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Die Rummelsberger Dienste für junge Menschen haben alle Beteiligte in ihren Einrichtungen umfangreich zu allen Vorsorge- und Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Corona Virus informiert. Für die jeweiligen Einrichtungen in den Regionen sind die Empfehlungen und Maßnahmen zum Umgang mit der Situation erstellt und eingeleitet. Eine extra gebildete Arbeitsgruppe bewertet kontinuierlich die aktuelle Situation, wird im Bedarfsfall aktiv und informiert alle Beteiligten.
Es gibt einen permanenten Austausch mit den örtlichen Gesundheitsämtern und Landkreisen sowie den kreisfreien Städten.
Die Empfehlungen des Robert Koch Institutes sowie die staatlichen Verordnungen sind Grundlage unseres Handelns.
Die Kinder und Jugendlichen sind Ausgangs- und Mittelpunkt des pädagogischen Handelns. Die Fachkräfte der Rummelsberger Diakonie wissen, dass für jedes Alter, jede Persönlichkeit und Lebenssituation unterschiedliche Angebote und Lösungen gefunden werden müssen.
Tradition und Innovation gehören bei der Rummelsberger Diakonie zusammen. Die fachlichen Konzepte werden ständig weiterentwickelt. Sei es ein Beteiligungskonzept oder ein Schutzkonzept gegen Gewalt – sie bilden die Grundlage der pädagogischen Arbeit.
Die Rummelsberger Diakonie bietet Hilfe aus einer Hand. Von der Kindertagesstätte bis zur stationären Wohngruppe: fachlich verknüpfte Angebote sind unsere Stärke – für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung.
Das gesamte Angebot der Rummelsberger Diakonie für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Familien finden Sie
hier.Neuer Rechtekatalog, erweitertes Beschwerdemanagement und neue Angebote für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Familien - lesen Sie hier
mehr.Das neue Beschwerdemanagement Vertrauens(W)ORT ermöglicht jetzt auch anonyme Beschwerden direkt online.
MehrSie sind schwanger? Sie haben viele Fragen? Informationen in barrierefreier Kommunikation zur Schwangerschaft.
MehrLions Club Zirndorf-Franconia und Gert M. Rupp Stiftung übergeben Maskenspende an Rummelsberger Pflegeausbildung
Mehr lesenNürnberg – Die Corona-Pandemie ist eine große Belastung für die ganze Gesellschaft, insbesondere aber für die Mitarbeitenden der Pflegeeinrichtungen. Die Kosten für FFP2-Masken sind für die Träger der Sozialdienstleistung schwer zu stemmen. Am letzten Mittwoch haben der Lions-Club Zirndorf-Franconia und die Gert M. Rupp Stiftung daher 6.000 Masken stellvertretend an die Pflegehelferausbildung der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg übergeben. Die Masken werden in vielen Rummelsberger Einrichtungen im Umland eingesetzt.
Die Spendenübergabe fand in den Räumlichkeiten der Pflegehelferausbildung der Rummelsberger in Nürnberg statt. „Wir sind sehr froh über die Masken. So können wir schnell und unkompliziert auch den Schülerinnen und Schülern helfen, die sich aus finanziellen Gründen nicht mit ausreichend Masken ‚eindecken‘ konnten“, sagte Regina Mohr, die Schulleiterin. Ungefähr 2.200 Masken gehen direkt an die Bildungsbereiche, also an Schulen des diakonischen Trägers. Der Rest wird vorrangig in Senioren-Einrichtungen verteilt. Einige gehen aber auch an Einrichtungen der Jugendhilfe.
Die Spende kommt aus den gemeinsamen Anstrengungen des Lions-Club Zirndorf-Franconia und der Gert M. Rupp Stiftung zustande. Gert Rupp ist nicht nur Namensgeber der Stiftung, sondern auch derzeitiger Präsident des Lions-Club Zirndorf-Franconia. „Wir helfen sehr gerne und freuen uns, den Schülerinnen und Schülern damit etwas Gutes tun zu können“, erklärte er bei der Spendenübergabe. Vom Lions-Club Zirndorf-Franconia waren außerdem der Vizepräsident Stefan Maier-Wimmer und Dorit Paneutz anwesend.
Die Delegation des Clubs wurde entsprechend des Hygienekonzeptes der Einrichtung in Nürnberg begrüßt und der Leiter der beruflichen Schulen der Rummelsberger Diakonie Christian Oerthel sowie Schulleiterin Regina Mohr berichteten aus ihrer Arbeit. Die erweiterte Pflegehelferausbildung gibt es seit drei Jahren in dieser Schule. Die Studierenden können in einem Jahr vor allem die Sprache erlernen und mit Hilfe von Praktika in einige Pflegeberufe „hineinschnuppern“. Die Schülerinnen und Schüler sind vor allem Menschen mit Fluchterfahrung, aber auch EU-Bürgerinnen und -bürger. Es gibt eine große Nachfrage für Plätze an der Schule.
Die Masken sind wichtig, weil sie Sicherheit geben, besonders in den Unterrichtssituationen. „Wir sind froh und dankbar über Masken für die Schüler*innen, damit sie sicher an die Schulen kommen können“, schließt Oerthel.
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Dorothee Schmidt verlässt nach 27 Dienstjahren die Rummelsberger Diakonie. Die 51-Jährige war als Dienstellenleiterin der Rummelsberger Dienste für junge Menschen gGmbH und als Mitglied im Aufsichtsrat hochgeschätzt.
Mehr lesenNürnberg – „Ginge es nach unserem Wunsch – so würden wir Sie einfach behalten.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich am Freitag Karl Schulz, Vorstand Dienste der Rummelsberger Diakonie von Dorothee Schmidt, Dienstellenleiterin der Rummelsberger Dienste für junge Menschen gGmbH, kurz RDJ, in Fürth. Damit brachte Schulz auf den Punkt, was alle Gäste dachten.
Dorothee Schmidt verlässt zum 1. März 2021 nach fast dreißig Jahren die Rummelsberger Familie und übernimmt die Leitung des Jugendamts Roth. Das rauschende Abschiedsfest – „das Ihrem Wirken innerhalb unserer Rummelsberger Familie mehr als angemessen gewesen wäre“, wie Schulz sagte, musste Coronabedingt leider entfallen. Stattdessen gab es eine Feierstunde in kleinem Kreis mit Schutzmasken und Abstand.
Schulz betonte in seiner Rede, dass Schmidt in den knapp drei Jahrzehnten ihres Wirkens in Rummelsberg viel bewegt, verändert, verbessert, mitgetragen und erneuert habe. Nicht nur in der Kinder- und Jugendhilfe, in der die Diplom Sozialpädagogin 1993 als Studentin erstmals ein Praktikum absolvierte und 1994 im Gruppendienst einstieg. Sondern auch mit ihrem Engagement und Einsatz als Vorsitzende des „Sprecherausschuss leitende Angestellte“ und als gleichzeitiges Mitglied des Aufsichtsrates der Rummelsberger Diakonie.
Verena Voß, Dienstellenleiterin Kinder und Familie der Rummelsberger Dienste für junge Menschen gGmbH, kurz RDJ, wird künftig die Leitung der Fürther Kindertagesstätten in ihre Dienststelle übernehmen. Die Leitung der Rummelsberger Dienste für junge Menschen (RDJ) in Fürth wird Diakon Werner Pfingstgraef, Dienstellenleiter der RDJ in Nürnberg mit übernehmen. Bei der Verabschiedung dankte der Diakon der geschätzten Kollegin für ihren Einsatz, bei dem sie immer den Menschen – sowohl die Kinder und Jugendlichen, als auch die Mitarbeitenden – im Mittelpunkt sah. Neben Grüßen und Wünschen von Weggefährten, die bei der Feierstunde aufgrund der Pandemie nicht dabei sein konnten, gab er ihr mit dem Wochenpsalm einen Segensgruß mit auf den weiteren Weg und überreichte kleine Präsente.
Dorothee Schmidt war sichtlich gerührt angesichts der großen Wertschätzung. Sie gehe mit einem lachendem und einem weinenden Auge. „Ich durfte in meiner Zeit bei den Rummelsbergern Verantwortung für Menschen übernehmen, sie ein Stück ihres Lebens begleiten und mit ihnen gemeinsam Rahmenbedingungen entwickeln, damit sie ihre Aufgaben richtig gut erledigen können.“ Dabei habe sie erlebt, dass wertschätzende Kommunikation ganz wichtig sei, aber auch sehr anstrengend sein könne.
Dorothee Schmidt hatte sich in den vielen Jahren in der Rummelsberger Familie nicht nur wohl, sondern auch zuhause gefühlt. Der Wechsel ins Jugendamt Roth sei, so die 50-Jährige, eine Bauchentscheidung gewesen: „Das Jugendamt suchte bewusst einen Pädagogen und keinen Juristen oder Verwaltungsangestellten, da dies der Kernaufgabe des Jugendamtes entspricht. Da fühlte ich mich angesprochen.“
Karl Schulz zeigte sich zuversichtlich, dass Dorothee Schmidt als Leiterin des Jugendamts Roth ebenso ideenreich und analytisch Probleme erkennen und neue Wege beschreiten werde, wie Sie das in der Rummelsberger Diakonie stets mit Bravour getan habe. Deshalb händigte er der Kollegin bei der Feier auch gleich eine kleine Wunschliste für sie als neue Jugendamtsleitung aus. Als Jugendhilfeträger vor Ort sei die Rummelsberger Diakonie gerne bereit, gemeinsame Projekte für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsenen und Familien in der Stadt Roth und dem Landkreis zu entwickeln und umzusetzen, um für diese neue Perspektiven schaffen können.
Dorothee Schmidt freut sich auf die neue Aufgabe und den Seitenwechsel: „Jugendhilfe aus einer anderen Perspektive – das wird spannend.“
Dorothee_Schmidt_und_Karl_Schulz__Foto_Werner_Pfingstgraef_presse.jpg3,57 Mi
Mitarbeitende der ambulanten Jugendhilfe betreuen Kinder, Jugendliche und Familien direkt zuhause. Sie gehen in die Familie. Bei den Corona-Schutz- und Impfmaßnahmen werden sie jedoch nicht mitbedacht. Karin Raudszus, Leitung des Ambulanten Erzieherischen Dienstes, kurz AED genannt, der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg und Diakon Werner Pfingstgraef, Dienststellenleiter der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg, berichten im Interview von den gesundheitlichen Risiken und der psychischen Belastung und was das für Mitarbeitende der ambulanten Jugendhilfe bedeutet. Wie viele Menschen betreut der AED in Nürnberg und wie sieht diese Betreuung aus? Raudszus: Wir betreuen aktuell weit über 600 Menschen in 130 sogenannten Jugendhilfemaßnahmen. Zum Großteil sind das Erziehungsbeistandschaften und sozialpädagogische Familienhilfen. Das heißt, die Mitarbeitenden unterstützen und betreuen Kinder und deren Eltern. Dazu gehört das Vermitteln bei Familien-Konflikten, das Fördern der persönlichen Fähigkeiten der Kinder und deren Eigenverantwortung. Außerdem die Begleitung der jungen Menschen bei ihrer schulischen oder beruflichen Ausbildung und bei der Verselbstständigung. In der sozialpädagogischen Familienhilfe liegt der Fokus auf den Eltern. Wir helfen ihnen bei der Bewältigung von Alltagsproblemen oder unterstützen sie bei der Lösung von Konflikten. Ziel ist hier, die Eltern zu einem selbstständigen Leben zu befähigen. Es soll Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden. Pfingstgraef: Diese Betreuungsarbeit findet zu weit über 80 Prozent „face-to face“ statt. Das heißt, die Kolleginnen und Kollegen gehen zu den Familien nach Hause und haben direkten Kontakt zu den Menschen. Was sind die Herausforderungen im Arbeitsalltag für die Mitarbeitenden und inwieweit belastet die Corona-Pandemie hier zusätzlich? Raudszus: Die ambulante Betreuung ist an sich schon eine anspruchsvolle pädagogische Arbeit. Im Gegensatz zur stationären Kinder- und Jugendbetreuung oder in Kitas bzw. heilpädagogischen Tagesstätten sind die Kolleg*innen im AED immer alleine unterwegs. Die Möglichkeit, sich mal kurz abzusprechen oder eine Belastung zu teilen haben sie nicht. Sie gehen allein zu den Klient*innen und wissen oft nicht einmal, was sie hinter der Wohnungstür erwartet. Das ist herausfordernd und anstrengend. Jetzt kommen gesundheitliche Risiken durch Corona und die Homeschooling-Situation noch hinzu, in der die Kolleg*innen die Familien zusätzlich unterstützen. Eine Umarmung durch eine Kollegin oder einen Kollegen, in der wöchentlichen Teamsitzung bedeutet für die Mitarbeitenden eine der wenigen kleinen Erleichterungen und Unterstützungen im Alltag. Corona und die damit verbundenen notwendigen Abstandsregelungen machen dies nun seit einem Jahr unmöglich. Teamgespräche und kollegiale Beratung können aktuell nur digital oder in Kleinstgruppen mit großem Abstand stattfinden. Worte des Beistands sind natürlich möglich, aber das ist nicht das Gleiche. Pfingstgraef: Zusätzlich müssen die Mitarbeitenden auch für die Kolleg*innen einspringen, die beispielsweise in Quarantäne oder krank sind. Wir haben es mehrfach erlebt, dass Familien, die wir betreuen im zeitlich kritischen Rahmen der Betreuungsmaßnahmen Covid-positiv getestet wurden. Es kam sogar vor, dass Kolleginnen in die Familie kamen und erst während des Besuchs erfuhren, dass ein oder mehrere anwesende Familienmitglieder an Covid erkrankt waren. Insgesamt waren es rund 60 Covid-Fälle in den Familien, die wir betreuen. Umso glücklicher sind wir, dass wir bisher keinen Covid-Fall im Team hatten, was von der großen Umsicht und Verantwortung zeugt, mit der die Kolleg*innen arbeiten. Dennoch ist das natürlich eine immense Zusatzbelastung und wir erleben die Kolleginnen und Kollegen als stark belastet. Es kommt auch deutlich häufiger zu Krankheitsausfällen aufgrund der Überbelastung. Telefonische Beratung oder digitale Videokonferenzen über sichere Plattformen der Rummelsberger Diakonie – können die Mitarbeitenden den direkten Kontakt so nicht auf ein Minimum reduzieren? Raudszus: In den Betreuungsvereinbarungen mit dem Jugendamt steht, dass die im Hilfeplan vereinbarten Maßnahmen soweit möglich vorrangig persönlich stattfinden sollen. Nur wenn die Klient*innen dies nicht wünschen, Krankheitssymptome aufweisen oder sich in Quarantäne befinden, können digitale Medien genutzt werden. Wenn wir unsere Leistung länger als eine Woche nicht oder mehr als 14 Tage nur medial erbringen können, müssen wir den ASD (Fachdienst des Sozial- und Jugendamtes in jeder Kommune) schriftlich informieren und das weitere Vorgehen abstimmen. Pfingstgraef: Unsere Mitarbeiteri*innen sehen natürlich die Nöte und Bedarfe der Kinder, Jugendlichen und Familien und gehen deshalb selbstverständlich weiter in die Familien. Dabei haben Sie aber oft das Gefühl alleine an der Front zu stehen, Flagge zeigen zu müssen und dabei selbst nicht bedacht zu werden. Woher kommt dieses Gefühl der Missachtung? Raudszus: Dass es keine Möglichkeit auf Homeoffice gibt ist sicherlich ein Grund. Ausschlaggebend ist aber vor allem, das Gefühl der Missachtung seitens der Politik. Es gibt für Mitarbeitende der ambulanten und auch stationären Jugendhilfe keine klaren Schutzanweisungen und es wurden den sozialen Trägern auch keine finanziellen Mittel bereitgestellt, um die Kolleg*innen mit entsprechender Schutzkleidung ausrüsten zu können. Besonders in der ersten Lockdown-Phase 2020 war das ein großes Problem. Es gab anfangs zu wenig Schutzmasken und die Finanzierung musste auch erst einmal sichergestellt werden. Über einen Spendenfond wurde das zum Glück möglich gemacht und heute bestellen wir immer gleich große Mengen. Das verringert die Kosten und ist einfacher zu organisieren. Pfingstgraef: Hinzu kommt, dass die Jugendhilfe auch bezüglich Reihentestungen und Impfstrategien nicht mitbedacht wird und auf sich gestellt ist. Obgleich im ambulanten Bereich die Gefährdung der Kolleg*innen besonders hoch ist, da sie zu den betroffenen Kindern, Jugendlichen und Familien nach Hause gehen. Ohne zu wissen, wie diese sich hinsichtlich der Lockdown-Maßnahmen verhalten. Wenn Sie mal auf das Online-Portal des bayerischen Impfzentrums zur Corona-Schutzimpfung schauen - dort gibt es keine Möglichkeit sich als Mitarbeiter*in der stationären oder ambulanten Kinder- und Jugendbetreuung zu registrieren. Das heißt, die Kolleg*innen werden im Gegensatz zu Pflegefachkräften, Lehrer*innen oder Erzieher*innen nicht vorrangig behandelt, obgleich sie mindestens dem gleichen Risiko ausgesetzt sind. Sind die Kinder-, Jugendlichen und Familien durch Corona ebenfalls zusätzlich belastet? Raudszus: Ich denke, das sind wir alle. Je länger es dauert, desto höher wird die Belastung. In der ersten Lockdown-Phase 2020 hatten wir zum Teil ja sogar eher gegenteilige Erfahrungen. Die Klient*innen kamen erstaunlich gut mit der Situation zurecht – einige profitierten auch ganz offensichtlich vom reduzierten Alltagsgeschehen. Das tolle Frühlingswetter half hier natürlich auch. Der damals neu ins Leben gerufene „walk-and-talk“ kam bei vielen Klient*innen ebenfalls gut an. Seit Weihnachten war das Wetter nun für diese Betreuungsform selten geeignet und auch die Dauer der Beschränkungen lastet auf den Seelen aller. Wir spüren einen deutlichen Anstieg von Spannungen und Konflikten in den Familien – auch dort, wo es bisher gut lief. Pfingstgraef: Seit Jahresbeginn nimmt die Zahl der Inobhutnahmen allgemein zu und auch das Jugendamt Nürnberg meldet, dass die Gewalt steigt. Die Situation wird sich in den nächsten Wochen vermutlich auch erst einmal weiter verschärfen, ehe dann hoffentlich Lockerungen und zurückgehendes Pandemiegeschehen für Erleichterungen sorgen. Was würden Sie sich für die kommenden Wochen und Monate wünschen? Raudszus: Für die Mitarbeitenden wäre vor allem ein Ausgleich für die deutlich höhere Belastung im Betreuungsalltag wichtig. In Form von Teamgesprächen oder Supervision aber auch in Form von zusätzlichen Erholungsphasen. Außerdem wünschte ich, die Kolleg*innen bekämen die Achtung, die sie verdienen für ihre wichtige Arbeit, die sie in dieser Krisensituation leisten. Für die Klient*innen hoffen wir auf mögliche Lockerungen im Alltag, damit die Kinder und Jugendlichen wieder Sport machen und sich einander wieder begegnen können. Der Kontakt zu Gleichaltrigen ist entwicklungsmedizinisch von essenzieller Bedeutung für sie. Pfingstgraef: Das kann ich so unterstreichen. Außerdem wünsche ich mir, dass sich die Kolleg*innen aus der Kinder- und Jugendhilfe alle gemeinsam mit Erzieher*innen und Lehrer*innen impfen lassen können. Das Interview führte Stefanie Dörr
Mehr lesenWie viele Menschen betreut der AED in Nürnberg und wie sieht diese Betreuung aus?
Raudszus: Wir betreuen aktuell weit über 600 Menschen in 130 sogenannten Jugendhilfemaßnahmen. Zum Großteil sind das Erziehungsbeistandschaften und sozialpädagogische Familienhilfen. Das heißt, die Mitarbeitenden unterstützen und betreuen Kinder und deren Eltern. Dazu gehört das Vermitteln bei Familien-Konflikten, das Fördern der persönlichen Fähigkeiten der Kinder und deren Eigenverantwortung. Außerdem die Begleitung der jungen Menschen bei ihrer schulischen oder beruflichen Ausbildung und bei der Verselbstständigung. In der sozialpädagogischen Familienhilfe liegt der Fokus auf den Eltern. Wir helfen ihnen bei der Bewältigung von Alltagsproblemen oder unterstützen sie bei der Lösung von Konflikten. Ziel ist hier, die Eltern zu einem selbstständigen Leben zu befähigen. Es soll Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden.
Pfingstgraef: Diese Betreuungsarbeit findet zu weit über 80 Prozent „face-to face“ statt. Das heißt, die Kolleginnen und Kollegen gehen zu den Familien nach Hause und haben direkten Kontakt zu den Menschen.
Was sind die Herausforderungen im Arbeitsalltag für die Mitarbeitenden und inwieweit belastet die Corona-Pandemie hier zusätzlich?
Raudszus: Die ambulante Betreuung ist an sich schon eine anspruchsvolle pädagogische Arbeit. Im Gegensatz zur stationären Kinder- und Jugendbetreuung oder in Kitas bzw. heilpädagogischen Tagesstätten sind die Kolleg*innen im AED immer alleine unterwegs. Die Möglichkeit, sich mal kurz abzusprechen oder eine Belastung zu teilen haben sie nicht. Sie gehen allein zu den Klient*innen und wissen oft nicht einmal, was sie hinter der Wohnungstür erwartet. Das ist herausfordernd und anstrengend. Jetzt kommen gesundheitliche Risiken durch Corona und die Homeschooling-Situation noch hinzu, in der die Kolleg*innen die Familien zusätzlich unterstützen.
Eine Umarmung durch eine Kollegin oder einen Kollegen, in der wöchentlichen Teamsitzung bedeutet für die Mitarbeitenden eine der wenigen kleinen Erleichterungen und Unterstützungen im Alltag. Corona und die damit verbundenen notwendigen Abstandsregelungen machen dies nun seit einem Jahr unmöglich. Teamgespräche und kollegiale Beratung können aktuell nur digital oder in Kleinstgruppen mit großem Abstand stattfinden. Worte des Beistands sind natürlich möglich, aber das ist nicht das Gleiche.
Pfingstgraef: Zusätzlich müssen die Mitarbeitenden auch für die Kolleg*innen einspringen, die beispielsweise in Quarantäne oder krank sind. Wir haben es mehrfach erlebt, dass Familien, die wir betreuen im zeitlich kritischen Rahmen der Betreuungsmaßnahmen Covid-positiv getestet wurden. Es kam sogar vor, dass Kolleginnen in die Familie kamen und erst während des Besuchs erfuhren, dass ein oder mehrere anwesende Familienmitglieder an Covid erkrankt waren. Insgesamt waren es rund 60 Covid-Fälle in den Familien, die wir betreuen. Umso glücklicher sind wir, dass wir bisher keinen Covid-Fall im Team hatten, was von der großen Umsicht und Verantwortung zeugt, mit der die Kolleg*innen arbeiten. Dennoch ist das natürlich eine immense Zusatzbelastung und wir erleben die Kolleginnen und Kollegen als stark belastet. Es kommt auch deutlich häufiger zu Krankheitsausfällen aufgrund der Überbelastung.
Telefonische Beratung oder digitale Videokonferenzen über sichere Plattformen der Rummelsberger Diakonie – können die Mitarbeitenden den direkten Kontakt so nicht auf ein Minimum reduzieren?
Raudszus: In den Betreuungsvereinbarungen mit dem Jugendamt steht, dass die im Hilfeplan vereinbarten Maßnahmen soweit möglich vorrangig persönlich stattfinden sollen. Nur wenn die Klient*innen dies nicht wünschen, Krankheitssymptome aufweisen oder sich in Quarantäne befinden, können digitale Medien genutzt werden. Wenn wir unsere Leistung länger als eine Woche nicht oder mehr als 14 Tage nur medial erbringen können, müssen wir den ASD (Fachdienst des Sozial- und Jugendamtes in jeder Kommune) schriftlich informieren und das weitere Vorgehen abstimmen.
Pfingstgraef: Unsere Mitarbeiteri*innen sehen natürlich die Nöte und Bedarfe der Kinder, Jugendlichen und Familien und gehen deshalb selbstverständlich weiter in die Familien. Dabei haben Sie aber oft das Gefühl alleine an der Front zu stehen, Flagge zeigen zu müssen und dabei selbst nicht bedacht zu werden.
Woher kommt dieses Gefühl der Missachtung?
Raudszus: Dass es keine Möglichkeit auf Homeoffice gibt ist sicherlich ein Grund. Ausschlaggebend ist aber vor allem, das Gefühl der Missachtung seitens der Politik. Es gibt für Mitarbeitende der ambulanten und auch stationären Jugendhilfe keine klaren Schutzanweisungen und es wurden den sozialen Trägern auch keine finanziellen Mittel bereitgestellt, um die Kolleg*innen mit entsprechender Schutzkleidung ausrüsten zu können. Besonders in der ersten Lockdown-Phase 2020 war das ein großes Problem. Es gab anfangs zu wenig Schutzmasken und die Finanzierung musste auch erst einmal sichergestellt werden. Über einen Spendenfond wurde das zum Glück möglich gemacht und heute bestellen wir immer gleich große Mengen. Das verringert die Kosten und ist einfacher zu organisieren.
Pfingstgraef: Hinzu kommt, dass die Jugendhilfe auch bezüglich Reihentestungen und Impfstrategien nicht mitbedacht wird und auf sich gestellt ist. Obgleich im ambulanten Bereich die Gefährdung der Kolleg*innen besonders hoch ist, da sie zu den betroffenen Kindern, Jugendlichen und Familien nach Hause gehen. Ohne zu wissen, wie diese sich hinsichtlich der Lockdown-Maßnahmen verhalten. Wenn Sie mal auf das Online-Portal des bayerischen Impfzentrums zur Corona-Schutzimpfung schauen - dort gibt es keine Möglichkeit sich als Mitarbeiter*in der stationären oder ambulanten Kinder- und Jugendbetreuung zu registrieren. Das heißt, die Kolleg*innen werden im Gegensatz zu Pflegefachkräften, Lehrer*innen oder Erzieher*innen nicht vorrangig behandelt, obgleich sie mindestens dem gleichen Risiko ausgesetzt sind.
Sind die Kinder-, Jugendlichen und Familien durch Corona ebenfalls zusätzlich belastet?
Raudszus: Ich denke, das sind wir alle. Je länger es dauert, desto höher wird die Belastung. In der ersten Lockdown-Phase 2020 hatten wir zum Teil ja sogar eher gegenteilige Erfahrungen. Die Klient*innen kamen erstaunlich gut mit der Situation zurecht – einige profitierten auch ganz offensichtlich vom reduzierten Alltagsgeschehen. Das tolle Frühlingswetter half hier natürlich auch. Der damals neu ins Leben gerufene „walk-and-talk“ kam bei vielen Klient*innen ebenfalls gut an. Seit Weihnachten war das Wetter nun für diese Betreuungsform selten geeignet und auch die Dauer der Beschränkungen lastet auf den Seelen aller. Wir spüren einen deutlichen Anstieg von Spannungen und Konflikten in den Familien – auch dort, wo es bisher gut lief.
Pfingstgraef: Seit Jahresbeginn nimmt die Zahl der Inobhutnahmen allgemein zu und auch das Jugendamt Nürnberg meldet, dass die Gewalt steigt. Die Situation wird sich in den nächsten Wochen vermutlich auch erst einmal weiter verschärfen, ehe dann hoffentlich Lockerungen und zurückgehendes Pandemiegeschehen für Erleichterungen sorgen.
Was würden Sie sich für die kommenden Wochen und Monate wünschen?
Raudszus: Für die Mitarbeitenden wäre vor allem ein Ausgleich für die deutlich höhere Belastung im Betreuungsalltag wichtig. In Form von Teamgesprächen oder Supervision aber auch in Form von zusätzlichen Erholungsphasen. Außerdem wünschte ich, die Kolleg*innen bekämen die Achtung, die sie verdienen für ihre wichtige Arbeit, die sie in dieser Krisensituation leisten.
Für die Klient*innen hoffen wir auf mögliche Lockerungen im Alltag, damit die Kinder und Jugendlichen wieder Sport machen und sich einander wieder begegnen können. Der Kontakt zu Gleichaltrigen ist entwicklungsmedizinisch von essenzieller Bedeutung für sie.
Pfingstgraef: Das kann ich so unterstreichen. Außerdem wünsche ich mir, dass sich die Kolleg*innen aus der Kinder- und Jugendhilfe alle gemeinsam mit Erzieher*innen und Lehrer*innen impfen lassen können.
Das Interview führte Stefanie Dörr