie.
Mehr lesenNürnberg/ Nürnberger Land - Aktuell werden 12 junge Frauen und 53 Männer mit Fluchthintergrund durch die Mitarbeiter*innen vom Projekt AKTIV rund um das Thema Ausbildung beraten und begleitet. AKTIV unterstützt seit Anfang 2020 junge Geflüchtete auf ihrem Weg in die Ausbildung und während der Ausbildung, je nach individuellem Bedarf. Ausgehend von den Wünschen und Zielen der jungen Menschen, wird gemeinsam an der Entwicklung einer (beruflichen) Perspektive und Beschäftigung gearbeitet.
AKTIV freut sich, zur Adventszeit und natürlich insbesondere am Tag des Flüchtlings, von Ahmad Ahmadi (Name von der Redaktion geändert), einem jungen Geflüchteten aus Afghanistan, berichten zu dürfen, dessen Wunsch schon vor Weihnachten in Erfüllung ging:
Auf Empfehlung der Flüchtlingsberatung in Röthenbach an der Pegnitz kam der 23-jährige im Juni auf die Mitarbeiter*innen von AKTIV zu. Ahmad ist ein freundlicher junger Mann. Er hatte bereits einige Praktika im Handwerk gemacht und so erste Erfahrungen sammeln können. Nebenher arbeitete er in einem Restaurant, um sich etwas dazu zu verdienen. Nur die Schule bereitete ihm etwas Kopfzerbrechen. Er hatte die Berufsintegrationsklasse absolviert, musste diese jedoch ohne einen Schulabschluss verlassen, da es dafür leider nicht ganz gereicht hatte.
Ahmad äußerte den Wunsch, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen. In regelmäßigen Treffen, wurden Bewerbungsunterlagen erstellt. Ahmed informierte sich gemeinsam mit den Mitarbeitenden von AKTIV über mögliche Ausbildungsberufe rund um die Baustelle und schrieb mit ihnen zusammen über 30 Bewerbungen und schickte diese an potentielle Ausbildungsbetriebe. Bedauerlicherweise war die Resonanz auf die Bewerbungen gering. Einladungen zu einem Vorstellungsgespräch oder einem Probearbeiten blieben aus. Ahmad ließ sich nicht beirren und vereinbarte auch weiterhin Treffen mit AKTIV, um sein Ziel zu erreichen. Dabei blieb er realistisch und legte sich auch einen Plan B zurecht, falls es in diesem Jahr nicht klappen sollte. Letztlich zog Ahmad noch ein Ass aus dem Ärmel, als er erkannte, dass er mit den bisherigen Bewerbungen keinen Erfolg erzielen konnte: Vor ca. einem Jahr hatte er ein Praktikum als Maurer bei einem Bauunternehmen In Happurg absolviert und dort durch sein handwerkliches Geschick überzeugt.
Ahmad erkundigte sich beim Betrieb, ob sie noch einen Lehrling gebrauchen können. Schon bald durfte er sich über einen Ausbildungsvertrag freuen und die Ausbildung im September beginnen. Jakob Bierlein, Mitarbeiter von AKTIV, resümiert: „Ahmad hat sich seiner Stärken erinnert. Die findet man nicht auf dem Papier, sondern im persönlichen Erleben: Fleiß, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Geschick mit den Händen. Eigenschaften, die im Handwerk und im Arbeitsleben ungemein wertvoll sind.“
Natürlich ist allen Beteiligten bewusst, dass auch die Noten in der Berufsschule stimmen müssen, um die Ausbildung erfolgreich zu absolvieren. Gemeinsam mit AKTIV arbeitet der junge Mann daran. Beispielsweise plant er mittelfristig den Auszug aus der Gemeinschaftsunterkunft, um bessere Lernbedingungen und Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen, die bisher nicht immer vorliegen. AKTIV unterstütz hier auch bei bürokratischen Hürden, die es zu nehmen gilt und steht weiterhin mit dem jungen Afghanen im Kontakt. Denn Begleitung endet nicht mit der getrockneten Tinte auf dem Ausbildungsvertrag.
„Burgthann hilft e.V.“ sammelt Weihnachtsgeschenke für Bewohner*innen in Einrichtungen der Rummelsberger Diakonie
Mehr lesenBurgthann –Bei der diesjährigen Weihnachtsaktion hat der Verein „Burgthann hilft e.V.“ wieder zahlreiche Menschen glücklich gemacht. Insgesamt hingen 166 Geschenkwünsche am Weihnachtsbaum im REWE Markt in Burgthann. In den letzten Wochen konnten sich die Kunden die roten Papierherzen mit den Weihnachtswünschen vom Weihnachtsbaum abnehmen und so Wünsche für den guten Zweck erfüllen. Die Geschenkwünsche, welche sich auf den Papierherzen befanden wurden von den Kunden gekauft, schön verpackt und im REWE Markt wieder abgegeben.
So freuten sich am Ende Bewohner*innen des Wurzhofes in Postbauer-Heng, Kinder und Jugendliche im Löhehaus in Altdorf und die Bewohner*innen des Wichernhauses ebenfalls in Altdorf, dass ihre Weihnachtswünsche wahr wurden. „Burgthann hilft e.V.“ unterstützt mit der Aktion darüberhinaus die Tageln von Burgthann und Schwarzenbruck. Fünf Bewohner*innen wurden von den Mitarbeitenden des Wurzhofes für diese Aktion ausgewählt, die entweder keine Angehörigen mehr haben oder wo klar ist, dass sie nicht sehr viele Geschenke unter dem Weihnachtsbaum finden werden. Zu den Wünschen zählten Malsets, Kuscheldecken, DVDs und Musikfiguren für Toonieboxen.
Gerne hätten die Beschenkten ihre Weihnachtspräsente selbst in Empfang nehmen wollen, aber aufgrund der derzeitigen Corona-Lage ist das nicht möglich. Daher nahm Stefan Schurkus, Leiter des Wurzhofs die Geschenke stellvertretend entgegen. „Für unsere Bewohner*innen ist es ganz große klasse, dass jeder ein Geschenk unter dem Weihnachtsbaum vorfindet, gerade auch in dieser Zeit, wo die Besuche der Angehörigen sehr beschränkt sind,“ sagt Stefan Schurkus bei der Scheckübergabe.
Gudrun Hartmann, Vorständin, des Vereins „Burgthann hilft e.V.“ ist es wichtig vielen, die bedürftig sind, eine Freude an Weihnachten zu machen. Besonders dankt sie auch dem Marktleiter Robert Mack, dass er sich immer wieder bereit erklärt, dass „Burgthann hilft e.V.“ seinen Baum für diese Aktion dort aufstellen darf.
Thomas Grämmer ist fachlicher Leiter der Rummelsberger Jugendhilfe und Regionalleiter der Rummelsberger Dienste in Oberfranken. Gemeinsam mit Ideengeber Olaf Forkel, Leiter Forschung und Entwicklung und allen Regionalleitern verfasste er 2019 die „Pädagogischen Leitlinien“. Ein Haltungspapier, das zum gemeinsamen Dialog aufruft. Im Interview erzählt Grämmer, weshalb ihm die Leitlinien eine Herzensangelegenheit sind.
Mehr lesenHerr Grämmer, warum war Ihnen, Herrn Forkel und den Leitungs-Kolleg*innen so daran gelegen ein Haltungspapier für die Jugendhilfe zu erstellen?
Thomas Grämmer: In der pädagogischen Arbeit muss man immer eine klare Haltung zu den Kindern und jungen Menschen, aber auch zu sich selbst einnehmen und dabei stets achtsam sein. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das viel Kraft und Energie kostet. Eine unachtsame Geste im pädagogischen Alltag ist eine unachtsame Geste, die ich nicht mehr zurücknehmen kann. Insbesondere im Zuge der Flüchtlingsarbeit ab 2015, als wir auf den Einsatz von Hilfskräften angewiesen waren, die keine pädagogische Ausbildung haben, wurde deutlich, dass ein Haltungspapier für alle in der RDJ notwendig ist. Auch bei der Neukonzipierung unseres Pädagogisch Therapeutischen Intensivbereichs PTI in Rummelsberg 2015 bis 2016 kam der Wunsch nach einem solchen Leitfaden auf. Beschlossen wurde die Umsetzung in der Regionalleiterrunder der RDJ 2018. Gemeinsam mit den Regionalleitern und dem Leiter Forschung Entwicklung Olaf Forkel haben wir dann die Pädagogischen Leitlinien erstellt. Denn Haltung ist eine zentrale Qualifikation für Menschen, sie entsteht aus Respekt, Nächstenliebe, Freiheit und Humor.
Heißt das, Ihren Mitarbeitenden fehlt die Haltung?
Thomas Grämmer: Das heißt es ganz und gar nicht! Im Gegenteil. Die meisten Kolleginnen und Kollegen haben sich in ihren Ausbildungen und im beruflichen Alltag intensiv mit dem Thema Haltung auseinandergesetzt und sich mit ihrer Berufswahl für eine entsprechende Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen entschieden. Aber diese Haltung kostet Kraft und zum persönlichen Haltungsumgang gehört es auch, achtsam gegenüber sich selber zu sein um eigene Kräfte und Ressourcen wahrzunehmen und zu erkennen. Die Anforderungen, die die Kinder und Jugendlichen an uns stellen verändern sich. Deshalb müssen wir im Dialog bleiben und unsere Haltung immer wieder neu reflektieren. Dazu rufen die pädagogischen Leitlinien auf.
Die Pädagogischen Leitlinien sind eine Broschüre im Din A5-Format – wie sieht da der Dialog aus?
Thomas Grämmer: Wir verteilen die Leitlinien nicht einfach an alle Mitarbeitenden und sagen: „Lies‘ das und handle!“. Als ersten Schritt zur Einführung des Haltungspapiers gab es in fast allen Regionen und einzelnen Bereichen der Rummelsberger Jugendhilfe 2019 und 2020 sogenannte Auftaktveranstaltungen. Dort wurden die Pädagogischen Leitlinien mit den Mitarbeitenden dialogisch erarbeitet und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zum Thema Haltung besprochen. Dieser Dialog bildet die Grundlage für die Weiterarbeit am Thema. Leider hat diese Veranstaltung bedingt durch die Pandemie noch nicht überall stattfinden können. Sobald es das Corona-Geschehen zulässt, legen wir hier wieder los. Außerdem sind dann auch jährliche Haltungsaudits zu Qualitätsüberprüfung der pädagogischen Haltung in unseren Angeboten geplant. Nicht, weil wir einen Mangel an pädagogischer Haltung wahrnehmen, sondern um ein in der Pädagogik virulentes Thema für uns zu reflektieren und weiterzuentwickeln; für künftige Konzepte, Methoden und Arbeitsweisen.
Thomas_Grämmer.JPG204 Ki
Neues 3-tägiges Betreuungskonzept – gerade auch zu Zeiten der Corona-Pandemie eine wichtige Unterstützung für Kinder, Jugendliche sowie deren Eltern und Familien.
Mehr lesenRoth - Jugendhilfe heißt nicht nur Unterstützung für junge Menschen in Betreuung oder Hilfe-Maßnahmen. Die Eltern und Familien der Kinder und Jugendlichen gehören dazu. Auch sie benötigen oft Beratung und Unterstützung. „Wir erleben in unserer Betreuungsarbeit immer mehr Familien, in denen die Elternarbeit zunehmend wichtig wird“, berichtet Manuela Ostermeier, Leiterin der Jugendhilfestation der Rummelsberger Diakonie in Roth. „Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie, in denen einem der Alltag wegbricht und man mit zum Teil strengen Beschränkungen zu kämpfen hat.“
Mit dem 2019 neu gestarteten 3-tägigen Gruppenangebot haben die Mitarbeitenden der Jugendhilfestation gemeinsam mit dem Jugendamt Roth ein Konzept entworfen, das die Eltern der Kinder in die Betreuungsarbeit unmittelbar miteinbezieht und in dieser herausfordernden Zeit alle Familienmitglieder im Blick hat.
Im 3-Tages-Betreuungskonzept kommen die Mädchen und Jungen nur an drei Tagen in die Heilpädagogische Tagesstätte, kurz HPT genannt. Die beiden anderen Wochentage verbringen sie zu Hause. An diesen Tagen kommen die Pädagog*innen der HPT in die Familien und unterstützen direkt im Familienalltag. Sie üben gemeinsam „Zuhause-Situationen“, wie beispielweise Hausaufgabenbetreuung, „Zu-Bett-Geh-Rituale“ oder gemeinsame Essenssituationen. Sie begleiten die Familien zu wichtigen Terminen, gehen beispielsweise mit zum Therapeuten, Arzt oder in den Jobcenter.
Um die Gesundheit aller Familien und Mitarbeiter*innen bestmöglich zu schützen, können alle Pädagoginnen der HPT, an den freiwilligen Corona-Reihentestungen teilnehmen. „Seit September können sich die Mitarbeitenden regelmäßig testen lassen, seit November findet die Testung sogar wöchentlich statt,“ erklärt Ostermeier. So werden eventuelle Infektionen rasch entdeckt und die Weiterverbreitung eingedämmt.
Ziel des Betreuungskonzepts ist, durch intensivere Elternarbeit Erziehungskompetenz und –sicherheit zu verbessern. „Natürlich sprechen wir auch mit den Eltern und Familien unserer Kinder aus der 5-Tages-Gruppe. Doch der Haupt-Augenmerk liegt hier auf den Kindern. In der 3-Tages-Gruppe haben wir während der „Familientage“ die Möglichkeit die Eltern in den Fokus zu rücken“, sagt Ostermeier. Die Fachkräfte erkennen im direkten Alltagskontakt schnell die Familien-Dynamiken und können mit Eltern und Kindern gemeinsam alte Verhaltensmuster besprechen, neue entwickeln und miteinander üben. Eltern werden so enger in die Betreuung und Erziehung ihrer Kinder eingebunden und erhalten Beratung, Unterstützung und Anleitung um ihre Erziehungsarbeit und –kompetenz zu fördern und das Familienleben für alle zu verbessern. „Da ist auch Raum für die Eltern, über eigene Schwierigkeiten und Themen zu reden und Lösungsstrategien zu entwickeln“, berichten Gertraud Layritz und Susi Möller, die pädagogischen Fachkräfte der 3-Tages-Gruppe. „Und an den drei Betreuungstagen in der HPT haben wir Zeit, uns auf die Kinder und ihre Themen zu konzentrieren.“
Nicht alle Eltern brauchen oder wollen die zusätzliche Unterstützung. Deshalb gibt es in Roth zwei HPT-Gruppen. Eine klassische 5-Tages-Gruppe und eine 3-Tages-Gruppe. Ob ein Kind in die 3-Tages-Gruppe geht, wird vom Jugendamt sondiert und festgelegt. „Bei der 3-Tages-Gruppe ist es substantiell, dass die Eltern bereit sind den Weg mit zu gehen und zu tragen. Dann kann das neue Konzept alle Beteiligten voranbringen“, so Ostermeier.
Denn auch die Mitarbeitenden profitieren durch die Neukonzeption. Seither trifft sich das gesamte HPT-Team wöchentlich im Wechsel, einmal mit der Leitung und einmal mit dem psychologischen Fachdienst zur gemeinsamen Prozessplanung für beide HPT-Gruppen, aktuell unter den Corona-Hygieneauflagen oder auch auf digitalem Weg. Dabei wird jedes Kind alle sechs Wochen im Rahmen der Teamsitzung besprochen. Zudem kommen die Kolleg*innen vom Ambulanten Dienst in regelmäßigen Abständen zum gemeinsamen Austausch und stehen gerade den Pädagog*innen der 3-Tages-Gruppe mit Rat und Tat beiseite. Franziska Gutschera, pädagogische Fachkraft in der 5-Tages-Gruppe findet das gut: „Der teamübergreifende Austausch ist immer sehr bereichernd und unterstützend für alle. Alle Teams profitieren davon.“
Familie__für_HPT_.jpg0,91 Mi
Für welche Pädagogik steht eigentlich die Rummelsberger Jugendhilfe? Diese Frage wird dem fachlichen Leiter und den Leitungskräften regelmäßig von Mitarbeitenden, Jugendämtern, Eltern und anderen Außenstehenden gestellt. Erziehung ist vor allem eine Frage der Haltung, lautet die schlichte Antwort auf diese Frage.
Mehr lesenRummelsberg - Doch was heißt das – welche Haltung ist damit gemeint und gewünscht? Die Fachliche Leitung der Rummelsberger Jugendhilfe hat gemeinsam mit mehreren Leitungskräften zu diesen Fragestellungen eine Leitlinie entwickelt, die den Begriff Haltung konkretisiert und beschreibt. Neben einer fassbaren Aussage des Begriffs Haltung, sollen den Mitarbeitenden damit auch Werkzeuge an die Hand gegeben werden, wie wir uns einer gemeinsamen Haltung annähern und darüber in Dialog treten können.
So entstand die Idee eines sogenannten „Haltungsaudits“, das sprachlich dem Qualitätsmanagement entliehen ist, inhaltlich aber deutlich davon abweicht. Es geht dabei nicht um ein Kontrollinstrument für Leitungskräfte, sondern um einen fachlichen Austausch zwischen den verschiedenen Bereichen der Jugendhilfe, die anhand eines Leitfadens gegenseitig systematische Beobachtungen und Gespräche durchführen. Grundlage für die Beobachtungs- und Gesprächsleitfäden sind die fünf Dimensionen des Haltungspapiers: Wertschätzung, Nächstenliebe, Ressourcenorientierung, Freiheit, Humor.
Zwei Wohngruppen, jede aus einer unterschiedlichen Einrichtung, erhalten vorab Fragebögen für Mitarbeitende und für Betreute, um sich auf die Inhalte vorbereiten zu können. Je zwei Vertreter*innen aus den jeweiligen Teams besuchen sich gegenseitig und halten ihre Beobachtungen und Gesprächsergebnisse schriftlich fest. Diese werden schriftlich zusammengefasst und mit ebenfalls schriftlichen Empfehlungen an das jeweils andere Team in einem gemeinsamen Auswertungsgespräch beider Teams eröffnet. Gemeinsam leiten die auditierten Teams anschließend für sich Ziele ab, die sie dann nach einer festgelegten Zeit überprüfen können.
Diskussionen und Entwicklungsfragen, die Haltung betreffend, berühren sehr persönliche Empfindungen und Ansichten, die durch eigene Erziehung, Lebenserfahrung und Werte geprägt sind. Das Haltungsaudit findet deshalb in einem sehr geschützten Rahmen statt, in dem echter Austausch und Reflexion möglich sind. Leitungskräfte sind nicht an Verfahren beteiligt und sehen auch die Zusammenfassungen und Einzelheiten der Audits nicht ein. Die Teams entscheiden selbst, ob sie Leitung informieren und für Unterstützungsprozesse hinzuziehen wollen.
Zu einem ersten Pilot-Audit hatten sich Ende 2019/Anfang 2020 zwei Teams, aus den Bereichen Schülerwohnen im Jugendhilfezentrum Rummelsberg und dem Wilhelm-Löhe-Haus in Altdorf bereit erklärt. Gemeinsam mit der Diakonischen Akademie, die das Verfahren federführend entwickelt hat, wurden auch bereits die ersten Erfahrungen ausgewertet. Aus den Rückmeldungen sind noch einmal Veränderungen und Anpassungen durchgeführt worden, so dass dieses neue Instrument möglichst praxistauglich an den Start geht. Aufgrund der Corona-Situation fanden bisher keine Audits statt. Denn ein wichtiger Teil des Haltungsaudits, sind die gegenseitigen Hospitationstage der teilnehmenden Teams.
Das Pilotprojekt wurde von den Teilnehmenden sehr positiv eingeschätzt. Auch von Andrea Blomeyer, stellvertretende Teamverbundleitung im Schülerbereich Wohngruppe 29d und e in Rummelsberg: „Ich habe das Audit trotz des relativ hohen zeitlichen Aufwands als rundum positiv empfunden“, berichtet die 30-Jährige. Haltung sei in der Betreuung von Jugendlichen immens wichtig. Dazu gehöre auch regelmäßige Eigenreflexion für die im Alltag meist die Zeit fehle. Das Audit biete zudem den Austausch mit anderen Dienststellen sowie Wohngruppen und bringe neue Eindrücke und Impulse.
„Diese positiven Erfahrungen aus dem Pilot sollten allen Teams Lust machen, sich auf einen solchen Prozess einzulassen,“ sagt Thomas Heinicke, Dienstellenleiter der Kinder- und Jugendhilfe in Rummelsberg. Sobald es das Infektionsgeschehen zulässt, sollen dann die Haltungsaudits weitergehen.
Eben alles eine Frage der Haltung.
Audit_.jpg722 Ki