Streetwork der Rummelsberger Diakonie in Zeiten von Corona
Mehr lesenAltdorf/ Hersbruck – Verlassene Skateranlagen und geschlossene Jugendtreffs. Die
beliebten Treffpunkte der Jugendlichen liegen wie ausgestorben da. Maike Wittenburg und
Moritz Holzinger drehen trotzdem ihre Runden durch die Stadt Altdorf. Auch in Hersbruck
sind Anna Lemmes und Harry de Boor mit ihren Fahrrädern unterwegs und fahren die
beliebten Plätze der Jugendlichen ab.
Maike Wittenburg, Moritz Holzinger, Anna Lemmes und Harry de Boor haben eins
gemeinsam: Sie sind Streetworker*innen. Trotz Corona macht ihre Arbeit keine Pause. „Der
Lockdown macht nicht Halt vor den Problemen der Jugendlichen“, so Maike Wittenburg.
„Das Gute ist, dass wir keine klassische Beratungsstelle in Form eines Büros sind. Wir
suchen die Jugendlichen draußen an Ort und Stelle auf und versuchen, mit ihnen ins
Gespräch zu kommen.“ Corona hat die Arbeit der Streetworker*innen nicht einfacher
gemacht. Die Treffpunkte der Jugendlichen haben sich verlagert. Oftmals ist es jetzt nicht
mehr die Skateanlage, wo sich die jungen Erwachsenen zum Abhängen treffen, sondern
einfach ein Versteck am Waldrand. „Das haben die Corona-Schutzmaßnahmen so mit sich
gebracht, denn es ist verboten, sich als Gruppe zu treffen“, erzählt Moritz Holzinger. Doch
auch trotz der Verbote treffen sich die Jugendlichen, nur eben heimlich. Moritz Holzinger und
Maike Wittenburg sind gemeinsam für die Gemeinden Altdorf, Feucht, Schwarzenbruck und
Winkelhaid verantwortlich. Die Hersbrucker Streetworker Harry de Boor und Anna Lemmes
trifft der Lockdown fast noch härter. „Im Oktober wollten wir einen Jugendtreff gründen, um
die Jugendlichen direkt anzusprechen. Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung
gemacht. Daher ist es für uns jetzt besonders schwer, mit den Jugendlichen in Kontakt zu
kommen“, erzählt Harry de Boor.
Neue Situationen erfordern neue Herangehensweisen. Die Streetworker*innen haben darum
die Schwerpunkte ihrer Arbeit den veränderten Gegebenheiten angepasst. „Es erfordert ein
anderes Setting, um mit den Jugendlichen zu kommunizieren. Es nützt uns nichts, die
Jugendlichen weiter in gewohnter Umgebung aufzusuchen, wenn diese durch
Polizeikontrollen genervt sind und dann den Kontakt zu uns meiden“, sagt Anna Lemmes.
„Dafür hat die Beratungsarbeit über digitale Medien zugenommen. Wir kommunizieren mit
den Jugendlichen über verschiedene Messengerdienste und tauschen uns auch über
Instagram aus. Die Stammkontakte sind gleichgeblieben. Hat man einmal eine gute
Beziehung zu einem Jugendlichen, reißt diese auch nicht so schnell ab“, so Anna Lemmes
weiter. Es ist den Streetworker*innen wichtig, nicht nur über Online-Angebote mit den
Jugendlichen zu kommunizieren. „Wir würden viel lieber mehr corona-konforme
Begegnungen im öffentlichen Raum ermöglichen,“ erklärt Harry de Boor. So kam den
Streetworker*innen aus Hersbruck die Idee, eine „Corona-Bank“ zu entwickeln. Aus dieser
fixen Idee sind gemeinsam mit einigen Jugendlichen drei Bänke entstanden, die jetzt in
Hersbruck am Marktplatz und am Skaterplatz bereitstehen. Die Bänke sind aus alten
Paletten gefertigt und zwei Personen können so auf ihnen Platz nehmen, dass Abstand
gewahrt wird. „So können wir mit der nötigen Sicherheit beraten, aber dennoch im direkten
Kontakt mit dem Jugendlichen stehen,“ so Harry de Boor, der seine Talente als Schreiner in
dieses Projekt mit eingebracht hat. Auch die Telefonnummern der Streetworker*innen sind
an den Bänken mit angebracht, so dass eine einfache Kontaktaufnahme möglich ist.
Trotz aller Zuversicht ist es nicht immer einfach. Besonders das Thema Obdachlosigkeit hat
sich in den letzten Monaten verschärft. Unterbringungen waren nicht mehr so leicht möglich
wie vor Corona und auch die Weitervermittlungen an andere Behörden gestaltete sich nicht
einfach. Dies bekamen Jugendliche, bei denen es vorher schon nicht gut lief, besonders zu
spüren. „Anträge beispielsweise beim Jobcenter, die sonst relativ schnell bearbeitet wurden,
dauern jetzt häufig länger“, erklärt Maike Wittenburg. Für 2021 wünscht sich das Team, dass
die alte Normalität wieder mehr zurückkehrt. „Der persönliche Austausch untereinander fehlt
den Streetworker*innen.
Eine neue Spiellandschaft bringt Fürther Kinderkrippe und Rummelsberger Schreinerei näher zusammen
Mehr lesenWährend für viele Wirtschaftszweige des Landes das Jahr mit einer erzwungenen Pause beginnt, ist von Ruhe in der Rummelsberger Schreinerei wenig zu spüren. Es wird gesägt und geschliffen, lackiert und furniert. „Unser Handwerksbetrieb stand wegen Corona nicht einen einzigen Tag still“, sagt Betriebsleiter Roman Bierig. Der Schreinermeister, vier Gesellen und acht Auszubildende im Alter von 16 bis 30 Jahren sind in der Werkstatt tätig. Im Eingangsbereich warten fertiggestellte Küchenschränke auf ihren Einbau. Neben Betten, Kommoden und Küchenmöbeln für Privatpersonen entstehen in der Schreinerei auch Möbel für soziale Einrichtungen und Büros. „Viele Schreinereien sind heute spezialisiert, aber in Rummelsberg lernen die Auszubildenden noch die komplette Bandbreite des Tischlerhandwerks kennen“, erzählt Bierig.
Gelegentlich „schmuggelt“ sich ein besonders ausgefallenes Projekt zwischen die verschiedenen Aufträge. Wie die individuell geplante Spiellandschaft für die Kinderkrippe „Hopfenspeicher“ in Fürth, deren Träger auch die Rummelsberger Diakonie ist. Auf vier miteinander verbundenen Podesten können die Kinder künftig spielen. Der hölzerne „Rohbau“ steht bereits, jetzt geht es an den Feinschliff. Bullaugen zum Durchschauen in den Wänden, Regalböden, Beläge und hier und dort etwas Farbe: In die Spiellandschaft, die neun Quadratmeter einnimmt, werden Schreiner Ewald Rachny, der das Projekt federführend begleitet, und die Auszubildenden noch einige Stunden investieren. Auch Julia (Name geändert) hat bereits tatkräftig mitangepackt. Sie hat ihre dreijährige Ausbildung im vergangenen August in der Schreinerei begonnen. „Die Spiellandschaft ist etwas Besonderes und kein Projekt wie jedes andere“, sagt die 26-Jährige, die ihre handwerkliche Arbeit schätzt. „Holz gefällt mir als Material sehr gut und es ist schön zu sehen, was mit den eigenen Händen daraus entsteht.“ Die Schreinerei bildet Jugendliche und junge Erwachsene mit besonderem Förderbedarf aus. Bei Julia führte eine psychische Erkrankung dazu, dass sie auf ihrem beruflichen Lebensweg einige Umwege gehen musste, wie sie selbst erzählt. „Hier ist der Rahmen sehr viel geschützter. Es wird sehr darauf geachtet, wie es mir geht.“
An Tagen, an denen sie nicht im Betrieb mitarbeitet, nimmt Julia am Unterricht der trägereigenen Förderberufsschule teil oder besucht die Lehrwerkstatt. Sie wohnt im angegliederten Internat, nur einen kurzen Fußweg von der Schreinerei entfernt. Roman Bierig und seine Mitarbeiter binden die acht Auszubildenden nicht nur in die vielfältigen Kundenaufträge der Schreinerei ein und begleiten sie fachlich, sondern sind auch wichtige Bezugspersonen. „Die jungen Menschen haben besondere Gaben und
wir helfen ihnen dabei, diese zu nutzen“, sagt Roman Bierig. Sie selbst sei zuversichtlich, ihre Ausbildung zu meistern, sagt Julia. „Die Ausbildung läuft trotz Corona weiter und ich denke, mit der Unterstützung, die ich hier erhalte, werde ich es schaffen.“
In Fürth ist Krippenleiterin Anja Slavik derweil voller Vorfreude auf die neue Spiellandschaft: „Sie wird den Kindern so viele Bewegungsmöglichkeiten bieten.“ In der Zusammenarbeit mit Roman Bierig brachte sie viele Gestaltungsideen ein. Der Schreinermeister setzte ihre Vor-stellungen nach einer Besichtigung der Krippe, die sich in einem früheren Hopfenspeicher befindet, mit einer technischen Zeichnung um. In der Planung musste er einige Besonderheiten berücksichtigen. So trägt sich die Holzkonstruktion selbst, denn aus Gründen des Denkmalschutzes darf sie nicht an den Wänden befestigt werden. Auch die Sicherheit der Kinder muss gewährleistet sein. Wenn die Spiellandschaft fertiggestellt ist, werden die Kinder die vier unterschiedlich hohen Ebenen über Treppenstufen und eine wellenförmige Rampe aus Rundhölzern erreichen. Verschiedene Beläge wie Teppich, Sisal und Kork bieten den kleinen Händen und Füßen besondere Sinneseindrücke. Im Hohlkörper unterhalb des höchsten Podestes können sie einen Kaufladen für Rollenspiele einrichten oder sich in eine Art Höhle zurückziehen.
Die Bewegung zu fördern gehört zu den Schwerpunkten des pädagogischen Konzeptes der Krippe. Schließlich fällt die Zeit dort in jene Entwicklungsphase, in der die Kleinkinder das Laufen erlernen. „Manche trauen sich die Treppe hinauf, aber nicht hinunter. In der Spiellandschaft werden sie sich langsam vortasten können. Und wer gerade das Laufen lernt, hangelt sich einfach hoch oder krabbelt“, sagt Anja Slavik. Außerdem fördert die Bewegung den Spracherwerb, weil die Motorik zur Verständigung beiträgt. Das Podest bietet ihnen darüber hinaus neue Perspektiven, werden die Kleinen doch auf einmal ganz groß sein und aus der Höhe auf ihre Erzieherinnen blicken können. Zwar steht den Kindern in einem der zwei Gruppenräume bereits eine Spiellandschaft aus Holz mit Bällebad und Kuschelecke zur Verfügung, doch ist diese nicht annähernd so hoch.Regulär besuchen 24 Kinder im Alter von sechs Monaten bis drei Jahren die Krippe, die sich nur wenige Meter entfernt vom Fürther Stadtpark befindet. Doch begrüßten Anja Slavik und ihre fünf Kolleginnen im Lockdown zu Jahresbeginn nur etwa die Hälfte der angemeldeten Kinder. Schließlich schränkte die Notbetreuung den Kitabetrieb ein. „Bei 90 Prozent der Familien sind beide Elternteile berufstätig. Das heißt, es steht eine gewisse Notwendigkeit dahinter, dass sie ihre Kinder in die Krippe bringen“, sagt die Kitaleiterin und ergänzt: „Wir als Team sind wirklich dankbar, dass wir wenigstens diese wenigen Kinder betreuen können. Ganz ohne Kinder würde uns natürlich der Hauptinhalt unserer Arbeit fehlen.“ Am Alltag habe sich wenig für die Kinder geändert, sehe man von dem Mund-Nasen-Schutz der Erzieherinnen und gestrichenen Spaziergängen in die Innenstadt ab. „Sie erleben hier ein Stück Normalität und haben vertraute Personen um sich“, sagt Anja Slavik. Bald dürfen sie sich auf eine besondere Attraktion freuen, die sie sicherlich mit Neugier entdecken werden.
„Arbeiten mit Epilepsie – (k)ein Problem?!“Am Dienstag, 13. Februar 2019, ab19 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Mehr lesenNürnberg – Darf ich meinen Beruf weiterhin ausüben? Bin ich mit Epilepsie berufsunfähig? Was sage ich meinem Arbeitgeber? Wer entscheidet, ob ich arbeiten darf? Gibt es hierfür Gesetze? Wie komme ich zur Arbeit, wenn ich nicht mehr Autofahren darf?
Mitten im Berufsleben stehend, sind das häufige Fragen von epilepsiekranken Arbeitnehmern – und ihren Arbeitgebern. Im Vortrag „Arbeiten mit Epilepsie – (k)ein Problem?!“ der Psychosoziale Beratungsstelle für Menschen mit Epilepsie Mittelfranken werden verschiedene Aspekte aus dem großen Themenfeld „Arbeiten mit Epilepsie“ angesprochen und Antworten auf relevante Fragen gegeben. Referentin ist Dr. Simone Nicklas, Projektmitarbeiterin Bundesprojekt TEA (Teilhabe-Epilepsie-Arbeit), München.
Der Kurs findet online statt, d.h. Sie benötigen für die Teilnahme zu Hause einen PC oder ein Handy mit stabiler Verbindung zum Internet. Ihr Gerät sollte über ein Mikrofon verfügen, außerdem sollte die aktuelle Version von google chrome oder firefox installiert sein.
Log-In: Bitte loggen Sie sich am 13.04.2021 schon um 18:45 Uhr ein!
Weitere Informationen, Nutzungsbedingungen, Datenschutzerklärung, wichtige technische Hinweise, Regeln und die Anleitung für den Log-In erhalten Sie bei:
Psychosoziale Beratungsstelle für Menschen mit Epilepsie, Telefon: 0911/3936342-10 oder 0911/3936342-14, E-Mail: epilepsie-beratung@rummelsberger.net
Am 28. März beginnt das Holifest – das indische Fest der Farben, an dem Kastenzugehörigkeit keine Rolle spielt und alle Menschen gleich sind. Beim inklusiven Kunstprojekt ARTogether der Rummelsberger Diakonie dreht sich ebenfalls viel um Farben und Gleichstellung aller.
Mehr lesenNürnberg – „Der Esel sagt: Mein Gras ist weich“. Was für deutsche Ohren vielleicht etwas lustig klingt, ist ein indisches Sprichwort, das bedeutet, wenn jemand nur eine Sache kennt, hält er diese für normal. Dieses Sprichwort kann man auch so interpretieren, dass man offen sein sollte für Neues, um weniger voreingenommen zu sein. Alte Denkweisen zu hinterfragen ist auch beim berühmten Holi-Fest wichtig – dem indischen Fest der Farben. Denn bei diesem Fest geht es um Versöhnung. Es heißt, dass man in diesen Tagen alte Streitigkeiten begraben soll. Wenn Holi gefeiert wird, spielen Alter, Geschlecht und Stand keine Rolle – alle Menschen sind gleich. Es beginnt jedes Jahr Ende März und dauert mehrere Tage. Die Menschen besprühen sich gegenseitig mit Farbpulver und Wasser und markieren so den Sieg des Frühlings über den Winter.
Farben, Offenheit und unterschiedliche Kulturen – das sind auch Stichworte des inklusiven Kunstprojektes ARTogether der Rummelsberger Diakonie. Denn dort treffen sich Menschen mit Fluchthintergrund und Personen aus dem Raum Nürnberg, um zusammen ins künstlerische Gestalten zu kommen. Dabei hat das Projekt ähnliche Werte wie das Fest der Farben: Erstens steht ARTogether für Offenheit. Die Beteiligten können ihre Kulturen gegenseitig kennenlernen und dabei viel Neues erfahren. Außerdem erhalten sie die Möglichkeit, neue Impulse im künstlerischen Schaffen kennenzulernen. Zweitens ist die Gleichheit ein wichtiger Wert des Projekts. Die Sprache tritt in den Hintergrund, denn die Teilnehmenden kommen durch die Kunst miteinander in Kontakt. Zu guter Letzt spielen Farben bei ARTogether eine große Rolle, auch wenn man sich nicht gegenseitig damit besprüht ☺.
Das Projekt der Rummelsberger Diakonie, gefördert von der Aktion Mensch, besteht seit Anfang 2020 und war ursprünglich als Gruppenangebot gedacht. Aktuell arbeiten wir aufgrund der Corona-Pandemie in Tandems. Ein*e Teilnehmer*in aus der Region und eine geflüchtete Person werden von einer Kunsttherapeutin oder einer Sozialpädagogin künstlerisch angeleitet und bekommen verschiedene Materialien zur Verfügung gestellt (z.B. Aquarell-Farben, Ton oder Acryl). Die Wünsche und Interessen der Teilnehmenden stehen im Vordergrund. Es ist jederzeit möglich ein neues Tandem zu bilden.
Wenn Sie Lust haben, mal etwas Neues auszuprobieren, sprich, „das weiche Gras zu verlassen“, sind Sie herzlich eingeladen, bei ARTogether mitzumachen. Es findet in den Räumlichkeiten des Psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge in Nürnberg Johannis statt. Bei Interesse können Sie sich gerne unter der Telefonnummer 0911/393 63- 4063 bei uns melden.
Raiffeisenbank Altdorf-Feucht spendet den Ambulanten Erzieherischen Diensten im Nürnberger Land 2.520 Euro
Mehr lesenAltdorf – Mehr als 130 Familien betreuen die Ambulanten Erzieherischen Diensten im Nürnberger Land im gesamten Landkreis, viele davon in Altdorf. Es geht um Erziehungsbeistand, um sozialpädagogische Familienhilfe oder Einzelbetreuung – kurz, die Ambulanten Erzieherischen Dienste sind dort tätig, wo Familiensysteme an ihre Grenzen kommen.
Um den Zusammenhalt und das gegenseitige Verständnis innerhalb der Familien zu fördern, arbeiten die Mitarbeitenden der Ambulanten Erzieherischen Dienste auch familienübergreifend und erlebnispädagogisch. Das Highlight in diesem Jahr: Eine Sommerfreizeit auf einem Zeltplatz in Etzelwang – sofern die Pandemie-Situation dieses zulässt. Zeit für die Wunscherfüller der Raiffeisenbank Altdorf-Feucht auf den Plan zu treten, denn solche Projekte können nur mit Hilfe von Spenden verwirklicht werden. „Wir freuen uns, hier helfen zu können und den Kindern und Jugendlichen gemeinsam mit den Eltern zu ermöglichen, ein paar tolle Tage am Zeltplatz erleben zu dürfen“, so Manfred Göhring, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank, bei der corona-konformen Spendenübergabe im Löhe-Haus in Altdorf. Aber: „Ich möchte mich hier nicht mit fremden Federn schmücken – ein großer Teil des Geldes kommt direkt von unseren Kunden.“ Denn je nach Kontenmodell können die Kundinnen und Kunden der Raiffeisenbank wählen, ob sie die Zinsen ausbezahlt bekommen möchten oder einem sozialen Zweck zuführen wollen. „Und wir verdoppeln diese Beträge dann“, ergänzt Göhring.
Markus Allwang, Dienststellenleiter bei den Ambulanten Erzieherischen Diensten, ist sehr dankbar und freut sich auf die Freizeit. „Wir können mit dem Geld bei den gemeinsamen Tagen Spiele und Bastelangebote anbieten und einen gemeinsamen Grillabend veranstalten“, so Allwang. Auch Reiner Schübel, Vorstandsvorsitzender der Rummelsberger Diakonie, war bei der Spendenübergabe anwesend. „Durch die tolle Wertschätzung und Wahrnehmung unserer Arbeit sind Sie selbst Wunscherfüller, gemeinsam mit Ihren Kunden“, wendet er sich an Manfred Göhring. „Auf moderne Art und Weise wird die Tradition Ihres Gründervaters Friedrich Wilhelm Raiffeisen fortgeführt. Wir freuen uns, dass Sie Partner an unserer Seite sind.“
Rummelsberger Diakonie legt Kinderbüchlein zu den Sozialen Berufen „Kinderpfleger“, „Diakon*in“ und „Pflege“ neu auf.
Mehr lesenSchwarzenbruck – Was macht eigentlich ein Kinderpfleger? Und was bedeutet es, als Pflegefachfrau zu arbeiten? Und eine Diakonin oder ein Diakon – was tun die eigentlich den ganzen Tag? Diese Fragen stellt sich Luca, der junge Held in der Kinderbuchreihe der Rummelsberger Diakonie zu den sozialen Berufen. Gut, dass er in den kindgerechten Geschichten Menschen kennenlernt, die diese Berufe ausüben. Besonders spannend an den Büchlein: Die Charaktere, die aus ihren Berufen erzählen, beruhen alle auf echten Persönlichkeiten. Pflegefachfrau Dagmar, Kinderpfleger Florian und eine ganze Kirche voller Diakon*innen beantworten Lucas Fragen. Pünktlich zum Welttag des Kinderbuchs am 2. April sind die ersten drei Büchlein nun in einer Neuauflage erschienen und sind wieder kostenlos verfügbar. Drei weitere Büchlein – zu den Berufen Erzieher*in, Heilerziehungspfleger*in und Heilpädag*in – sind in der Vorbereitung und werden bis Ende 2022 neu aufgelegt. Wer Interesse an einem der Bändchen im praktischen A6-Format hat, findet hier die jeweils verfügbaren Geschichten zur kostenlosen Bestellung: https://www.rummelsberger-diakonie.de/aktuelles/kinderbuch-luca/
Nürnberg/Nürnberger Land. Das Projekt AKTIV begleitet junge Menschen mit Fluchterfahrung rund um das Thema Ausbildung in Nürnberg und Nürnberger Land. Anlässlich des Tags und der Woche gegen Rassismus war es Annette Roß und Jakob Bierlein ein wichtiges Anliegen, sich gemeinsam mit Teilnehmenden des Projekts mit dem Thema des Rassismus und der Menschenrechte auseinanderzusetzen.
Mehr lesenAn einem nicht ganz so frühlingshaften Sonntag trafen sich drei Teilnehmer*innen an der Straße der Menschenrechte in Nürnberg, um an diesem Ort sich mit dem Thema des Gedenktages zu beschäftigen. Zunächst erhielten die jungen Menschen aus Afghanistan, Eritrea und Guinea Einblicke durch AKTIV über die Entstehung des Gedenktages. Darüber hinaus wurde auch die Verbindung zwischen der Entstehung der Straße der Menschenrechte mit der Vergangenheit Nürnbergs zu Zeiten des Nationalsozialismus hergestellt. Die großen Rundpfeiler der Straße - geschaffen durch den israelischen Künstlers Dani Karavan - wurden 1993 der Öffentlichkeit in Nürnberg übergeben. Jede Säule steht für einen Artikel der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
Gemeinsam machte sich die kleine Gruppe auf den Weg, um die Säulen und deren Botschaften zu betrachten und sich über jeden einzelnen Artikel auszutauschen. Insbesondere an diesem Tag stach der Artikel 2 der Erklärung hervor, welcher besagt, dass jeder Anspruch auf die in der Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten hat unabhängig von Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion und Herkunft.
Bei dem Gang durch die Straße wurden die Menschenrechte aber auch kritisch in Bezug auf Nürnberg, Deutschland und die Herkunftsländer der jungen Menschen in Augenschein genommen wie beispielsweise das Recht auf Bildung oder Arbeit. Interessant fanden die Teilnehmenden das Recht auf Eheschließung und Familie, welches einem die freie Wahl lässt zu heiraten wen man möchte und man im Umkehrschluss dazu nicht gezwungen werden kann.
Zum Schluss des Rundgangs tauschten sich die Anwesenden über Ihre eigenen Erfahrung zum Thema Rassismus und Diskriminierung aus. Aus ihrer Sicht bedeutet das:“ Benachteiligung, aufgrund der Herkunft, Hautfarbe oder Religion.“ Dies äußert sich in einer oftmals negativ geprägten Meinung, mit der die Betroffenen konfrontiert werden und fehlenden Rechten und Freiheiten. Auch wenn es einzelne negative Erfahrungen wie zum Beispiel häufige Kontrollen durch die Polizei aufgrund des Aussehens bei den Teilnehmenden gegeben hat, sind sie in Deutschland weitestgehend gut angekommen. Alle drei befinden sich in einer Ausbildung oder haben bereits eine abgeschlossene Ausbildung. Sie blicken also durchaus hoffnungsvoll in ihre Zukunft. Auf die Frage, was man denn gegen Rassismus tun könnte, antwortete der junge Mann aus Guinea: „Rassismus gibt es überall und wird es geben solange wir Menschen leben, deswegen muss man darüber sprechen und seine Meinung sagen, dass alle Menschen gleichbehandelt werden sollen, egal wo sie herkommen.“
Annette Ross: “Wir haben die jungen Menschen als sehr interessiert und reflektiert erlebt und waren dankbar für den Austausch und die guten Impulse durch die Teilnehmenden. Wir haben die Hoffnung, in einem Jahr mit einer größeren Gruppe an den Start zu gehen.“
Im Berufsbildungswerk Rummelsberg absolvieren Autisten eine staatlich anerkannte Ausbildung und erhalten Unterstützung bei der persönlichen Entwicklung.
Mehr lesenRummelsberg – Am 2. April ist Weltautismustag. Viele Menschen im Autismus-Spektrum aus ganz Bayern schaffen sich im Berufsbildungswerk (BBW) Rummmelsberg eine berufliche Perspektive. Sie absolvieren in der Einrichtung der Rummelsberger Diakonie eine staatlich anerkannte Berufsausbildung oder bereiten sich in einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BVB) auf eine Lehre vor. Die Unterstützung der Autisten ist ganz individuell und folgt dem Motto: „Kennst Du einen Autisten, kennst Du einen Autisten.“
Dani Kirmis wohnhaft in Engelthal ist eine von 20 Menschen im Autismus-Spektrum, die im BBW lernen und arbeiten. Die 19-Jährige weiß noch nicht genau, was sie werden will. Deshalb probiert sie sich gerade im vorberuflichen Bildungsbereich aus. „Ich war schon im IT-Bereich und bei den Mediengestaltern“, erzählt die junge Frau. Das war nicht so 100 Prozent ihr Ding. „Ich will etwas Kreatives machen, aber nicht den ganzen Tag am Computer sitzen.“ Aktuell erprobt sie die Ausbildung zur technischen Produktdesignerin. „Wir arbeiten mit Grafikprogrammen und erstellen dreidimensionale Datenmodelle“, nennt Dani Kirmis ein Beispiel.
Knapp 300 junge Menschen im Alter zwischen 15 und circa 25 Jahren besuchen aktuell die Einrichtung der Rummelsberger Diakonie. Die Ausbildungen werden zum Beispiel im kaufmännischen Bereich, in der IT, Elektrotechnik sowie Hauswirtschaft und Ernährung angeboten. Wer will, kann im Internat wohnen. Aber das ist kein Muss. Dani Kirmis fährt jeden Tag in der Regel eine Stunde mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Rummelsberg. Sie kommt gerne ins BBW, weil die Mitarbeiter*innen sich nicht nur um ihre berufliche Entwicklung kümmern. „Wir fördern die Teilnehmer*innen auch in ihrer Persönlichkeit“, sagt Silke Gorda, Fachdienstmitarbeiterin im BBW. Einmal in der Woche hat die Sozialpädagogin Zeit, intensiv mit Dani Kirmis pädagogisch zu arbeiten. „Ich habe Vorlieben, die mir sehr wichtig sind“, sagt die 19-Jährige. Eine Vorliebe war das Stromsparen. Die junge Frau hat ein Umweltbewusstsein und wollte auf eigene Faust Stromsparmaßnahmen im BBW durchsetzen. „Da bin ich zu weit gegangen“, sagt Dani Kirmis.
Zu dieser Einsicht hat ihr auch die pädagogische Arbeit mit Silke Gorda verholfen. „Bei unseren Treffen widmen wir uns einem aktuellen Thema und arbeiten daran“, sagt die Sozialpädagogin. Im Falle des Stromspar- „Ticks“ haben die beiden gemeinsam erarbeitet, dass es Regeln und Situationen gibt, die anerkannt werden müssen. Dani Kirmis will weiter Stromsparen, hält sich aber an die Regeln.
Das BBW unterstützt die Teilnehmer*innen auch mit pädagogischer Gruppenarbeit und einem Sozialkompetenztraining. Menschen im Autismus-Spektrum lernen im BBW in kleinen Gruppen. Außerdem wurden verschiedene Rückzugsmöglichkeiten geschaffen.
Vor zwölf Jahren hat das BBW Rummelsberg angefangen, eine individuelle Förderung für Menschen mit Autismus anzubieten. Vor zwei Jahren wurde das Autismus-Kompetenz-Team gegründet. In den Teamsitzungen geben die Kolleg*innen aus den verschiedenen Bereichen des BBW ihre Erfahrungen mit Menschen im Autismus-Spektrum weiter. „Sobald die Corona-Pandemie es zulässt, werden wir dieses Wissen auch in Schulungen vermitteln“, kündigt Iris Thieme, Leiterin des Autismus-Kompetenz-Teams im BBW an.
Das BBW bietet sogenannte REHA-Ausbildungen an. Die Ausbildung der jungen Menschen wird in der Regel von der zuständigen Agentur für Arbeit oder einer zuständigen Stelle der beruflichen Rehabilitation finanziert. „Voraussetzung für eine Ausbildung im BBW ist der sogenannte Reha-Status. Eine Diagnose aus dem Autismus-Spektrum ist nicht erforderlich“, weiß Thieme. Insgesamt lernten im BBW rund 50 Menschen, die Verhaltensweisen aus dem Autismus-Spektrum zeigten.
Die Berufsausbildung im Berufsbildungswerk Rummelsberg findet eng vernetzt mit Unternehmen aus der Region statt. Die Azubis absolvieren verschiedene Praktika in kooperierenden Betrieben. So können sich die Azubis und künftige Kolleg*innen kennenlernen. In den ersten sechs Monaten nach Arbeitsbeginn sind die Bildungsbegleiter Ansprechpartner für Unternehmen und ehemalige Azubis. Der Erfolg auf dem Arbeitsmarkt gibt dem Ausbildungsmodell im BBW recht: „Auch in Corona-Zeiten liegt die Vermittlungsquote für das gesamte BBW bei über 60 Prozent. Im IT und im Elektrobereich ist die Quote mit am besten und erreicht im Durchschnitt 80 bis 90 Prozent“, erzählt Bildungsbegleiterin Cornelia Köhler. Das liege immer am Personalbedarf der Wirtschaft.
Dani Kirmis fühlt sich wohl im BBW. Die Mitarbeiter*innen nehmen Rücksicht auf ihre Bedürfnisse und seien auch da, wenn es mal nicht so gut laufe. „Eine gute Ausbildung zu haben, ist wichtig“, betont die 19-Jährige, und da lohne es sich, nicht aufzugeben und an sich zu arbeiten.
Rummelsberger Diakonie ehrt Mitarbeiter*innen
Mehr lesenNördlingen – Im Rahmen einer kleinen Feierstunde sind eine Mitarbeiterin und zwei Mitarbeiter der Rummelsberger Kinder- und Jugendhilfe Südbayern für 25-jährige Zugehörigkeit ausgezeichnet worden. Diakon Thomas Adler und Diakon Jürgen Kühn ehrten Bernhard Schreidl, Alexander Hänger und Tanja Mayer.
Für Kinder und Jugendliche ist der Corona-Ausnahmezustand eine besonders hohe Belastung. Der Copsy-Studie des Universitätsklinikums Hamburg zufolge zeigt fast jedes dritte Kind in Deutschland psychische Auffälligkeiten. Im Februar wandten sich knapp 300 Psychologen, Kinder- und Jugendpsychotherapeuten und Psychiater aus ganz Deutschland an die Regierung, da auch sie im beruflichen Alltag seit Pandemiebeginn einen Anstieg psychischer Belastung bei Kindern und Jugendlichen sowie Schwierigkeiten in der Versorgung erleben. Gleichzeitig vermelden die Kommunen, dass die Pandemie die Kassen der Städte und Gemeinden schwer belastet. Einsparungen seien unvermeidbar. Anita Skobl, Regionalleiterin der Rummelsberger Dienste für junge Menschen gGmbH in Neumarkt, Roth, Schwabach und Niederbayern teilt die Sorgen der Psychologen und Therapeuten und sieht die Jugendhilfe vor einer der größten Herausforderungen mit guten Chancen für neue Ideen und Entwicklungen.
Mehr lesenSkobl: In den Wohngruppen beobachten wir vermehrt Verhaltensauffälligkeiten, Aggressionen oder Schlafstörungen bei den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In den Familien, die wir ambulant betreuen, nimmt das Spannungs- und Konfliktpotenzial spürbar zu. Alle Jugendlichen vermissen den direkten Kontakt zu ihren Freunden und Freundinnen, die meisten fühlen sich übergangen und ungefragt im Pandemiegeschehen und haben Angst vor der Zukunft, insbesondere im schulischen und beruflichen Bereich. Bei den jüngeren Kindern erleben wir eine deutliche Zunahme von Schulängsten, die hier auch auf die fehlende Kontinuität zurückzuführen ist. Zudem spüren wir in dieser Altersgruppe die zunehmende Vermengung von realer und virtueller Welt. Insgesamt erleben wir bei allen zunehmende Aggressionen, Ängste und Despressionen. Immer häufiger auch bei Kindern, Jugendlichen und Familien, die den ersten Lockdown sogar noch als eher positiv erlebt haben.
Was bedeutet das für ihren Betreuungsalltag?
Skobl: Die Mitarbeitenden haben eine deutlich höhere Belastung. Zum einen aufgrund der zusätzlichen Themen mit Distanzunterricht und den damit verbundenen schulpädagogischen, hygienischen aber auch technischen Mehranforderungen. Zum anderen aber auch aufgrund der deutlich gestiegenen Bedarfe bei den Kindern, Jugendlichen und Familien. Und dann fallen ja auch immer wieder Kolleginnen und Kollegen für längere Zeit aus, weil sie in Quarantäne müssen. Abhilfe ist hier bisher leider auch nicht in Sicht, da die Jugendhilfe, abgesehen von den Kindertagesstätten, bei Reihentestungen und vor allem Impfstrategien seitens der Politik leider vergessen wurde. Auch das ist natürlich eine zusätzliche Belastung für die Kolleginnen und Kollegen. Da sie sich so weder bedacht, noch wertgeschätzt fühlen dürfen.
Steigende Bedarfe, Mehrbelastung der Mitarbeitenden und wenig Handlungsspielraum aufgrund der Pandemie und den damit verbundenen Beschränkungen. Was muss passieren und sehen Sie Entwicklungspotenzial?
Skobl: Ich schließe mich hier der Forderungen der Psychologen, Kinder- und Jugendpsychotherapeuten und Psychiater an, die diese in ihrem offenen Brief an die Bundesregierung formuliert haben. Wir brauchen jetzt die sichere Öffnung von Kitas und Schulen, die Ermöglichung von Sport- und Freizeitangebote, die jungen Menschen brauchen Möglichkeiten der Begegnung. In ihrer Entwicklung ist der Kontakt zu Gleichaltrigen essenziell. Aktuell wird ihnen unwiederbringlich die Chance genommen, Erfahrungen zu machen, die sie für ihre Entwicklung dringend benötigen, sowohl emotionalen als auch geistigen Entwicklung.
Dabei bleiben gerade die diejenigen auf der Strecke, die es ohnehin schon schwer haben. Deshalb brauchen wir zusätzlich einen breiteren niedrigschwelligen Zugang zu unterstützenden Angeboten der Jugendhilfe.
Die Kommunen erwarten finanzielle Engpässen in ihren Haushalten und vermelden Einsparungen in Millionenhöhe. Wie sollen zusätzliche Angebote realisiert werden?
Skobl: Das ist eine der großen Fragen, mit denen sich soziale Träger der Jugendhilfe in den kommenden Wochen und Monaten verstärkt auseinandersetzen müssen und werden. Es gilt neue Wege zu beschreiten, bezüglich der Angebote sowie der Finanzierung.
Hier sind auch die Jugendämter und Politiker gefragt. Politik und Gesellschaft dürften nicht länger die Bedürfnisse der jungen Generation ignorieren. Tatsache ist, wer nicht rechtzeitig in Prävention und individuelle Unterstützung investiert muss damit rechnen, dass die späteren Transferleistungen umso höher ausfallen. Ich würde es deshalb begrüßen, wenn der präventive Ansatz trotz finanzieller Schwierigkeiten in den Städten und Kommunen erhalten bliebe.
Es ist insgesamt eine sehr spannende Zeit, in der wir die Chance erhalten alte Strukturen und Systeme zu prüfen und zu hinterfragen und neue Ideen auszuprobieren. Wichtig ist, diese Veränderungsprozesse gut zu beobachten und zu begleiten, um sichere sowie sinnvolle Angebote, Maßnahmen und Konzepte für die Zukunft gestalten zu können.
Dorothee Schmidt verlässt nach 27 Dienstjahren die Rummelsberger Diakonie. Die 51-Jährige war als Dienstellenleiterin der Rummelsberger Dienste für junge Menschen gGmbH und als Mitglied im Aufsichtsrat hochgeschätzt.
Mehr lesenNürnberg – „Ginge es nach unserem Wunsch – so würden wir Sie einfach behalten.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich am Freitag Karl Schulz, Vorstand Dienste der Rummelsberger Diakonie von Dorothee Schmidt, Dienstellenleiterin der Rummelsberger Dienste für junge Menschen gGmbH, kurz RDJ, in Fürth. Damit brachte Schulz auf den Punkt, was alle Gäste dachten.
Dorothee Schmidt verlässt zum 1. März 2021 nach fast dreißig Jahren die Rummelsberger Familie und übernimmt die Leitung des Jugendamts Roth. Das rauschende Abschiedsfest – „das Ihrem Wirken innerhalb unserer Rummelsberger Familie mehr als angemessen gewesen wäre“, wie Schulz sagte, musste Coronabedingt leider entfallen. Stattdessen gab es eine Feierstunde in kleinem Kreis mit Schutzmasken und Abstand.
Schulz betonte in seiner Rede, dass Schmidt in den knapp drei Jahrzehnten ihres Wirkens in Rummelsberg viel bewegt, verändert, verbessert, mitgetragen und erneuert habe. Nicht nur in der Kinder- und Jugendhilfe, in der die Diplom Sozialpädagogin 1993 als Studentin erstmals ein Praktikum absolvierte und 1994 im Gruppendienst einstieg. Sondern auch mit ihrem Engagement und Einsatz als Vorsitzende des „Sprecherausschuss leitende Angestellte“ und als gleichzeitiges Mitglied des Aufsichtsrates der Rummelsberger Diakonie.
Verena Voß, Dienstellenleiterin Kinder und Familie der Rummelsberger Dienste für junge Menschen gGmbH, kurz RDJ, wird künftig die Leitung der Fürther Kindertagesstätten in ihre Dienststelle übernehmen. Die Leitung der Rummelsberger Dienste für junge Menschen (RDJ) in Fürth wird Diakon Werner Pfingstgraef, Dienstellenleiter der RDJ in Nürnberg mit übernehmen. Bei der Verabschiedung dankte der Diakon der geschätzten Kollegin für ihren Einsatz, bei dem sie immer den Menschen – sowohl die Kinder und Jugendlichen, als auch die Mitarbeitenden – im Mittelpunkt sah. Neben Grüßen und Wünschen von Weggefährten, die bei der Feierstunde aufgrund der Pandemie nicht dabei sein konnten, gab er ihr mit dem Wochenpsalm einen Segensgruß mit auf den weiteren Weg und überreichte kleine Präsente.
Dorothee Schmidt war sichtlich gerührt angesichts der großen Wertschätzung. Sie gehe mit einem lachendem und einem weinenden Auge. „Ich durfte in meiner Zeit bei den Rummelsbergern Verantwortung für Menschen übernehmen, sie ein Stück ihres Lebens begleiten und mit ihnen gemeinsam Rahmenbedingungen entwickeln, damit sie ihre Aufgaben richtig gut erledigen können.“ Dabei habe sie erlebt, dass wertschätzende Kommunikation ganz wichtig sei, aber auch sehr anstrengend sein könne.
Dorothee Schmidt hatte sich in den vielen Jahren in der Rummelsberger Familie nicht nur wohl, sondern auch zuhause gefühlt. Der Wechsel ins Jugendamt Roth sei, so die 50-Jährige, eine Bauchentscheidung gewesen: „Das Jugendamt suchte bewusst einen Pädagogen und keinen Juristen oder Verwaltungsangestellten, da dies der Kernaufgabe des Jugendamtes entspricht. Da fühlte ich mich angesprochen.“
Karl Schulz zeigte sich zuversichtlich, dass Dorothee Schmidt als Leiterin des Jugendamts Roth ebenso ideenreich und analytisch Probleme erkennen und neue Wege beschreiten werde, wie Sie das in der Rummelsberger Diakonie stets mit Bravour getan habe. Deshalb händigte er der Kollegin bei der Feier auch gleich eine kleine Wunschliste für sie als neue Jugendamtsleitung aus. Als Jugendhilfeträger vor Ort sei die Rummelsberger Diakonie gerne bereit, gemeinsame Projekte für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsenen und Familien in der Stadt Roth und dem Landkreis zu entwickeln und umzusetzen, um für diese neue Perspektiven schaffen können.
Dorothee Schmidt freut sich auf die neue Aufgabe und den Seitenwechsel: „Jugendhilfe aus einer anderen Perspektive – das wird spannend.“
Mitarbeitende der ambulanten Jugendhilfe betreuen Kinder, Jugendliche und Familien direkt zuhause. Sie gehen in die Familie. Bei den Corona-Schutz- und Impfmaßnahmen werden sie jedoch nicht mitbedacht. Karin Raudszus, Leitung des Ambulanten Erzieherischen Dienstes, kurz AED genannt, der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg und Diakon Werner Pfingstgraef, Dienststellenleiter der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg, berichten im Interview von den gesundheitlichen Risiken und der psychischen Belastung und was das für Mitarbeitende der ambulanten Jugendhilfe bedeutet. Wie viele Menschen betreut der AED in Nürnberg und wie sieht diese Betreuung aus? Raudszus: Wir betreuen aktuell weit über 600 Menschen in 130 sogenannten Jugendhilfemaßnahmen. Zum Großteil sind das Erziehungsbeistandschaften und sozialpädagogische Familienhilfen. Das heißt, die Mitarbeitenden unterstützen und betreuen Kinder und deren Eltern. Dazu gehört das Vermitteln bei Familien-Konflikten, das Fördern der persönlichen Fähigkeiten der Kinder und deren Eigenverantwortung. Außerdem die Begleitung der jungen Menschen bei ihrer schulischen oder beruflichen Ausbildung und bei der Verselbstständigung. In der sozialpädagogischen Familienhilfe liegt der Fokus auf den Eltern. Wir helfen ihnen bei der Bewältigung von Alltagsproblemen oder unterstützen sie bei der Lösung von Konflikten. Ziel ist hier, die Eltern zu einem selbstständigen Leben zu befähigen. Es soll Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden. Pfingstgraef: Diese Betreuungsarbeit findet zu weit über 80 Prozent „face-to face“ statt. Das heißt, die Kolleginnen und Kollegen gehen zu den Familien nach Hause und haben direkten Kontakt zu den Menschen. Was sind die Herausforderungen im Arbeitsalltag für die Mitarbeitenden und inwieweit belastet die Corona-Pandemie hier zusätzlich? Raudszus: Die ambulante Betreuung ist an sich schon eine anspruchsvolle pädagogische Arbeit. Im Gegensatz zur stationären Kinder- und Jugendbetreuung oder in Kitas bzw. heilpädagogischen Tagesstätten sind die Kolleg*innen im AED immer alleine unterwegs. Die Möglichkeit, sich mal kurz abzusprechen oder eine Belastung zu teilen haben sie nicht. Sie gehen allein zu den Klient*innen und wissen oft nicht einmal, was sie hinter der Wohnungstür erwartet. Das ist herausfordernd und anstrengend. Jetzt kommen gesundheitliche Risiken durch Corona und die Homeschooling-Situation noch hinzu, in der die Kolleg*innen die Familien zusätzlich unterstützen. Eine Umarmung durch eine Kollegin oder einen Kollegen, in der wöchentlichen Teamsitzung bedeutet für die Mitarbeitenden eine der wenigen kleinen Erleichterungen und Unterstützungen im Alltag. Corona und die damit verbundenen notwendigen Abstandsregelungen machen dies nun seit einem Jahr unmöglich. Teamgespräche und kollegiale Beratung können aktuell nur digital oder in Kleinstgruppen mit großem Abstand stattfinden. Worte des Beistands sind natürlich möglich, aber das ist nicht das Gleiche. Pfingstgraef: Zusätzlich müssen die Mitarbeitenden auch für die Kolleg*innen einspringen, die beispielsweise in Quarantäne oder krank sind. Wir haben es mehrfach erlebt, dass Familien, die wir betreuen im zeitlich kritischen Rahmen der Betreuungsmaßnahmen Covid-positiv getestet wurden. Es kam sogar vor, dass Kolleginnen in die Familie kamen und erst während des Besuchs erfuhren, dass ein oder mehrere anwesende Familienmitglieder an Covid erkrankt waren. Insgesamt waren es rund 60 Covid-Fälle in den Familien, die wir betreuen. Umso glücklicher sind wir, dass wir bisher keinen Covid-Fall im Team hatten, was von der großen Umsicht und Verantwortung zeugt, mit der die Kolleg*innen arbeiten. Dennoch ist das natürlich eine immense Zusatzbelastung und wir erleben die Kolleginnen und Kollegen als stark belastet. Es kommt auch deutlich häufiger zu Krankheitsausfällen aufgrund der Überbelastung. Telefonische Beratung oder digitale Videokonferenzen über sichere Plattformen der Rummelsberger Diakonie – können die Mitarbeitenden den direkten Kontakt so nicht auf ein Minimum reduzieren? Raudszus: In den Betreuungsvereinbarungen mit dem Jugendamt steht, dass die im Hilfeplan vereinbarten Maßnahmen soweit möglich vorrangig persönlich stattfinden sollen. Nur wenn die Klient*innen dies nicht wünschen, Krankheitssymptome aufweisen oder sich in Quarantäne befinden, können digitale Medien genutzt werden. Wenn wir unsere Leistung länger als eine Woche nicht oder mehr als 14 Tage nur medial erbringen können, müssen wir den ASD (Fachdienst des Sozial- und Jugendamtes in jeder Kommune) schriftlich informieren und das weitere Vorgehen abstimmen. Pfingstgraef: Unsere Mitarbeiteri*innen sehen natürlich die Nöte und Bedarfe der Kinder, Jugendlichen und Familien und gehen deshalb selbstverständlich weiter in die Familien. Dabei haben Sie aber oft das Gefühl alleine an der Front zu stehen, Flagge zeigen zu müssen und dabei selbst nicht bedacht zu werden. Woher kommt dieses Gefühl der Missachtung? Raudszus: Dass es keine Möglichkeit auf Homeoffice gibt ist sicherlich ein Grund. Ausschlaggebend ist aber vor allem, das Gefühl der Missachtung seitens der Politik. Es gibt für Mitarbeitende der ambulanten und auch stationären Jugendhilfe keine klaren Schutzanweisungen und es wurden den sozialen Trägern auch keine finanziellen Mittel bereitgestellt, um die Kolleg*innen mit entsprechender Schutzkleidung ausrüsten zu können. Besonders in der ersten Lockdown-Phase 2020 war das ein großes Problem. Es gab anfangs zu wenig Schutzmasken und die Finanzierung musste auch erst einmal sichergestellt werden. Über einen Spendenfond wurde das zum Glück möglich gemacht und heute bestellen wir immer gleich große Mengen. Das verringert die Kosten und ist einfacher zu organisieren. Pfingstgraef: Hinzu kommt, dass die Jugendhilfe auch bezüglich Reihentestungen und Impfstrategien nicht mitbedacht wird und auf sich gestellt ist. Obgleich im ambulanten Bereich die Gefährdung der Kolleg*innen besonders hoch ist, da sie zu den betroffenen Kindern, Jugendlichen und Familien nach Hause gehen. Ohne zu wissen, wie diese sich hinsichtlich der Lockdown-Maßnahmen verhalten. Wenn Sie mal auf das Online-Portal des bayerischen Impfzentrums zur Corona-Schutzimpfung schauen - dort gibt es keine Möglichkeit sich als Mitarbeiter*in der stationären oder ambulanten Kinder- und Jugendbetreuung zu registrieren. Das heißt, die Kolleg*innen werden im Gegensatz zu Pflegefachkräften, Lehrer*innen oder Erzieher*innen nicht vorrangig behandelt, obgleich sie mindestens dem gleichen Risiko ausgesetzt sind. Sind die Kinder-, Jugendlichen und Familien durch Corona ebenfalls zusätzlich belastet? Raudszus: Ich denke, das sind wir alle. Je länger es dauert, desto höher wird die Belastung. In der ersten Lockdown-Phase 2020 hatten wir zum Teil ja sogar eher gegenteilige Erfahrungen. Die Klient*innen kamen erstaunlich gut mit der Situation zurecht – einige profitierten auch ganz offensichtlich vom reduzierten Alltagsgeschehen. Das tolle Frühlingswetter half hier natürlich auch. Der damals neu ins Leben gerufene „walk-and-talk“ kam bei vielen Klient*innen ebenfalls gut an. Seit Weihnachten war das Wetter nun für diese Betreuungsform selten geeignet und auch die Dauer der Beschränkungen lastet auf den Seelen aller. Wir spüren einen deutlichen Anstieg von Spannungen und Konflikten in den Familien – auch dort, wo es bisher gut lief. Pfingstgraef: Seit Jahresbeginn nimmt die Zahl der Inobhutnahmen allgemein zu und auch das Jugendamt Nürnberg meldet, dass die Gewalt steigt. Die Situation wird sich in den nächsten Wochen vermutlich auch erst einmal weiter verschärfen, ehe dann hoffentlich Lockerungen und zurückgehendes Pandemiegeschehen für Erleichterungen sorgen. Was würden Sie sich für die kommenden Wochen und Monate wünschen? Raudszus: Für die Mitarbeitenden wäre vor allem ein Ausgleich für die deutlich höhere Belastung im Betreuungsalltag wichtig. In Form von Teamgesprächen oder Supervision aber auch in Form von zusätzlichen Erholungsphasen. Außerdem wünschte ich, die Kolleg*innen bekämen die Achtung, die sie verdienen für ihre wichtige Arbeit, die sie in dieser Krisensituation leisten. Für die Klient*innen hoffen wir auf mögliche Lockerungen im Alltag, damit die Kinder und Jugendlichen wieder Sport machen und sich einander wieder begegnen können. Der Kontakt zu Gleichaltrigen ist entwicklungsmedizinisch von essenzieller Bedeutung für sie. Pfingstgraef: Das kann ich so unterstreichen. Außerdem wünsche ich mir, dass sich die Kolleg*innen aus der Kinder- und Jugendhilfe alle gemeinsam mit Erzieher*innen und Lehrer*innen impfen lassen können. Das Interview führte Stefanie Dörr
Mehr lesenWie viele Menschen betreut der AED in Nürnberg und wie sieht diese Betreuung aus?
Raudszus: Wir betreuen aktuell weit über 600 Menschen in 130 sogenannten Jugendhilfemaßnahmen. Zum Großteil sind das Erziehungsbeistandschaften und sozialpädagogische Familienhilfen. Das heißt, die Mitarbeitenden unterstützen und betreuen Kinder und deren Eltern. Dazu gehört das Vermitteln bei Familien-Konflikten, das Fördern der persönlichen Fähigkeiten der Kinder und deren Eigenverantwortung. Außerdem die Begleitung der jungen Menschen bei ihrer schulischen oder beruflichen Ausbildung und bei der Verselbstständigung. In der sozialpädagogischen Familienhilfe liegt der Fokus auf den Eltern. Wir helfen ihnen bei der Bewältigung von Alltagsproblemen oder unterstützen sie bei der Lösung von Konflikten. Ziel ist hier, die Eltern zu einem selbstständigen Leben zu befähigen. Es soll Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden.
Pfingstgraef: Diese Betreuungsarbeit findet zu weit über 80 Prozent „face-to face“ statt. Das heißt, die Kolleginnen und Kollegen gehen zu den Familien nach Hause und haben direkten Kontakt zu den Menschen.
Was sind die Herausforderungen im Arbeitsalltag für die Mitarbeitenden und inwieweit belastet die Corona-Pandemie hier zusätzlich?
Raudszus: Die ambulante Betreuung ist an sich schon eine anspruchsvolle pädagogische Arbeit. Im Gegensatz zur stationären Kinder- und Jugendbetreuung oder in Kitas bzw. heilpädagogischen Tagesstätten sind die Kolleg*innen im AED immer alleine unterwegs. Die Möglichkeit, sich mal kurz abzusprechen oder eine Belastung zu teilen haben sie nicht. Sie gehen allein zu den Klient*innen und wissen oft nicht einmal, was sie hinter der Wohnungstür erwartet. Das ist herausfordernd und anstrengend. Jetzt kommen gesundheitliche Risiken durch Corona und die Homeschooling-Situation noch hinzu, in der die Kolleg*innen die Familien zusätzlich unterstützen.
Eine Umarmung durch eine Kollegin oder einen Kollegen, in der wöchentlichen Teamsitzung bedeutet für die Mitarbeitenden eine der wenigen kleinen Erleichterungen und Unterstützungen im Alltag. Corona und die damit verbundenen notwendigen Abstandsregelungen machen dies nun seit einem Jahr unmöglich. Teamgespräche und kollegiale Beratung können aktuell nur digital oder in Kleinstgruppen mit großem Abstand stattfinden. Worte des Beistands sind natürlich möglich, aber das ist nicht das Gleiche.
Pfingstgraef: Zusätzlich müssen die Mitarbeitenden auch für die Kolleg*innen einspringen, die beispielsweise in Quarantäne oder krank sind. Wir haben es mehrfach erlebt, dass Familien, die wir betreuen im zeitlich kritischen Rahmen der Betreuungsmaßnahmen Covid-positiv getestet wurden. Es kam sogar vor, dass Kolleginnen in die Familie kamen und erst während des Besuchs erfuhren, dass ein oder mehrere anwesende Familienmitglieder an Covid erkrankt waren. Insgesamt waren es rund 60 Covid-Fälle in den Familien, die wir betreuen. Umso glücklicher sind wir, dass wir bisher keinen Covid-Fall im Team hatten, was von der großen Umsicht und Verantwortung zeugt, mit der die Kolleg*innen arbeiten. Dennoch ist das natürlich eine immense Zusatzbelastung und wir erleben die Kolleginnen und Kollegen als stark belastet. Es kommt auch deutlich häufiger zu Krankheitsausfällen aufgrund der Überbelastung.
Telefonische Beratung oder digitale Videokonferenzen über sichere Plattformen der Rummelsberger Diakonie – können die Mitarbeitenden den direkten Kontakt so nicht auf ein Minimum reduzieren?
Raudszus: In den Betreuungsvereinbarungen mit dem Jugendamt steht, dass die im Hilfeplan vereinbarten Maßnahmen soweit möglich vorrangig persönlich stattfinden sollen. Nur wenn die Klient*innen dies nicht wünschen, Krankheitssymptome aufweisen oder sich in Quarantäne befinden, können digitale Medien genutzt werden. Wenn wir unsere Leistung länger als eine Woche nicht oder mehr als 14 Tage nur medial erbringen können, müssen wir den ASD (Fachdienst des Sozial- und Jugendamtes in jeder Kommune) schriftlich informieren und das weitere Vorgehen abstimmen.
Pfingstgraef: Unsere Mitarbeiteri*innen sehen natürlich die Nöte und Bedarfe der Kinder, Jugendlichen und Familien und gehen deshalb selbstverständlich weiter in die Familien. Dabei haben Sie aber oft das Gefühl alleine an der Front zu stehen, Flagge zeigen zu müssen und dabei selbst nicht bedacht zu werden.
Woher kommt dieses Gefühl der Missachtung?
Raudszus: Dass es keine Möglichkeit auf Homeoffice gibt ist sicherlich ein Grund. Ausschlaggebend ist aber vor allem, das Gefühl der Missachtung seitens der Politik. Es gibt für Mitarbeitende der ambulanten und auch stationären Jugendhilfe keine klaren Schutzanweisungen und es wurden den sozialen Trägern auch keine finanziellen Mittel bereitgestellt, um die Kolleg*innen mit entsprechender Schutzkleidung ausrüsten zu können. Besonders in der ersten Lockdown-Phase 2020 war das ein großes Problem. Es gab anfangs zu wenig Schutzmasken und die Finanzierung musste auch erst einmal sichergestellt werden. Über einen Spendenfond wurde das zum Glück möglich gemacht und heute bestellen wir immer gleich große Mengen. Das verringert die Kosten und ist einfacher zu organisieren.
Pfingstgraef: Hinzu kommt, dass die Jugendhilfe auch bezüglich Reihentestungen und Impfstrategien nicht mitbedacht wird und auf sich gestellt ist. Obgleich im ambulanten Bereich die Gefährdung der Kolleg*innen besonders hoch ist, da sie zu den betroffenen Kindern, Jugendlichen und Familien nach Hause gehen. Ohne zu wissen, wie diese sich hinsichtlich der Lockdown-Maßnahmen verhalten. Wenn Sie mal auf das Online-Portal des bayerischen Impfzentrums zur Corona-Schutzimpfung schauen - dort gibt es keine Möglichkeit sich als Mitarbeiter*in der stationären oder ambulanten Kinder- und Jugendbetreuung zu registrieren. Das heißt, die Kolleg*innen werden im Gegensatz zu Pflegefachkräften, Lehrer*innen oder Erzieher*innen nicht vorrangig behandelt, obgleich sie mindestens dem gleichen Risiko ausgesetzt sind.
Sind die Kinder-, Jugendlichen und Familien durch Corona ebenfalls zusätzlich belastet?
Raudszus: Ich denke, das sind wir alle. Je länger es dauert, desto höher wird die Belastung. In der ersten Lockdown-Phase 2020 hatten wir zum Teil ja sogar eher gegenteilige Erfahrungen. Die Klient*innen kamen erstaunlich gut mit der Situation zurecht – einige profitierten auch ganz offensichtlich vom reduzierten Alltagsgeschehen. Das tolle Frühlingswetter half hier natürlich auch. Der damals neu ins Leben gerufene „walk-and-talk“ kam bei vielen Klient*innen ebenfalls gut an. Seit Weihnachten war das Wetter nun für diese Betreuungsform selten geeignet und auch die Dauer der Beschränkungen lastet auf den Seelen aller. Wir spüren einen deutlichen Anstieg von Spannungen und Konflikten in den Familien – auch dort, wo es bisher gut lief.
Pfingstgraef: Seit Jahresbeginn nimmt die Zahl der Inobhutnahmen allgemein zu und auch das Jugendamt Nürnberg meldet, dass die Gewalt steigt. Die Situation wird sich in den nächsten Wochen vermutlich auch erst einmal weiter verschärfen, ehe dann hoffentlich Lockerungen und zurückgehendes Pandemiegeschehen für Erleichterungen sorgen.
Was würden Sie sich für die kommenden Wochen und Monate wünschen?
Raudszus: Für die Mitarbeitenden wäre vor allem ein Ausgleich für die deutlich höhere Belastung im Betreuungsalltag wichtig. In Form von Teamgesprächen oder Supervision aber auch in Form von zusätzlichen Erholungsphasen. Außerdem wünschte ich, die Kolleg*innen bekämen die Achtung, die sie verdienen für ihre wichtige Arbeit, die sie in dieser Krisensituation leisten.
Für die Klient*innen hoffen wir auf mögliche Lockerungen im Alltag, damit die Kinder und Jugendlichen wieder Sport machen und sich einander wieder begegnen können. Der Kontakt zu Gleichaltrigen ist entwicklungsmedizinisch von essenzieller Bedeutung für sie.
Pfingstgraef: Das kann ich so unterstreichen. Außerdem wünsche ich mir, dass sich die Kolleg*innen aus der Kinder- und Jugendhilfe alle gemeinsam mit Erzieher*innen und Lehrer*innen impfen lassen können.
Das Interview führte Stefanie Dörr
In der Jugendhilfe sind seitens der bayerischen Staatsregierung weder präventive Testungen noch eine Impfstrategie geplant.
Mehr lesenNürnberg – „Ich danke Ihnen, Frau Schaffner. Das ist die schönste Nachricht dieses Tages!“ Die Erleichterung ist Max Pfingstgraef deutlich anzuhören, man hört den sprichwörtlichen Stein plumpsen, als er die gute Nachricht von Dr. Schaffner vom Gesundheitsamt Nürnberg entgegennimmt. „Ab heute Nacht Null Uhr ist unsere Quarantäne und Isolation offiziell aufgehoben!“, berichtet er anschließend. Der 25-Jährige arbeitet als pädagogische Fachkraft in der Clearingstelle, die die Rummelsberger Diakonie zusammen mit einer heilpädagogischen stationären Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Nürnberg betreibt. Hinter dem Erzieher, seinen Kolleg*innen und den jungen Migrant*innen liegen zwei anstrengende Wochen. Im Januar wurde bei einem jungen Afghanen aus der Wohngruppe Covid-19 nachgewiesen. Der 17-Jährige war nach einem Klinikaufenthalt präventiv auf das Virus getestet worden, ehe er in die Wohngruppe zurückkehren sollte. Anschließende Testungen aller Jugendlichen und Mitarbeitenden im Haus ergaben, dass weitere fünf der 21 aktuell betreuten Jugendlichen und keine der insgesamt 20 Mitarbeitenden betroffen waren. „Gemäß den Anweisungen des Gesundheitsamtes richteten wir daraufhin für die vergangenen zwei Wochen in der Clearingstelle die Quarantäne- und in der Wohngruppe die Isolations-Station ein“, berichtet Pfingstgraef.
Für Jugendliche ist der aktuelle Lockdown an sich schon eine hohe Belastung. Zwar sind sie gesundheitlich durch das Corona-Virus durchschnittlich weniger gefährdet, umso stärker sind sie jedoch von den Maßnahmen zur Virus-Eindämmung und den damit verbundenen sozialen Einschränkungen betroffen. Die für Jugendliche wesentlichen Treffen mit ihren Freund*innen zuhause, an Treffpunkten oder beim Sport sind derzeit kaum oder gar nicht möglich. In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach geben 63 Prozent der jungen Menschen an, dass sie sich einsam fühlen oder unter Einsamkeit und den Einschränkungen leiden. Für Jugendliche, die in einer stationären Einrichtung der Jugendhilfe leben gilt das ebenso, hier kommen die individuellen Schwierigkeiten der einzelnen Jungen und Mädchen noch hinzu – das Konfliktpotenzial innerhalb der Wohngruppen wächst.
Auch Max Pfingstgraef und seine Kolleg*innen in der Juvenellstraße berichten von zunehmenden Konfliktsituationen, höherem Stress sowie von stark depressiver und gereizter Stimmung in Clearingstelle und Wohngruppe. „Die Quarantäne hat das alles noch einmal verstärkt. In den vergangenen zwei Wochen mussten wir den Jungen und Mädchen auch die wenigen Bewegungsmöglichkeiten, die seit dem Lockdown noch möglich sind nehmen. Sie durften das Haus gar nicht mehr verlassen“, berichtet Pfingstgraef. Das sei für alle im Haus eine große Belastung gewesen. „Gerade in der Clearingstelle stehen die jungen Menschen oft unter einer riesigen Anspannung. Sie sind meist traumatisiert, erst seit kurzer Zeit in Deutschland und leben in einer Zweckgemeinschaft mit vielen fremden Menschen aus fremden Kulturen und Nationalitäten“, so Pfingstgraef. Die nun insgesamt 15-tägige Isolation brachte alle an ihre Grenzen. „Es herrschte oft Langeweile und Frustration. Umso großartiger finde ich, dass trotzdem alle großes Verständnis für die Situation zeigten und sich an die Quarantäne- sowie Isolationsmaßnahmen hielten“, beschreibt Pfingstgraef die Situation. So kam es auch zu keiner weiteren Ansteckung. Insgesamt dreimal wurden alle Jugendlichen und Mitarbeitenden jeweils getestet. Für die Mitarbeitenden war die Testung freiwillig.
Denn während es in Pflegeeinrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe Reihentestungen und Impfstrategien gibt, ist die Jugendhilfe auf sich gestellt. „Die Mitarbeitenden der ambulanten, teilstationären sowie stationären Jugendhilfe garantieren mit ihrer pädagogischen Arbeit eine sichere, verlässliche und angemessene Betreuung von Kindern, Jugendlichen und Familien mit Unterstützungsbedarf“, berichtet Thomas Grämmer, fachlicher Leiter der Rummelsberger Dienste für junge Menschen gGmbH. Im ambulanten Bereich sei die Gefährdung der Kolleg*innen besonders hoch, da sie zu den betroffenen Kindern, Jugendlichen und Familien nach Hause gingen, ohne zu wissen, wie diese sich hinsichtlich der Lockdown-Maßnahmen verhielten. „Und dennoch finden die Beschäftigten der Kinder- und Jugendhilfe nach wie vor keine Berücksichtigung in den coronaspezifischen Verordnungen der bayerischen Staatsregierung.“, schließt Grämmer.
Deshalb ließen sich Max Pfingstgraef und die Kolleg*innen von Clearingstelle und Wohngruppe sehr gerne mittesten. „Wir waren alle erleichtert über diese Testmöglichkeit“, erzählt Max Pfingstgraef und fügt schmunzelnd hinzu „Noch erleichterter sind wir aber jetzt, weil wir wieder raus dürfen.“
Evangelische Hochschule Nürnberg stellt Ergebnisse vor
Mehr lesenNürnberg Beim 12. Forum der Evangelischen Hochschule Nürnberg „Forschung-
Entwicklung –Transfer“ stellte Prof. Dr. Karl Titze seine Untersuchung zum Wohlbefinden der
Kinder und Jugendlichen in den therapeutischen Wohngruppen des Raumerhauses in
Rummelsberg vor. Die Arbeit entstand mit der Unterstützung des Wichern-Instituts nach
einer Idee der Rummelsberger Jugendhilfe.
Im Online-Forum erläuterte Forschungsleiter Titze die Erkenntnisse der Untersuchung. Die
Kinder und Jugendlichen im Rummelsberger Raumerhaus benoten ihren Aufenthalt mit
einem Wert von 2,8. Die Skala reichte von null (gar nicht zufrieden) bis vier (sehr zufrieden).
2,8 entspricht also im Mittel etwa „ziemlich“ zufrieden. Der Vorstandsvorsitzende der
Rummelsberger Diakonie, Rektor Reiner Schübel, bewertet das Ergebnis der Studie so: „Die
meisten Kinder und Jugendlichen kommen nicht aus freien Stücken zu uns. Umso
erfreulicher ist, dass sie ihr Leben miteinander und die Betreuung durch die Rummelsberger
Fachleute positiv beurteilen.“
Das Raumerhaus mit seinen therapeutischen Wohngruppen ist eine Jugendhilfeeinrichtung
der Rummelsberger Diakonie. Dort leben 35 junge Menschen im Alter von sechs bis
sechzehn Jahren in drei Wohngruppen im Gebäude und zwei Außenwohngruppen. Der
Altersdurchschnitt liegt bei 13,6 Jahren. Die Betreuung durch das Raumerhaus ist eng mit
der trägereigenen Schule zur Erziehungshilfe mit dem Schwerpunkt soziale und emotionale
Förderung verknüpft. Neben den Pädagog*innen im unmittelbaren Wohnbereich sind weitere
heilpädagogische, therapeutische und psychologische Fachkräfte in die Begleitung der
jungen Menschen einbezogen.
Zu Beginn der Untersuchung führte das Forschungsteam Interviews mit den Jugendlichen
und den betreuenden Pädagogen durch. Aus diesen Gesprächen wurde ein
wissenschaftlicher Fragebogen entwickelt, den die jungen Menschen schließlich
beantworteten. Die Fragen erstreckten sich unter anderem über Privatsphäre,
Vertrauenspersonen, Mediennutzung, Essenssituationen, Gruppenregeln, Zusammenleben
in der Gruppe, Familienbesuche, Beteiligungs- und Beschwerdemöglichkeiten,
therapeutische und Freizeit-Angebote.
Genauer unter die Lupe genommen wurden auch die sozialen Beziehungen der Bewohner.
Zu den bemerkenswerten Trends gehörte hier, dass Pädagogen in den Wohngruppen
gleichviele soziale Ressourcen auf sich vereinen, wie die Eltern von Vergleichskindern, die
Zuhause leben. Die Vermutung liegt nahe, das Zuhause und Heim nicht in Konkurrenz,
sondern als Ergänzung wahrgenommen werden. Das Heim stellt den Jugendlichen viel von
dem zur Verfügung, was zum persönlichen Wohlbefinden gebraucht wird.
Die Bewertung der Mitbewohner zeigt ein anderes Bild. Die vertrauten Freunde im familiären
Umfeld schneiden deutlich besser ab. Nach erster Interpretation erscheint das
nachvollziehbar, denn die Freunde zuhause finden die Jungen und Mädchen freiwillig, sie
entscheiden mit wem sie Zeit verbringen. In der therapeutischen Wohngruppe sind sie in
einer Gemeinschaft, von der sie sich nicht abwenden können. Begründet liegt das im
pädagogisch - therapeutischen Auftrag der Lebensform Wohngruppe. Die jungen Menschen
sollen soziale Fähigkeiten in einer Gruppe erlernen und sich mit sich selbst
auseinandersetzen.
Die Beziehungen außerhalb der Wohngruppe sind für die Jugendlichen wichtig. Dazu gehört
beispielsweise die Mitgliedschaft in Sportvereinen und der Freiwilligen Feuerwehr. Sie
ermöglichen sowohl individuelle Entwicklungen und öffnen einen weiteren Raum, in dem
soziales Lernen gefördert wird.
Die Untersuchung hat auch Aspekte aufgezeigt, die verbessert werden können. Kritik übten
die Jugendlichen an Gruppenregeln und Gruppengesprächen. Für die Mitarbeitenden des
Raumerhauses ist dies der Auftrag gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen Regeln zu
überarbeiten.
Regionalleiter Thomas Bärthlein und die Mitarbeitenden im Raumerhaus sind dankbar für die
Untersuchung und Reflexion ihrer Arbeit. Die enge Zusammenarbeit zwischen Hochschule,
dem Rummelsberger Wichern-Institut und der Praxis bringt für alle Beteiligten wichtige
Erkenntnisse, die ebenso in den Alltag einfließen wie sie wissenschaftliches Arbeiten
weiterbringen.
Weitergehende Information:
Wichern-Institut für diakonische Praxisforschung und Entwicklung
Das gemeinsame Institut der Evangelischen Hochschule Nürnberg (EVHN) und der
Rummelsberger Diakonie wurde im Jahr 2015 gegründet. Es hat den Status eines An-
Instituts der EVHN. Das Institut hat die Aufgabe, diakonische Praxisforschung in den für die
Rummelsberger Diakonie relevanten Handlungsfeldern voranzutreiben. Es soll die
Untersuchung aktueller Fragestellungen und die Entwicklung zukunftsweisender Konzepte
befördern.
Leiter des Instituts ist Prof. Dr. Joachim König. Als Vizepräsident der EVHN zeichnet er
innerhalb der Hochschulleitung für Forschung und Entwicklung verantwortlich. Er ist zudem
Leiter des Instituts für Praxisforschung und Evaluation.Sitz des Institutes ist das ehemalige
Universitätsgebäude in Altdorf, heute Wichernhaus. Die Geschäftsführung liegt bei Olaf
Forkel.
ABF Apotheke und Rotary Club Nürnberg-Reichswald spenden FFP2-Masken an Rummelsberger Diakonie in Nürnberg und Fürth
Mehr lesenFürth – „Wir betreuen Familien, die ein enges Budget zur Verfügung haben und Anschaffungen nicht einfach so stemmen können“, so Dorothée Schmidt, Dienststellenleiterin in der Jugendhilfe in Fürth. Umso mehr freute sie sich über die großzügige Spende der ABF Apotheke und des Rotary Club, die zusammen 6.000 Masken gespendet haben.
Zur corona-konformen Spendenübergabe war Eva Neubert, Fundraising-Referentin bei der Rummelsberger Diakonie, gemeinsam mit Sabine Thiel, Mitarbeiterin bei der Rummelsberger Diakonie und selbst Rotarierin, in die ABF-Apotheke gefahren. Der Rotary Club Nürnberg-Reichswald, vertreten durch Apotheker Jochen Schreier, spendete 3.000 Euro an die Rummelsberger Diakonie für die notwendige Anschaffung von rund 3.000 FFP2 Masken. Angesichts der Dringlichkeit legte Tochter Eva Schreier, Inhaberin der ABF Apotheke, spontan weitere 3.000 FFP2 Masken drauf.
Die Hälfte der Masken wurden für die Jugendhilfe Fürth, beispielsweise für das Kinderheim St. Michael, eingesetzt, die andere Hälfte konnte an geflüchtete Menschen und an die Häuser Mutter und Kind in Nürnberg verteilt werden. Zusätzlich zu den kostenlosen Masken durch die Stadt hat so jede Familie, die durch die Ambulanten Erzieherischen Dienste betreut wird, zwei bis vier Masken bekommen, weitere Masken haben die Jugendlichen im stationären Bereich erhalten und die Mitarbeitenden in den Beratungsstellen und den Ambulanten Erzieherischen Diensten, die jeden Tag rund vier Kontakte stemmen müssen.
Das Private Förderzentrum Fassoldshof – Die besondere Schule fördert mit viel Zeit und Geduld zum Wohl der Kinderseele
Mehr lesenFassoldshof – Nie zuvor waren Lehrerinnen und Lehrer derart eng und intensiv mit den alltäglichen Sorgen und Nöten von Kindern beschäftigt wie heute – in Zeiten von Corona mit Notbetreuung in der Schule und „Lernen auf Distanz“ zuhause.
Die Schüler, die die Notbetreuung in der Schule besuchen, müssen mit wechselnden Lehrkräften und viel selbstständigem Arbeiten zurechtkommen. Zusätzlich müssen sie während der ganzen Zeit Gesichtsmasken tragen, Abstand halten und viele andere Schutzmaßnahmen beachten. Eine Belastung, sowohl für die Schüler*innen als auch für die Lehrkräfte.
Das „Lernen zuhause“ stellt eine ebenso große Herausforderung für die Kinder dar. Sie müssen sich in neue PC-Programme einarbeiten, um mit den Lehrkräften in Kontakt treten und das Arbeitsmaterial digital bearbeiten zu können. Zusätzlich müssen sie noch Arbeitsblätter zuhause allein bearbeiten. Um das alles bewerkstelligen zu können, brauchen die Kinder die Unterstützung ihrer Eltern. Dies stellt eine Belastung für die ganze Familie dar.
Es wird immer deutlicher, dass eine ruhige Lernatmosphäre im Klassenverband, die Verlässlichkeit kompetenter Lehrkräfte und ausreichend Zeit und Geduld in der Schule, die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Schullaufbahn sind. Viele Eltern fragen sich, was sie dazu beitragen können, ihrem Kind in dieser schwierigen Zeit zu helfen und ihm eine optimale Hilfe beim Lernen zu bieten.
Das gilt in besonderem Maß für Kinder, die in der Schule und im Unterricht mehr Aufmerksamkeit benötigen, um ihre Fähigkeiten zu entwickeln und ihre positiven Eigenschaften zeigen zu können. Auch bei Schülern, denen es an Selbstvertrauen fehlt und die im Laufe dieses schwierigen Schuljahres den Anschluss verloren haben und an sich zweifeln, fragen sich die Eltern oftmals, was wohl der beste Weg für ihr Kind ist. Eine frühzeitige fachliche Beratung zum Wohle der Kinderseele bietet vielfach Lösungen, die allen helfen kann – den Schülern und den Eltern.
Optimale Lösungen durch frühzeitige fachliche Beratung
Erste Ansprechpartner sind da sicherlich die Klassenlehrer und Beratungslehrer der Schulen, mit denen man offen über Sorgen und Probleme sprechen kann, auch wenn es vielleicht im ersten Moment Überwindung kostet.
Andere Möglichkeiten der Beschulung zeigt auch der Mobile Sonderpädagogische Dienst der Förderzentren auf. Dieser kann von den Schulen in den verschiedensten Fällen zu Rate gezogen werden.
Eine weitere Anlaufstelle ist auch die Kulmbacher Beratungsstelle für Inklusion (KUBI).
Wichtig ist vor allem, dass die Eltern im Hinblick auf die seelische Gesundheit des Kindes möglichst frühzeitig die Beratung suchen. Je früher die Weichen neu gestellt werden, desto schneller kommt das Kind wieder ins schulische Gleichgewicht, kann seine Stärken entwickeln und ausbauen und gewinnt Selbstvertrauen – die besten Voraussetzungen, um die Schullaufbahn erfolgreich und vor allem mit Freude zu beschließen.
Kompetentes Förderzentrum Fassoldshof
Eine der Einrichtungen, die seit Jahrzehnten hohe Anerkennung genießt, ist das Private Förderzentrum Fassoldshof mit dem Förderschwerpunkt emotional-soziale Entwicklung. Die Schüler*innen zwischen 6 und 15 Jahren werden in insgesamt acht Stütz- und Förderklassen mit jeweils maximal acht Kindern in Fassoldshof, Kulmbach und Stadtsteinach von einem kompetenten und engagierten Lehrer- und Pädagogen-Team unterrichtet.
Das Angebot erstreckt sich von Klasse 1 bis Klasse 9. In der Grundschule „Die Kleinen PrinZen“ in Kulmbach werden Kinder von Klasse 1 bis 4 unterrichtet. In der Grundschule „PrinZ“ in Stadtsteinach werden Kinder in den Klassen 3 bis 5 und in der Mittelschule in Fassoldshof in den Klasse 6/7 bis 9 beschult.
Falls Ihr Kind – gerade während der Corona-Pandemie – im schulischen Alltag nicht mehr zurechtkommt oder den Anschluss verloren hat, können Sie sich gerne zur unverbindlichen Beratung an die Schulleitung des Privaten Förderzentrums Fassoldshof, Claudia Bordfeldt, wenden (Tel: 09229/78-202, E-Mail: bordfeldt.claudia@rummelsberger.net).
NM Vital Apotheke e.K in Neumarkt spendet FFP2-Masken für die Jugendhilfestation und andere Einrichtungen
Mehr lesenNeumarkt – FFP2 Masken schützen zuverlässig vor Viren wie dem Corona-Virus. Doch günstig sind die Masken nicht und wenn man sie häufig benötigt, weil man beispielsweise viel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, dann geht der Schutz schnell ins Geld.
Insgesamt 1.000 FFP2-Masken hat die NM Vital Apotheke e.K in Neumarkt daher der Rummelsberger Diakonie kostenlos zur Verfügung gestellt. „Wir freuen uns, wenn wir helfen können“, so Margit Schlenk, Betreiberin der Apotheke. Bei einer corona-konformen Spendenübergabe in den Räumlichkeiten der Apotheke hat sie die Kartons mit den Masken an Fundraising-Referentin Eva Neubert von der Rummelsberger Diakonie übergeben – die ersten 500 Masken hat Eva Neubert im Anschluss direkt an die Jugendhilfestation Neumarkt (JUST) weitergegeben. Kinder, Jugendliche und deren Familien finden in der JUST Beratung und Hilfe bei der Bewältigung ihres Alltags und für die Erziehung der Kinder. „Diese Hilfe nehmen oft Menschen am Existenzminimum in Anspruch“, so Eva Neubert. „Wir sind sehr dankbar, dass wir dort jetzt spontan durch kostenlose FFP2-Masken helfen können.“
Margit Schlenk, die als Mitglied im Rotary Club Nürnberg Sigena schon viele Jahre die Rummelsberger Diakonie unterstützt, gibt auch noch einen Tipp für die korrekte Verwendung der Masken mit auf den Weg: „Am besten wäre es, wenn man sich ein Brett mit sieben Nägeln bastelt, die für die Wochentage von Montag bis Sonntag stehen.“ Denn: Man kann die Masken wiederverwenden, wenn man sie ausreichend lange trocknet – Expert*innen, wie beispielsweise an der Universität in Münster (http://www.fh-muenster.de/ffp2) empfehlen sieben Tage. „Am Montag hängt dann die Montags-Maske, am Dienstag die Dienstags-Maske und so weiter. So kann man die Masken rund vier Wochen weiterverwenden, bevor man sie austauschen muss“, so die Apothekerin.
Playmobil spendet Spielsets an Einrichtungen der Rummelsberger Diakonie
Mehr lesenRummelsberg – Wie eine zweite kleine Bescherung zu Weihnachten fühlt es sich an, als die Kinder der Heilpädagogischen Tagesstätte (HPT) in Rummelsberg das große Überraschungspaket öffnen. „Oder eigentlich wie eine große Bescherung, so viel Spielzeug war da drin“, so Diakon Andreas Mrotzek, Einrichtungsleitung in der HPT. Häuser, Autos, Menschen, Tiere… Die Kinder sind begeistert über die vielen verschiedenen Sets, die nun auf die verschiedenen HPT-Gruppen aufgeteilt werden.
Der Spielzeughersteller Playmobil hatte Kindern mit und ohne Behinderung, die Einrichtungen der Rummelsberger Diakonie besuchen, eine riesengroße Menge verschiedenster Spielsets gespendet, die in den letzten Tagen an die Kolleginnen und Kollegen vor Ort verteilt wurden. Die Kinder der Heilpädagogischen Tagesstätten in Altdorf, Rummelsberg, Nürnberg und Donauwörth, der Kindertagesstätten in Nürnberg, Fürth und dem Nürnberger Land, am Auhof, im Wichernhaus und in anderen Einrichtungen und Diensten verbringen die nächsten Tage daher mit dem Aufbauen der Spiellandschaften. „Alle haben sich riesig gefreut und haben gleich ein Lieblingsset gefunden“, so Andreas Mrotzek. Da Kinder, die einen Anspruch auf Hilfe zur Erziehung haben, grundsätzlich einen Anspruch auf Notbetreuung haben, sind beispielsweise in der HPT derzeit 29 von 31 Kindern in der Notbetreuung und bearbeiten in der Einrichtung ihre schulischen Aufgaben. Das gemeinsame Playmobil-Spiel ist da natürlich eine willkommene Abwechslung.
Björn Seeger, Pressesprecher bei Playmobil, betont: „Wir wollten uns gern in der Region engagieren. Gerade in Corona-Zeiten war es uns wichtig, Kindern eine Freude zu machen.“ Das ist gelungen: Insgesamt mehr als 2.400 Kinder erreicht die Spielzeugspende der Zirndorfer Firma. Sets für die Kleinsten in den Kinderkrippen waren ebenso dabei wie Sets für die Größten unter den Kleinen. Alle Sets wurden in der stillgelegten Backstube im Rummelsberger Café gelagert und dann nach und nach an die Mitarbeitenden verteilt, die am Aussuchen fast so viel Freude hatten, wie die Kinder später beim Spielen.
Im Haus Mutter und Kind in Nürnberg finden schwangere und alleinerziehende Frauen mit ihren Kindern ein Zuhause
Mehr lesenBesire Arpaci hat schon an vielen Orten gelebt. Daheim hat sie sich nirgends gefühlt. Dass das heute anders ist, verdankt Sie dem Haus Mutter und Kind in Nürnberg – und der Geburt ihres Sohnes Azad vor 19 Monaten.
„Ich habe 20 Jahre auf ein Baby gewartet. Azad ist mein Wunder von Gott“, sagt die 40-Jährige. Ihr Ehemann, mit dem sie in Stuttgart lebte, gab ihr die Schuld daran, dass sich kein Nachwuchs einstellte, ein Arzt attestierte ihr Unfruchtbarkeit. Es gab viel Streit, der immer häufiger eskalierte und zu Schlägen führte. Zwei Wochen lang lag sie nach einem solchen Streit im Koma – danach war ihr klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Sie zog zu einer Freundin nach Nürnberg, dann zu ihrer Oma in die Türkei, aus Angst, dass ihr Ehemann sie finden würde. Sie strebte eine Scheidung an. „Ich vertrage das Schlagen einfach nicht“, fasst sie ihre Beweggründe trocken zusammen.
Zu den Eltern konnte sie nicht zurück, als die Scheidung 2015 endlich rechtskräftig wurde. „Sie fanden das mit der Scheidung nicht gut. Meine Familie war zwar in Nürnberg, aber ich bin völlig alleine gewesen. Und in der Türkei wollte ich auch nicht bleiben. Eine Frau kann dort nicht gut alleine leben.“ Männer machten ihr Angst, bis sie Azads Vater kennenlernte. „Er war wie ein Engel“, erinnert sie sich. „Wir haben über alles geredet und er hat mir immer geholfen. Als ich schwanger wurde, habe ich das erst nicht geglaubt.“ Ihm völlig zu vertrauen, das schafft sie bis heute nicht. Er lebt weiterhin in der Türkei, die beiden telefonieren regelmäßig. „Wenn wir eine Wohnung finden, dann kommt er vielleicht auch nach Deutschland.“
Allerdings: In Nürnberg eine Wohnung zu finden ist nicht einfach. Durch Zufall kam Besire Arpaci ins Haus Mutter und Kind: Eine Freundin, die selbst dort gelebt hatte, erzählte ihr davon. Nach einem halben Jahr war eine Wohnung für sie frei, Azad war damals gerade vier Monate alt. Mit dem Baby hatte sie vorher bei ihrer Freundin gelebt – gemeinsam mit deren Mann, den beiden Kindern und der alten Mutter. Jetzt wohnt sie mit Azad in einer eigenen, kleinen Wohnung im Haus Mutter und Kind – ein Zuhause auf Zeit. Insgesamt leben 30 Frauen und ihre Kinder im Haus Mutter und Kind, Männer dürfen nicht mit einziehen.
Der Mietvertrag sei auf fünf Jahre befristet, die meisten Frauen blieben rund drei Jahre, erklärt Daniela Wies, die als Sozialpädagogin im Haus Mutter und Kind arbeitet. „Das Haus Mutter und Kind ist keine Einrichtung der Jugendhilfe. Die Frauen unterschreiben einen Mietvertrag und wir bieten Beratung im Haus an. Das ist ein freiwilliges Angebot.“ Die Schwangeren und alleinerziehenden Mütter erfahren meistens vom Wohnungsamt von dem Angebot. Einige kommen auch aus Frauenhäusern oder aus anderen Einrichtungen. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie kommen aus einer schwierigen Lebenssituation, so wie Besire Arpaci. „Ihre Laufbahn ist typisch. Flucht vor dem Partner, Ausreise aus wirtschaftlich und politisch unsicheren Ländern, Misshandlungen und Arbeitslosigkeit sind nur einige der Notlagen, die die Frauen zu uns bringen. Hier können sie wieder Fuß fassen, sich orientieren, zur Ruhe kommen. Sie können bei uns neue Perspektiven finden“, so Daniela Wies. Viele Frauen haben großen Anleitungsbedarf. Wie zahle ich meine Stromrechnung? Was mache ich, wenn mein Kind nicht durchschläft? Wie trenne ich den Müll richtig? „Wir unterstützen auch bei Anträgen, zum Beispiel für die Erstausstattung für das Kind. Oder wir vermitteln in andere Angebote weiter: Wir können zum Beispiel keine Rechts- und Schuldnerberatung machen, da verweisen wir auf entsprechende Beratungsstellen.“ Außerdem bieten Daniela Wies und ihre Kollegin den Frauen ein Übungsfeld, Bedürfnisse zu äußern und Konflikte angemessen auszutragen und beizulegen.
Gemeinsame Erlebnisse sollen Sicherheit vermitteln und zeigen: Du bist nicht allein. „Im Moment können wir leider nicht viel anbieten, wegen Corona. Gemeinsames Frühstück, Kürbisse schnitzen, Sommerfest: Das musste alles ausfallen.“ Doch durch diese Dinge wird das Haus Mutter und Kind erst wirklich zu einem Zuhause, findet Daniela Wies. Sie hofft, dass nächstes Jahr wieder eine Freizeit stattfinden kann und dass die Frauen wieder mehr Kontakt untereinander haben können. Das Ziel all dieser Angebote: Die Frauen können durch die nahe Unterstützung im Haus alles lernen, was sie für ihr Leben brauchen. „Wenn sie dann umziehen, dann sollen die Grundpfeiler ihres Lebens sicher betoniert sein. Sie sollen wissen, was sie wollen“, wünscht sich Daniela Wies.
Besire Arpaci nimmt die Unterstützung von Da-niela Wies gerne an. Sie ist sehr dankbar für das Zuhause auf Zeit, das sie im Haus Mutter und Kind gefunden hat. „Das ist meine Heimat geworden. Jeden Tag bin ich dankbar: Ich habe zu essen, ein Dach über dem Kopf, mein Kind. Ich bin glücklich. Und ich weiß, dass ich jetzt auf einem guten Weg bin. Ich kann bald auf eigenen Füßen stehen.“
Ein Zuhause im Löhehaus in Altdorf
Mehr lesenJetzt, wo die Tage kurz sind, nutzen Rita Braun und Yvonne Altmann die freie Zeit wieder öfter für ihre Lieblingsbeschäftigung: das Kartenspielen. Wenn die beiden gemeinsam am Tisch sitzen, dann ist das ein sehr familiäres Bild. Doch Rita Braun ist Erzieherin im Wilhelm-Löhe-Haus in Altdorf und Yvonne Altmann ist nicht ihre Tochter, sondern wohnt in einer der heilpädagogischen Wohngruppen im Haus.
Das Löhehaus in Altdorf ist ein Ort mit viel Geschichte, aber auch ein Ort, der viele Geschichten schreibt. Der Name der Einrichtung geht auf Wilhelm Löhe, den Gründer des heutigen Diakoneo, zurück. Seine Idee vor rund 200 Jahren: Eine Einrichtung zur Rettung armer Kinder in Altdorf. Heute ist das Löhehaus eine Einrichtung mit vier heilpädagogischen Wohngruppen und einer teilzeitbetreuten Wohngruppe für 43 Kinder und Jugendliche im Alter von drei Jahren bis hin zum frühen Erwachsenenalter. „Wir begleiten Kinder von klein auf bis zur Selbstständigkeit. Das ist dann meist die erste eigene Wohnung oder die erste Arbeitsstelle. Wir bieten ihnen zudem einen familiären Kontext. Einige der Kinder wachsen schon von klein an hier auf“, so Karin Ballwieser, die seit acht Jahren die Leiterin des Löhehauses ist. „Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass das Löhehaus ein Zuhause für all die Kinder ist, die hier leben“, so Karin Ballwieser weiter.
Die Gründe, warum ein Kind ins Löhehaus kommt, sind vielfältig. Jedes Kind bringt seine persönliche Geschichte mit. Das kann der Tod der Eltern sein, der das Löhehaus für ein Kind zum neuen Zuhause werden lässt oder schwere familiäre Probleme, wie zum Beispiel Suchtmittelmissbrauch der Eltern, häusliche Gewalt oder andere Ereignisse, die es nicht mehr möglich machen, dass Kinder in ihren Familien weiter aufwachsen können. „Wir versuchen in jedem Fall mit allen Beteiligten an einem Strang zu ziehen“, erklärt Karin Ballwieser. „Die Kinder und Jugendlichen können auch in ihre Ursprungsfamilien zurückkehren. Eine Rückführung, wenn möglich, ist immer das Ziel unserer pädagogischen Arbeit“, ergänzt sie. „Hinter unserer Arbeit steht ein großes Netzwerk an Hilfesystemen – Jugendamt, Vormünder, unsere Fachdienste und externe Therapien".
Das Löhehaus teilt sich in verschiedene Wohngruppen von den Kleinsten bis hin zu den Jugendlichen, die so weit wie möglich selbstständig miteinander leben. Die Betreuung richtet sich nach dem individuellen Bedarf, so wie es auch in einer Familie ist. So bekommen die Kleinen abends oft noch ein Buch vorgelesen, während die Jugendlichen meistens eher ein offenes Ohr für ihre Alltagssorgen suchen. „Das Schöne in unserer Einrichtung ist, dass Jungen und Mädchen zusammenleben können und auch Geschwisterkinder zusammen aufwachsen können. Wichtig für alle ist eine gemeinsame Tagesstruktur: Frühstück, Mittagessen, Hausaufgaben, Freizeit und gemeinsames Abendessen“, erzählt Karin Ballwieser weiter. „Wir sind sehr glücklich über die direkte Lage im Altdorfer Stadtkern. So ist es für die Kinder und Jugendlichen nicht schwierig, soziale Kontakte zu knüpfen oder Anschluss in einem Verein zu finden. Einige der Jugendlichen sind im örtlichen Fußballverein, aber auch Reiten oder Klettern sind sehr beliebte Hobbies.“ Das Löhehaus ist ein Teil von Altdorf, gehört zur Stadtgemeinschaft dazu. Die Einrichtung hat auch einige Unterstützerinnen und Unterstützer vor Ort, beispielsweise Jürgen Ammon von der gleichnamigen Firma für Sanitärtechnik. Er verzichtet jedes Jahr auf Weihnachtsgeschenke für seine Kunden und spendet stattdessen für die Kinder und Jugendlichen im Löhehaus. Dass das Löhehaus Teil der Ortsgemeinschaft in Altdorf ist, das macht es zu einem richtigen Zuhause für die Kinder.
Doch das Löhehaus ist nicht nur ein Zuhause für die Kinder und Jugendlichen, sondern auch für so manche pädagogische Fachkraft. So auch für Rita Braun, die bereits seit 27 Jahren im Löhehaus tätig ist. 1993 ist sie mit ihrem Mann aus Sachsen nach Nürnberg gezogen und hat nach der Ausbildung zur Erzieherin eine neue Arbeitsstelle gesucht. „Irgendwie ist das Löhehaus seitdem auch ein Stück Zuhause für mich geworden“, erzählt Rita Braun. Neben der Tagesstruktur, die um sechs Uhr mit dem Wecken der Jugendlichen beginnt, ist es der vielfältige und kreative Alltag in den Wohngruppen, den Rita Braun so sehr an ihrer Arbeit schätzt. Sie arbeitet in einer der Mädchenwohngruppen, in der sie gemeinsam mit ihren Kolleg*innen neun Mädchen betreut. Eines der Mädchen ist Yvonne Altmann.
Yvonne ist 16 Jahre alt und lebt seit sieben Jahren mit ihrem kleinen Bruder zusammen im Löhehaus. Sie beschreibt sich selbst als eine sehr kontaktfreudige Person und ist froh, so eine enge Bezugsperson wie Rita Braun an ihrer Seite zu haben. Neben den Einschränkungen der Corona-Pandemie, die ihr oftmals zu schaffen machen, war dieses Jahr für Yvonne kein leichtes Jahr, da sie Anfang des Jahres einen schweren Verlust erlitten hat. „Mir fällt es schwer, niemanden umarmen zu können, denn das geht mit den aktuellen Hygienevorschriften nicht. Ich vermisse es, von meinen Bezugspersonen einfach mal in den Arm genommen zu werden, wenn es mir nicht gut geht,“ sagt Yvonne mit Wehmut in der Stimme. Doch auch in solchen Situationen weiß Rita Braun Rat. „Wir sind da“, sagt sie zu Yvonne und erinnert sie daran, dass es heute Abend Sahnehering gibt.“ „Zuhause bei Mama gab es auch immer Sahnehering, das macht Rita jetzt und sie kann es fast so gut wie Mama früher“, erzählt Yvonne weiter und ergänzt: „Ich bin froh, hier zu sein. Das ist meine kleine Familie. Ich bin hier viel selbstständiger geworden.“ Yvonne Altmann lacht: „Es gibt natürlich auch Dinge, die nicht so toll sind. Oft ist es die Lautstärke beim Abendessen, oder wenn man am Wochenende einfach mal ausschlafen möchte. Doch ich glaube, das ist irgendwie auch normal, so wie in anderen Familien eben auch.“